Kitzbüheler Anzeiger
09.01.2025
News  
 

Operationen am laufenden Band

Hochsaison auch im Bezirkskrankenhaus in St. Johann – über 1.800 Patienten wurden in den letzten zwei Wochen behandelt, 80 landeten am OP-Tisch der Unfallchirurgen, wie der interimistische Leiter der Traumatologie und Orthopädie, Matthias Braito, informiert.

St. Johann | Keine ruhige Minute hatten in den vergangenen zwei Wochen die über 20 Unfallchirurgen im Bezirkskrankenhaus St. Johann und auch in den Privatpraxen gaben sich die Patienten die Klinke in die Hand. Gefühlt landeten die Notarzthubschrauber während der zwei Weihnachtswochen im Minutentakt auf dem neuen Heli-Landeplatz am Dach des Bezirkskrankenhauses.

Und das Gefühl trog nicht, die Zahlen mit denen Facharzt Matthias Braito aufwartet, sprechen eine klare Sprache. Braito ist interimistischer Leiter der Abteilung für Traumatologie und Orthopädie, in der auch die Unfallchirurgie angesiedelt ist. Mit rund 90 Betten und über 20 Ärzten gehört sie zu den größten Abteilungen des Spitals.

884 Patienten landeten im Gipsraum
An den Weihnachtsfeiertagen waren die Ärzte mehr oder weniger Tag und Nacht im Einsatz und standen an den OP-Tischen. „Von 24. Dezember bis inklusive 6. Jänner haben wir 1.874 Patienten behandelt“, informiert der Arzt. Allein im Gipsraum landeten 884 Verletzte. 80 Patienten mussten operiert werden. Etwa fünf Operationen täglich – die bis zu zwei Stunden dauerten – wurden durchgeführt.

Während in den vergangenen Jahren die pickelharten Pisten für viele schwere Verletzungen vor allem im Becken- und Brustkorbbereich sorgten, waren die Pistenverhältnisse für die Wintersportler heuer gut. Laut Braito galt es jedoch, viele Hüftverletzungen oder auch Oberschenkelhalsbrüche zu versorgen.
Es waren unter anderem die sogenannten Zwickeltage inklusive Kaiserwetter und ununterbrochenem Sonnenschein, die auch tausende Tagestouristen nach Tirol lockten.

„Wir waren natürlich auf den Ansturm vorbereitet“, betont der Orthopäde und Traumatologe. Das Ärzteteam sei über Weihnachten verdoppelt worden, auch alle Betten wurden hinaufgefahren – und waren voll belegt. Die neue Abteilung „Bergblick Plus“ komme bei den Patienten gut an, freut sich der Arzt, der festgestellt hat, „dass wir jetzt wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben.“ Die Patientenzahlen sind ähnlich hoch wie in den Wintern 2016 und 2017.

Unter den Verunfallten waren naturgemäß viele Touristen aus aller Welt, aber auch Gäste aus Österreich wie etwa Wien.

Die Verwaltung hat immer wieder zu kämpfen, dass die anfallenden Kosten auch bezahlt werden. Das bekanntermaßen für die Tourismuswerbung wichtige Argument – die ausgezeichnete medizinische Versorgung in Tirol, belastet die Krankenhäuser. Auch das Bezirkskrankenhaus St. Johann. Der Tiroler Gesundheitsfonds weist in seiner vor kurzem veröffentlichten Bilanz Außenstände von rund 105 Millionen Euro für ausländische Gastpatienten aus. Nach einer europarechtlichen Vereinbarung beträgt die Wartezeit auf die Beiträge rund 18 Monate. Früher habe es überhaupt zwischen drei und vier Jahren gedauert, bis das Geld geflossen ist, weiß der Verwaltungsdirektor des St. Johanner Krankenhauses, Christoph Pfluger. Inzwischen dauert es noch rund zwei Jahre bis die ausländischen Versicherungen die offenen Rechnungen begleichen. Das Jahr 2022 sei erledigt, so Pfluger. „Für das Jahr 2023 sind derzeit noch 4,4 Millionen Euro offen, für das Jahr 2024 9,4 Millionen Euro“, informiert Pfluger. Insgesamt warten die St. Johanner also auf die Begleichung von Rechnungen in Höhe von rund 13,8 Millionen Euro. Geld, das zwar kommt, aber vorerst in den Budgets der Krankenhäuser fehlt. Die Abwicklung mit den ausländischen Krankenkassen übernimmt das Land Tirol.

In der Unfalllchirurgie wird es übrigens vorübergehend ruhiger – voll dürfte es wieder im Februar werden. Margret Klausner

Bild: Der interimistische Abteilungsvorstand Matthias Braito (rechts) behandelt gemeinsam mit Nicolae Alexandru Fejes einen Patienten im Gipsraum. Foto: Egger/BKH

 
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