Kitzbüheler Anzeiger
17.12.2024
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Reiher: Entnahme nicht genehmigt

Harte Zeiten für die Fischer im Bezirk: Nicht nur die Otterplage macht ihnen zu schaffen. Die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel erlässt erstmals seit 30 Jahren keinen Abschussbescheid für Graureiher, Kormorane und Gänsesäger.

Kitzbühel | Eine vom Landesfischereiverband bzw. dem Kitzbüheler Revierausschuss in Auftrag gegebene Studie zeigt es, der Anzeiger berichtete, deutlich: Grund für den Rückgang der Fischpopulation im Bezirk, vor allem in der Großache, ist der Fischotter. Dieser vermehrt sich explosionsartig. Das Tier ist aber unter Naturschutz und daher nicht bejagdbar.

Der Landesobmann des Tiroler Fischereiverbandes, Andreas Schiechtl, erwartet sich von der Landespolitik und den zuständigen Beamten mehr Unterstützung beim Schutz der heimischen Fische. Doch auch Wochen nach dem Vorlegen der Studie im Land, ist die Reaktion seitens des Büros des zuständigen LR René Zumtobel verhalten. Die Forderungen des Fischereiverbandes würden vonseiten des Landes zur Kenntnis genommen, heißt es. Grundsätzlich seien aber derzeit keine Maßnahmen zur Entnahme von Fischottern angedacht. Vonseiten des Landes wurde dem Rückgang des Fischbestandes in der Großache bereits vor vier Jahren nachgegangen. Schon damals betonten Experten, dass der artenspezifische Rückgang der Bachforelle nicht ausschließlich auf die von der Fischerei ins Treffen geführte Anwesenheit des Fischotters oder der fischfressenden Vögel zurückzuführen sei. Eines der damaligen Ergebnisse sei auch gewesen, dass ein Viertel der Forellen im Einzugsgebiet mit dem PKD-Krankheitserreger infiziert war und dieser werde auch in der aktuellen vom Fischereiverband in Auftrag gegebenen Studie zum Rückgang der Fischbestände an der Großache als eine Ursache angeführt. Der Fischotter sei eine streng geschützte Art. Eine Entnahme wäre unter anderem nur möglich, wenn andere zufriedenstellende Lösungen nicht vorhanden sind oder ernste Schäden durch die Tiere verursacht werden.

Fischereiverband: Politik hat Handlungsbedarf
Der Landesfischereiverband kontert prompt: „ Unsere Studie zeigt klar auf, dass Politik und Behörden einen klaren Handlungsbedarf haben, da der fischökologische Zustand der Großache nationale und europarechtliche Vorgaben nicht mehr erfüllt. Die vom Land Tirol ins Spiel gebrachte parasitäre Erkrankung PKD, die angeblich für den starken Einbruch der Fischbestände verantwortlich sein soll, erklärt jedenfalls den dramatischen Rückgang verschiedener Fischarten in der Großache nicht ausreichend“, stellt Fischökologe Zacharias Schähle klar.

Es sei jedenfalls fachlich schwer zu begründen, warum in Tirol der Abschuss von Wölfen rigoros umgesetzt wird, für eine Regulierung des Fischotters aber keine Notwendigkeit gesehen wird. In ganz Österreich wurden 104 Wölfe bestätigt beim Fischotter sind es hingegen mindestens 4.000 Individuen. „Neben wirtschaftlichen Argumenten sprechen auch naturschutzfachliche Ziele für eine Regulierung der Fischotterbestände. Zudem fördert das Land die kleinstrukturierten, bäuerlichen Fischzuchten und missachtet dabei völlig, dass der Fischotter für solche Betriebe existenzbedrohend sein kann“, stellt Schähle klar. Fischzüchter erhalten in Tirol weder Entschädigungen für Verluste durch Fischfresser noch Unterstützung bei der Schadensabwehr. In anderen Bundesländern gibt es Entschädigungsfonds für Fischfresser im sechsstelligen Bereich.

Doch jetzt ist ein weiteres großes Problem aufgetaucht.Bisher konnten alljährlich im notwendigen Ausmaß die fliegenden Fischräuber wie Graureiher, Kormorane und Gänsesäger entnommen werden. „Erstmals seit 30 Jahren gibt es für das Jahr 2025 keinen Entnahmebescheid“, ist Kitzbühels Fischereiobmann Helmut Pletzenauer entsetzt.

Falscher Zeitpunkt der Zählung
Die Stellungnahme der zuständigen Beamtin in der Umweltabteilung der Bezirkshauptmannschaft ist deutlich: Die dem Antrag beigelegte Zählung sei zwar in der richtigen Form gemacht worden, jedoch sei der Zählzeitpunkt ein maßgeblicher Faktor. Und da die vorliegende im August durchgeführt wurde, könne keine Aussage über das Brutvorkommen gemacht werden, so die Argumentation. Gefordert wird die Erhebung der Winterbestände. Diese solle als Grundlage genutzt werden. Eine  Freigabe könne als absichtliches Töten gewertet werden, so die klare Ablehnung.

„Für das kommende Jahr  ist der Zug abgefahren. Wir  machen keinen Einspruch und werden die Zählungen im Winter durchführen. 2026 suchen wir erneut an“, so ein verärgerter Fischereiobmann. M. Klausner

Bild: Ein bei  den Fischerns mehr als unbeliebter Vogel: der Graureiher tut sich an den Fischbeständen im Bezirk gütlich. Im kommenden Jahr bleibt er mangels Abschussbescheid unbehelligt. Foto: Adobestock

 
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