Kitzbüheler Anzeiger
26.02.2018
News  
 

Pflege: Lieber Daheim als im Heim

Letzte Möglichkeit Pflegeheim: „Ambulante vor stationärer Betreuung“, lautet ein Leitmotiv des Pflege-Strukturplanes 2012. Die Abschaffung des Pflegeregresses führt zudem derzeit zu Liquiditätsengpässen bei vielen Heimen.

Bezirk | „Die Themen gehen uns im Pflege- und im Gesundheitsbereich sicher nicht aus“, betont VP-Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg bei seinem Besuch letzte Woche. Im Rahmen eines Pressegespräches informierte er darüber, was in den letzten Jahren alles im Bezirk umgesetzt wurde bzw. was noch realisiert werden soll.

Und die Liste ist lang. Seit Inkrafttreten des „Strukturplan Pflege“ im Jahr 2012 wurden im Bezirk 74 neue Langzeitpflege-Plätze in Heimen geschaffen, in Kitzbühel ist eine Kurzzeit- und Übergangspflegeeinrichtung mit 15 Plätzen entstanden, die Tagesbetreuung wurde auf 35 Plätze aufgestockt und zwölf weitere Plätze im betreuten Wohnen geschaffen.

„Die Tiroler wollen Zuhause alt werden“

Die Statistik der Leistungsstunden in der mobilen Pflege und Betreuung  weist einen Zuwachs von 18,3 Prozent im Bezirk aus. Insgesamt betreuten die Dienstleister im Jahr 2017 1.160 Klienten in 91.216 Stunden. „Eines unserer Leitmotive lautet ambulante vor stationärer Betreuung‘. Das entspricht auch dem Wunsch der Tiroler, wie eine Umfrage zeigt. Die Menschen wollen so lange es geht Daheim alt werden“, veranschaulicht Tilg.

Die Stellvertretende Bundesrats-Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann bestätigt diesen Trend. „Ich glaube niemand gibt seine Eltern gerne in ein Heim, deshalb ist es umso wichtiger, passende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit zuhause Pflegende entlastet werden.“

Wer finanziert den Platz im Pflegeheim?

Nichtsdestotrotz macht die Abschaffung des Pflegeregresses mit Anfang des Jahres, wodurch nicht mehr auf das Vermögen des zu Pflegenden zurückgegriffen werden kann, um die Kosten zu decken, einen Heimplatz wieder attraktiver. „Ja, wir sehen schon jetzt, dass die Wartelisten mancherorts länger werden, Genaues können wir aber erst in ein paar Monaten sagen“, so Tilg.

Durch die ausbleibenden Zahlungen haben einige Heime mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen. Es trifft hier oft die Gemeinden, die als Rechtsträger auftreten. Das Land springt ein. „Wir halten die Heime finanziell am Laufen und sind bemüht, uns die Kosten beim Bund zu holen. Die Finanzierung ist aber noch nicht geklärt“, berichtet Tilg. Durch die Abschaffung des Pflegeregresses rechnet das Land Tirol mit Mehrkosten von bis zu 40 Millionen Euro.

Pflegeschülerzahlen sinken tirolweit

Die Menschen werden immer älter, die Zahl der zu Pflegenden wird auch in den kommenden Jahren steigen – es braucht Pflegepersonal in allen Bereichen. In St. Johann wird, wie berichtet, in Kooperation mit Kufstein, eine Gesundheits- und Krankenpflegeschule errichtet. Die Bauarbeiten am Areal des Bezirkskrankenhauses starten im Frühjahr. Die Schülerzahlen sinken jedoch tirolweit, wie der Landesrat einräumt. „Wir werden eine Imagekampagne für Pflegeberufen starten. Der Beruf braucht unbedingt mehr Wertschätzung, dem Berufsbild des Pflegers muss ein höherer Stellenwert zugesprochen werden“, sagt Tilg.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Ein Schritt dazu, um den Pflegedienst attraktiver zu gestalten, könnte eine gerechte Entlohnung sein. Hierfür setzte die Landesregierung bereits einen Schritt. „Als erstes Bundesland in Österreich sind wir auf dem Weg, die Gehälter für alle Pflegemitarbeiter, egal in welcher Institution sie arbeiten, anzugleichen“, erklärt Tilg.

Die geplante Gesetzgebung gibt vor, dass diplomierte Pflegekräfte 2.400 bis 2.500 Euro brutto als Einstiegsgehalt bekommen. „Ziel ist es, dass die  Regelung bis Ende des Jahres oder spätestens mit Jänner nächsten Jahres in Kraft tritt“, informiert der Landesrat.
Johanna Monitzer

Daten & Fakten
Ausbau Pflege bis 2022
Bezirk | Der Pflegestrukturplan des Landes Tirol sieht für den Bezirk folgende Pläne bis zum Jahr 2022 vor:
- 601 Langzeitpflegeplätze in Wohn- und Pflegeheimen soll es geben (derzeit 584).
- Die Anzahl der Kurzzeitpflegeplätze in Wohn- und Pflegeheimen soll von derzeit acht auf 18 erhöht werden.
- Im Bereich Übergangspflege wird sich nichts ändern. Die 15 Plätze in Kitzbühel bleiben bestehen. Ein Ausbau ist nicht angedacht.
- In der Tagesbetreuung soll es eine Aufstockung um 11 Plätze (derzeit 35) geben.
- Massiv ausgebaut soll auch das betreute Wohnen werden, Die derzeit 24 Plätze sollen mehr als verdreifacht werden. Geplant sind 55 neue Plätze.

Zusätzlich sollen bis 2020 alle Heimtarife vereinheitlicht werden. Im Bezirk wurden dazu bereits Pilotprojekte im Wohn- und Pflegeheim Hopfgarten/Itter sowie im Sozialzentrum Pillerseetal gestartet.  jomo

 
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