Kitzbüheler Anzeiger
15.05.2020
News  
 

Tiroler Bau vorsichtig optimistisch

Anfang des Jahres blickte die Baubranche noch sehr optimistisch auf die kommende Saison. Dann kam der Corona-Shutdown, und alles anders, als geplant. Dank einer Vereinbarung unter den Sozialpartnern gab es zwar relativ bald nach der Sperre Richtlinien, nach denen die Baustellen geführt werden dürfen – ausbleibende Bauverhandlungen sind jedoch einer der großen Bremsklötze, welche die Branche vor Herausforderungen stellen.
 
Bezirk, Innsbruck | Manfred Lechner, Sprecher der Tiroler Bauindustrie, fasste das Stimmungsbild Anfang März zusammen: „Dreiviertel der Unternehmen haben die Lage damals als gut bewertet, volle Auftragsbücher haben auf Zuwächse hoffen lassen - und dann kam Corona.“ Auch der Bau blieb natürlich nicht verschont vom Virus und seinen Auswirkungen. Das beweist eine aktuelle, breit angelegte Erhebung zum „Stimmungsbild der Tiroler Bauwirtschaft“. Rund 39 Prozent der befragten Unternehmen berichteten von fünf Prozent an stornierten Aufträgen durch die Krise.  Bei mehr als jedem Zehnten liegt die Stornierungsrate bei rund 20 Prozent. In rund jedem vierten Unternehmen wurden ca. 30 Prozent und mehr der bestehenden Aufträge storniert. Und 16 Prozent gehen davon aus, dass ihre Umsätze um mindestens die Hälfte zurückgehen werden.

Appell zu schnelleren Bauverfahren
42 Prozent der Befragten, welche mit öffentlichen Vergabeverfahren zu tun haben, geben an, dass ihr Unternehmen durch deren Stopp sehr stark bis stark betroffen ist.  Anton Rieder, Innungsmeister des Tiroler Baugewerbes, unterstreicht eine wesentliche Forderung seiner Branche: „Laut Umfrage sind 62 Prozent der Unternehmen vor Probleme gestellt, weil notwendige Genehmigungsverfahren oder Verhandlungen coronabedingt ausgesetzt oder abgesagt wurden.“ Hier sieht Rieder mit seinen Branchenkollegen dringenden Handlungsbedarf. „Wir fordern eine rasche Durchführung von Behördenverfahren und deren weitere Digitalisierung“.

Branche auf der Suche nach Fachkräften
Trotz aller Widrigkeiten sieht Anton Rieder derzeit eine eher positive Stimmung. „Die Tiroler Bauwirtschaft ist heuer fantastisch in das Jahr gestartet, ab 15. März war die Welt eine andere. Auch bei uns herrschte große Nervosität, wie mit Corona umzugehen ist  – die Unsicherheit, ob es gewünscht wird, dass weitergearbeitet wird, oder nicht. Die Baustellen waren für rund 14 Tage stillgelegt. In diesem Zeitraum ist etwas Tolles gelungen, die Sozialpartner haben gemeinsam mit Gesundheitsexperten ein Papier verfasst, unter welchen Umständen weitergearbeitet werden kann. Wir waren eine Branche, die sehr schnell wieder in die Gänge kommen konnte. Die Stimmung ist derzeit noch eher gut, selbst bei jenen Bauunternehmen, die in touristischen Bezirken tätig sind.“ So gebe es auch hier touristische Unternehmer, die die Zwangspause nutzen, um in ihren Betrieb zu investieren.
Die Stimmung spiegelt sich auch in der Nachfrage der Betriebe nach entsprechenden Fachkräften wider.  Bei der Erhebung gab etwa die Hälfte der Betriebe an, zu wenig Fachkräfte zu haben. Fünf Prozent orten sogar einen kompletten Mangel an qualifizierten Mitarbeitern.
Einen Dank sprach Rieder den bestehenden Fachkräften der Branche aus, dass sie die Sicherheitsauflagen voll mitgetragen haben.

Während die Auftragslage bis in den Herbst hinein eher zufriedenstellend ist, ist die Zukunft noch unsicher. „In Hinblick auf den Herbst und das kommende Jahr gibt es allerdings schon einige Sorgen, was die weitere Entwicklung anbelangt. Deshalb gilt es jetzt, die richtigen Maßnahmen zu setzen, damit die Bauwirtschaft ein wichtiger Konjunktur- und Beschäftigungsmotor in unserem Land bleibt.“ Dafür hat der Innungsmeister konkrete Forderungen in Richtung Politik: „Erstens brauchen wir eine rasche Abwicklung aller ausstehenden Behördenverfahren. Zweitens müssen die Gemeinden als Auftraggeber gestärkt werden. Und drittens werden wir mittelfristig ein Konjunkturprogramm für den Baubereich brauchen“, so Rieder.
Der Bauproduktionswert macht rund 10 Prozent des BIP in Österreich aus, für die Wertschöpfung in Tirol gilt ein ähnlicher Prozentsatz. „Wir nehmen an Bedeutung wieder zu, weil wir als Branche beschäftigungsintensiv und regional tätig sind“, sagt Anton Rieder.
Insgesamt zählt die Tiroler Bauinnung 1.700 Betriebe, mit dem Baunebengewerbe kommt man auf rund 5.000 Bauunternehmen. Elisabeth Galehr

Die Nachfrage nach Fachkräften bleibt: Rund die Hälfte der Unternehmen meldet Bedarf an.

 
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