Villen-Baustellen sorgen in Kirchdorf für Aufregung
Bereits vor fünf Jahren wurde das Immobilienprojekt auf den Winterstellergründen im Kirchdorfer Gemeinderat präsentiert. Jetzt wo die ersten Bauten stehen, regt sich Unmut.
Kirchdorf | Es ist eine Kritik, die Kirchdorfs Bürgermeister Gerhard Obermüller überrascht hat: Derzeit werden entlang der Ache mitten im Kirchdorfer Zentrum drei große Gebäude hochgezogen. Von vielen Kirchdorfern werden die Bauarbeiten mit Argusaugen verfolgt. Geplant sind dort zehn Doppelhausvillen und sechs Wohnblöcke.
Die Pläne dafür sind alles andere als neu – bereits vor fünf Jahren berichtete der Kitzbüheler Anzeiger über die Entwicklung des neuen Ortsteils.
„Fest steht, dass die Widmungen für das Projekt noch in den Gemeinderäten unter meinen Vorgängern Michael Nothegger 1982 und Ernst Schwaiger 2016 beschlossen wurden. Somit wurde der letzte Teil erst drei Wochen vor meinem Amtsantritt gewidmet“, stellt Kirchdorfs Bürgermeister Gerhard Obermüller klar. Dass sein Vorgänger jetzt nicht mit Kritik an dem Projekt geizt, verwundert ihn daher.
Die besagten Grundstücke – in etwa 17.000 Quadratmeter – mitten im Dorf gehörten der Familie Hunger vom Gasthof Wintersteller. Drei Jahre wurde an einem umfangreichen Projekt getüftelt, bis im Mai 2019 der Bebauungsplan mit Freigabe des Landes Tirol, präsentiert wurde. Der Gemeinderat stimmte mit einer Gegenstimme zu.
Jetzt fünf Jahre später sind die Baumaschinen endgültig aufgefahren und die Kritik ließ nicht lange auf sich warten.
3.000 Quadratmeter für Gemeinde gesichert
Im Rahmen der damaligen Gemeinderatssitzung wurden die genauen Parameter für die Bebauung festgelegt, die Verhandlungen brachten – das stellt Obermüller auch heute noch klar – für die Gemeinde zahlreiche Vorteile. So traten die Besitzer rund 3.000 Quadratmeter Grund zu einem äußerst günstigen Mixpreis – 43 Euro/qm – für gewidmetes Bauland an die Gemeinde ab. 36 Parkplätze für die Feuerwehr und für die Öffentlichkeit konnten ebenso geschaffen werden wie Wegverbindungen zum Achendamm und eine Straßenverbreiterung samt Rundweg. Außerdem sind zusätzlich plangemäß Gewerbe- und Büroflächen und ein Café vorgesehen, erklärt Obermüller. Wie der Dorfchef betonte, hatten die Eigentümer als Projektbeitrag 455.000 Euro im Voraus zu bezahlen. Zusätzlich zu den hohen Erschließungskosten, die mit über 1,3 Millionen Euro zu erwarten sind.
Rund sechs Millionen Euro werde das Projekt in den nächsten 20 Jahren dank Erschließungskosten – Ertragsanteile und laufende Steuern inkl. Kommunalsteuer – in die Gemeindekassen spülen, ist Obermüller überzeugt.
Die Kritik, dass es sich hierbei wieder um ein Projekt handelt, das sich im hohen Preissegment bewegt, ist dem Dorfchef bewusst, er aber kontert: „Wir haben, bzw. werden in den zwei Perioden (2016 bis 2028) in Kirchdorf über 250 soziale Wohnungen geschaffen haben. Wir haben die geforderten Hausaufgaben mehr als gemacht.“
Die Doppelvillen werden bereits angeboten. „Selbstverständlich muss jeder, der hier eine Einheit kauft, einen Hauptwohnsitz inkl. Lebensmittelpunkt begründen und das werden wir sehr streng kontrollieren. Vielfalt wird unserem Ort gut tun und ihn weiterentwickeln“, ist Gerhard Obermüller überzeugt. Margret Klausner
Bild: Bereits im Mai 2019 wurde das Modell des Projektes im Kirchdorfer Gemeinderat präsentiert. Foto: Klausner