Kitzbüheler Anzeiger
03.07.2017
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Unterkünfte werden geschlossen

Im Bezirk Kitzbühel wird neben den Unterkünften in Gasteig, Erpfendorf, Schwendt und Brixen auch das langjährige Heim in Kössen geschlossen.

Bezirk | „Rasch“ – wie es die Tiroler Landesregierung in einer Presseaussendung mitteilt, hat man auf die neue Situation im Flüchtlingsbereich reagiert.   In der letztwöchigen Landtagssitzung wurde eine Neuausrichtung der für die  Versorgung der Asylwerber zuständigen Tiroler Sozialen Dienste GmbH (TSD) beschlossen. Kernpunkte sind Vorgaben, in welchen Bereichen Ausgaben vermindert werden können und wie die Anzahl an Asylunterkünften und Mitarbeitern angepasst werden muss.

Auch im Bezirk Kitzbühel strukturieren sich die TSD nun neu. Fünf Unterkünfte werden geschlossen. Die Meldung überraschte die Medien, denn kurz zuvor hieß es noch, dass im Bezirk lediglich die Selbstversorger-Heime in Gasteig und Erpfendorf aufgelassen werden (der Kitzbüheler Anzeiger berichtete). Nun werden auch noch die Unterkünfte in Schwendt, Brixen und die langjährige Unterkunft in Kössen geschlossen. „Bereits mit Ende Juni wird die Unterkunft in Kössen aufgelöst. Mit Schulende werden die Asylwerber in Schwendt ausziehen und die Schließung der Unterkunft in Brixen ist für den Spätsommer geplant“, informiert Georg Mackner, Pressesprecher der TSD.

Gemeinde Brixen würde wieder helfen

In Brixen waren die Asylwerber im Höcknerhaus, welches im Besitz der Gemeinde ist, untergebracht. Schon lange war vereinbart, dass das Gebäude getauscht wird.  „Der benachbarte Gastronomiebetrieb erhält das Gebäude für eine mögliche Erweiterung, die Gemeinde bekommt im Gegenzug ein Grundstück im Ortszentrum, das doppelt so groß ist“, erklärt Bürgermeister Ernst Huber. Das Zusammenleben mit den Asylwerbern verlief reibungslos. „Alle haben mitgeholfen. Wenn wieder Quartiere gesucht werden, werden wir uns erneut darum bemühen zu helfen“, betont der Dorfchef.

In Schwendt entsteht ein Wohnprojekt

Dass auch das ehemalige Erholungsheim der Landarbeiter und Bauern in Schwendt, ein Quartier mit Ablaufdatum ist, war von Anbeginn klar. Das Gebäude stellte die gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft Frieden zur Verfügung. Bürgermeister Richard Dagn und Vize-Bgm. Maria Schermer waren für eine Stellungnahme aufgrund Auslandsaufenthalte nicht erreichbar. Im Gemeindeamt wurde aber bestätigt, dass dort nun ein  Wohnprojekt realisiert wird. Die Bauverhandlung ist bereits erfolgt, ein Baustart könne aber noch nicht genannt werden, heißt es aus dem Gemeindeamt.

Warum wird das Heim in Kössen geschlossen?

Für Verwunderung sorgt allerdings die Schließung der Unterkunft in Kössen. Der Brennerwirt diente nicht erst seit der steigenden Anzahl an geflüchteten Menschen, sondern schon seit 2005 als Quartier für Asylwerber. „Der Brennerwirt war jahrelang ein zuverlässiger und guter Partner. Wir müssen die Kapazitäten jedoch aktuell dem Bedarf anpassen, zudem versuchen wir vordergründig Selbstversorgerheime langfristig zu etablieren“, erklärt Mackner. Der Brennerwirt wurde als Vollversorger-Einrichtung geführt. „Damit sich die Menschen bei uns leichter zurecht finden, ist es wichtig, dass sie auch kleine Dinge, wie kochen oder einkaufen, selber erledigen dürfen“, veranschaulicht Mackner.

Flörl: „Schließung ist nicht nachvollziehbar“

Die Entscheidung und vor allem den schnellen Entschluss kann Bürgermeister Reinhold Flörl nicht nachvollziehen. „Die Asylwerber haben praktisch schon zur Gemeinde gehört. Es hat nie Probleme gegeben. Die Familie vom Brennerwirt hat über Jahre Großartiges geleistet und muss sich nun von einem Tag auf den anderen wirtschaftlich neu orientieren“, veranschaulicht Flörl. Der Bürgermeister hat sich dafür eingesetzt, dass die Unterkunft erhalten bleibt. „Ich verstehe die wirtschaftlichen Überlegungen, aber die Vorgehensweise ist zu hinterfragen. Ich wollte zumindest einen Aufschub der Schließung erreichen, um der Betreiberfamilie ein wenig Vorlaufzeit für eine Neuorientierung zu verschaffen“, erzählt Flörl.

Schließungen, wo es vertraglich möglich war

Unter den Parametern Vertragslaufzeit und Wirtschaftlichkeit, bzw. unter Rücksichtnahme auf die Integrationsbemühungen und deren nahtlose Weiterführung sieht sich die TSD, so Mackner, gezwungen, teilweise die Zusammenarbeit zu beenden. „Ich möchte mich sehr für die Unterstützungen der Gemeinden und das Engagement der zahlreichen Freiwilligen bedanken“, betont Mackner.

Tirolweit werden Unterkünfte, die,von der TSD angemietet wurden, nun auch nach Möglichkeit an Asyl- und Schutzberechtigte weitergegeben, denn die Wohnungssuche erweist sich nach einem positiv abgeschlossenen Asylverfahren oft als schwierig. „Im Bezirk ist das derzeit aber noch nicht der Fall“, informiert der Pressesprecher.

Die Zahl der Dienstnehmer, die vom TSD im Bezirk beschäftigt werden, bleibt vorerst auch gleich. „Derzeit haben wir vier Mitarbeiter für die Betreuung im Bezirk Kitzbühel im Einsatz“, erklärt Mackner. Johanna Monitzer

Bild: Mit Schulende ziehen die Asylwerber in Schwendt aus. Auf dem Areal werden nun Wohnungen errichtet. Foto: Monitzer

 
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