
Respektvoller Abschied möglich
Bisher wurde die rechte Seite der Sakristei in der Pfarrkirche als Aufbahrungsraum genutzt. Für Dekan Erwin Neumayer wenig pietätvoll. Daher wurde die Antoniuskapelle als Leichenhalle umgestaltet.
St. Johann | Es war für Dekan Erwin Neumayer schon länger ein Herzensanliegen: eine neue Räumlichkeit als Aufbahrungshalle für jene St. Johanner Verstorbenen, die am Kirchen- bzw. Antonifriedhof ihre letzte Ruhe finden.
„Bereits seit einigen Jahrzehnten wurde die Sakristei auf der rechten Seite unserer Pfarrkirche als Aufbahrungs-, Gedenk- und Gebetsraum zur Verfügung gestellt“, schildert Dekan Erwin Neumayer. Allerdings empfindet er diese Variante als nicht sehr pietätvoll. Die Platzverhältnisse seien alles andere als ausreichend, der Raum werde an und für sich als Lagerraum für Blumenschmuck verwendet und nur durch einen Vorhang vom Aufbahrungsraum abgetrennt. Zudem seien die Ausgangsverhältnisse ins Freie alles andere als barrierefrei und im Winter nicht ganz ungefährlich.
Schließung der Friedhöfe vorgesehen
Grund für diese beengte Situation war die Neuerrichtung des Almdorf-Friedhofs in den 1970er-Jahren. Damals war eigentlich angedacht, die Friedhöfe bei der Kirche bzw. Antoniuskapelle still zu legen. Im Almdorf wurde daher eine eigene Aufbahrungshalle samt Kapelle bzw. Räumlichkeiten für die Bestattungsunternehmer errichtet. Nachdem die beiden letzten Ruhestätten im Dorf nach einer kurzen Zeitspanne doch wieder genutzt wurden, stellte die Pfarre die Sakristei zur Verfügung.
Nach Gesprächen mit den örtlichen Bestattern bzw. der Gemeinde, wird ab 1. Jänner die Antoniuskapelle als Aufbahrungshalle für jene Verstorbenen genutzt, die ihre letzte Ruhestätte bei der Kirche bzw. Kapelle finden. Der Pfarrgemeinderat hat dieser Lösung einstimmig beschlossen.
Das Gebet – meistens am Vorabend des Begräbnistages – wird in der Antoniuskapelle um 10 Uhr gehalten. Am Begräbnis- bzw. Verabschiedungstag wird der Sarg bzw. die Urne gegen Mittag in die Pfarrkirche gebracht. Der Gottesdienst bzw. die Trauerfeierlichkeiten werden in der Pfarrkirche abgehalten.
Wie Dekan Erwin Neumayer informiert, ist eine Verbindung von Aufbahrung samt Gebet in der Antoniuskapelle, die Trauerfeier in der Pfarrkirche und anschließender Beisetzung bzw. Verabschiedung am Almdorfer Friedhof nicht möglich.
Die Antoniuskapelle ist übrigens das früheste Beispiel barocker Kunst in St. Johann und wurde in den Jahren 1666 bis 1674 von Dekan Jacob de Berti als dessen Grab- und Gedächtniskirche errichtet. Die Kuppel birgt ein historisch und künstlerisch bedeutsames Monumentalfresko von Josef Schöpf mit einer Darstellung des St. Johanner Talkessels aus dem Jahre 1803, das als älteste Landschaftspanoramadarstellung Tirols gilt. Jetzt kommt der Kapelle eine neue, wichtige Rolle in der Pfarre zu. M. Klausner
Bild: Die Antoniuskapelle, jenes kleine Kirchlein gegenüber dem Marktgemeindeamt in St. Johann, wird zukünftig als Aufbahrungsraum zur Verfügung gestellt. Foto: Klausner