Kitzbüheler Anzeiger
26.12.2024
News  
 

Welchen Preis hat Bequemlichkeit?

Wo sind sie nur, die „guten alten Zeiten“, wo uns beim Einkaufen noch ein Lächeln begrüßte? Wo uns der Händler noch Bücher empfohlen hat, von denen wir vorher nicht mal wussten, dass es sie gibt?

Da, wo früher geschäftiges Treiben herrschte, sehen wir heute immer mehr leere Schaufenster mit einem „Danke für Ihre Treue“-Schild – Und die Ironie? Gibt’s beim nächsten Online-Kauf gratis dazu (oder hier zum Nachlesen).

Bequemlichkeit als Trendsetter
Warum denn noch auf die Straße gehen, wenn der Lieferant ohnehin all unsere Wünsche binnen 24 Stunden direkt vor der Haustüre abstellt? Die Fritteuse, die Winterjacke und das Ersatzteil für die Waschmaschine – ein Mausklick genügt und alles wird sofort geliefert. Feinsäuberlich verpackt – im riesigen Karton. Der obendrein auch noch als neues Gartenhäuschen für die Kinder durchgeht. Praktisch oder?

Algorithmen statt Herzblut?
Doch was steckt wirklich drin in diesem Karton? Der lokale Geschäftsinhaber, der mit Empathie und Leidenschaft für seine Produkte einsteht, ja wohl kaum. Stattdessen ein Preis, der nur auf den ersten Blick günstig erscheint: Denn immer mehr Geschäftslokale stehen leer, Arbeitsplätze verschwinden, und am Ende bleibt ein Ort, der genauso gut auch ein riesiges Versandlager sein könnte ...

Hinter dem Verkaufstisch eines kleinen Geschäfts stehen echte Menschen, mit Leidenschaft für ihre Produkte. Ein Einkauf hier ist keine anonyme Transaktion. Es ist eine Begegnung. Ein Gespräch. Ein Austausch ... Aber natürlich hat auch das Onlinegeschäft seinen Reiz. Keine (lästigen) Verkäufer, die fragen, ob man noch was braucht; keiner, der wissen will „wie immer?“. Dafür halt gar keine Kommunikation. Nur Klicks. Und Kartons. Und das Ganze auch noch kontaktlos. Auch cool oder?

Alles hat seinen Preis!?    
Nun könnte man sagen: „So ist halt der Lauf der Zeit“.
Alles wird schließlich digitalisiert und automatisiert. Und trotzdem stellt sich mir die Frage, ob der Preis der Bequemlichkeit nicht vielleicht doch zu hoch ist, wenn er am Ende die Seele eines ganzen Ortes kosten kann? Und manchmal ist „bequem“ gar nicht so bequem – zum Beispiel beim Umtausch.

Hightech oder Heimat oder beides?
Während die Drohne das nächste Paket abwirft, werfe ich Folgendes in den Raum: Was ist uns wichtiger? Der schnelle Klick oder der Mensch dahinter? Vielleicht liegt die Lösung ja darin, die Vorteile beider Welten zu verbinden. Bewusst auch wieder mal lokal einzukaufen. Denn so könnten wir die Vielfalt bewahren, die unsere Städte lebendig macht und verhindern, dass die funkelnden Augen hinter den Verkaufstischen am Ende nur noch Erinnerungen sind ...
an die „gute alte Zeit“.

Gastkommentar von Maria Sevignani

 
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