Kitzbüheler Anzeiger
26.12.2020
News  
 

Tourismusland schwer getroffen

Die Arbeiterkammer beleuchtet in einem eigenen Dossier die ersten sechs Monate der Covid-19-Krise. Tirol traf es österreichweit am härtesten, was die Beschäftigungsverluste betrifft.

Bezirk, Tirol | Durch die starke Bedeutung, die der touristische Sektor in unserem Bundesland hat, traf es Tirol besonders hart: „Die durchschnittliche Beschäftigung in der Periode von März bis August 2020 lag um 5,6 Prozent niedriger als in der Vorjahresperiode. Das bedeutet einen Rückgang um 19.073 Beschäftigungsverhältnisse.“ Die Zahlen im Wirtschaftsabschnitt Beherbergung und Gastronomie sind noch drastischer: Dort betrug das Minus gleich 33,9 Prozent bzw. 12.687 Beschäftigungsverhältnisse. Wobei besonders Frauen von diesem Einschnitt betroffen waren „Die Frauenbeschäftigung in diesem Sektor reduzierte sich als Krisenfolge um ein Drittel“, heißt es dazu in dem Dossier.
Traditionell stark vertreten sind Frauen auch im Handel. Dort gingen laut AK-Erhebung über 900 Beschäftigungsverhältnisse verloren – das entspricht einem Verlust von 3,0 Prozent für diese Branche.

Ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein sind jene Branchen, die einen Zuwachs an Beschäftigung verzeichneten. In Summe können sie das große Minus für die Volkswirtschaft nicht ausgleichen, dennoch kamen immerhin in 26 von 88 gelisteten Wirtschaftsabteilungen Stellen hinzu. Insgesamt entspricht das einem Volumen von 1.570 neuen Beschäftigungsverhältnissen. „Die Arbeitsplatzverluste waren also mehr als dreizehnmal so groß, wie der Beschäftigungszugewinn“, konstatiert die Arbeiterkammer.
Dennoch ist es nicht uninteressant zu sehen, welche Branchen zugewonnen haben. Den stärksten Zuwachs verzeichnete das Sozialwesen (ohne Heime). Auch die abrupte Notwendigkeit von Home Office bzw. Home Schooling schlägt sich in dieser Statistik nieder – die dazu relevanten Branchen gehören zu jenen, die mehr Leute einstellten.
Einzelne Teile der Produktionsindustrie gehören ebenfalls zu jenen, die neue Jobs geschaffen haben – etwa Maschinenbau, Metallerzeugung und -bearbeitung oder auch die Herstellung chemischer Erzeugnisse. Letzteres dürfte auch nicht verwundern.

Kurzarbeit wurde stark genützt
Im April 2020 befanden sich rund 30 Prozent aller Tiroler Beschäftigten in Kurzarbeit – konkret betrug diese Zahl 92.137 Menschen. Im August schlug sich bereits der Effekt des ersten Lockdowns durch bzw. der damals herrschende größere Optimismus.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich „nur“ rund 8 Prozent der Tiroler Beschäftigten in Kurzarbeit (27.836). Vor allem Industrie und Gewerbe nutzten die Möglichkeit der Kurzarbeit – im Mai waren 47 Prozent aller Arbeitnehmer der Branche „Herstellung von Waren“ in Kurzarbeit. Auch der Handel nützte diese Möglichkeit und schickte vor allem im April und Mai (43 Prozent bzw. 42 Prozent) seine Leute in Kurzarbeit. Die tourismusrelevanten Berufe schlagen im Frühling sogar mit noch deutlicheren Zahlen zu Buche: „Im April 2020 waren mit 10.412 Personen rund 80 Prozent aller Beschäftigten dieser Branche in Kurzarbeit. Dieser hohe Anteil war vor allem darauf zurückzuführen, dass im Monat zuvor massivst Personal entlassen wurde und nur die Stammbelegschaft in den Betrieben gehalten wurde.“ Mit Beginn der ermutigenden Sommersaison sank der Anteil auf 8 Prozent (August 2020). Alle diese Betrachtungen legen bereits nahe, wie sehr Corona auch die Tiroler Arbeitslosigkeit beeinflusst hat. „Auch über die direkte Anfangsphase im März hinaus war Tirol mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit von 119,5 Prozent das deutlich am stärksten betroffene Bundesland“, so die AK. Der Tourismus wurde schwer getroffen – in der Zeit zwischen März und August nahm die Arbeitslosigkeit in Beherbergung und Gastronomie um 175 Prozent zu.

Verdoppelung der Arbeitslosigkeit
In den ersten sechs Monaten der Krise waren Männer und Frauen beinahe gleich stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Außerdem waren auch alle Altersgruppen von der Corona-Krise am Arbeitsmarkt betroffen. „In allen Alterssegmenten unterhalb von 55 Jahren kam es zumindest zu einer Verdoppelung der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr“, zeigt die AK-Erhebung auf.  Grund genug für das Fazit von AK-Präsident Erwin Zangerl: „In aller Deutlichkeit zeigt sich, dass alles unternommen werden muss, damit es zu keiner Verfestigung der Arbeitslosigkeit in Tirol kommt.“ Elisabeth Galehr

Bild: Leere Hotelflure bedingten auch entsprechende Arbeitslosigkeit durch Corona. Foto: Privat

 
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