Kitzbüheler Anzeiger
14.09.2017
News  
 

Vordenker der Medizin von morgen

Einen Blick in die Ferne riskierten die hochkarätigen Teilnehmer des ersten „Future Forums“ im Pillerseetal nicht nur auf der Aussichtsplattform des Jakobskreuzes, sondern auch in Sachen Zukunft der Medizin.

St. Jakob  | „Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu erschaffen“ – Unter dieses Zitat stellten die Gründer des Future Forums, Jörg Kraus und Anton Luchner, die Veranstaltung in St. Jakob.

Vertreter verschiedenster Disziplinen und Fachrichtungen hatten Gelegenheit, sich mit dem Themenkreis chronische neurologische Erkrankungen zu befassen. Welche künftigen Herausforderungen diese Krankheitsbilder für das Gesundheitssystem bedeuten wurde genauso beleuchtet, wie ethische Aspekte oder das Thema Reha sowie digitale Strategien bzw. Herausforderungen.  

Persönlicher Kontakt & Patientenautonomie

„Wenn wir das Thema neurologische Erkrankungen präsent machen, ist schon sehr viel geschehen“, erläutert der Neurologe Jörg Kraus, der unter anderem Präsident der Österreichischen Multiple-Sklerose- Gesellschaft ist und zudem Präsident der Arbeitsgemeinschaft Neurologie Salzburg Innergebirg (ANSIG), die als Veranstalter des Future Forums auftritt.

So wurden in St. Jakob unter anderem neueste Forschungsergebnisse präsentiert. Spannende Diskussionen ergaben sich außerdem im Bereich Ethik sowie Patientenautonomie. Denn neurologische Erkrankungen benötigen einen besonders sorgfältigen Umgang mit den Wünschen des Patienten. Selbst wenn eine Patientenverfügung besteht: „Wie weit kann ich selber aus einem gesunden Zustand über einen Krankheitszustand entscheiden?“, kommentiert Kraus. In diesem Zusammenhang sahen die anwesenden Forums-Teilnehmer die immer eingehender diskutierten „Liberalisierungen“ im Bereich Sterbehilfe – wie sie in einigen europäischen Ländern durchaus schon Realität sind – äußerst kritisch.

Ein wesentlicher Fokus der Diskussion lag außerdem auf der voranschreitenden Digitalisierung. Gerade im Umgang mit neurologischen Erkrankungen – wie zum Beispiel Demenz – ist der persönliche Kontakt zum Patienten („Ein Gespräch ohne Akku und WLAN“) unschätzbar wichtig. „Arbeitsteiligkeit, erhöhte Dokumentationspflichten unter zunehmender Verrechtlichung sowie die Struktur der Abgeltungssystem erschweren aber genau das“, präzisierte Winfried Löffler, Institut für Christliche Philosophie an der Universität Innsbruck in seinem Vortrag.

Nicht zuletzt widmete sich das Future Forum auch der Finanzierung des Gesundheitssystems.  „Wir werden alle einmal chronisch krank“, so die überspitzte These, da die Gesellschaft in Summe immer älter wird und daher auch die Zahl  der entsprechenden Erkrankungen zunimmt. Vor diesem Hintergrund ist die Solidargemeinschaft eine wichtige Errungenschaft. Neidgesellschaft, Zwei-Klassen-Medizin und eine unnötige Ausbeutung des Gesundheitssystems sind große Gefahren. Gleichzeitig ist das Gesundheitswesen eine der wichtigsten Wachstumsbranchen.

Zukunftsforum für Medizin

Jörg Kraus und Anton Luchner ziehen ein positives Fazit des ersten Future Forums. „Wir haben unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Wir haben in dieser hochkarätigen Runde viel voneinander gelernt“, so Kraus zum Abschluss der Tagung. Ziel ist es, das Forum langfristig zu etablieren, ergänzt Luchner: „Es soll jährlich stattfinden und im Jakobskreuz bleiben. Der Plan ist, ein Zukunftsforum für medizinische Themen zu schaffen.“ Ganz wie ein Forum Alpbach im Kleinen. Die Thesen und Ergebnisse des Future Forums werden u.a. in der entsprechenden Fachpresse veröffentlicht und somit den Entscheidungsträgern zugänglich gemacht. Elisabeth Galehr

Bild: Anton Luchner und Jörg Kraus (r.) riefen das erste Future Forum auf dem Jakobskreuz in‘s Leben. Ziel ist es, ein Zukunftsforum für medizinische Themen zu etablieren. Foto: Galehr

 
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