Kitzbüheler Anzeiger
11.03.2016
News  
 

Ohne Noten spielt sich‘s genauso gut

Die ARGE Wirkwerk macht‘s möglich – St. Johann kann nun mit London und Wien mithalten und auf ein eigenes Improvisations-Orchester verweisen. „Free Music St. Johann“ debütiert im Rahmen des heurigen artacts-Festivals.

St. Johann  | Wie muss man sich das jetzt vorstellen: Ein ganzes Orchester spielt einfach drauflos - oder wie? Improvisationsmusik, da kauft man doch die Katze im Sack, man weiß nie, was einen erwartet, außer dass es sicherlich seltsam wird.

Wer‘s nicht glaubt, soll hören kommen. Improvisierte Stücke erzeugen eine Energie, die ihresgleichen sucht. Als kleines Kraftwerk in dieser Hinsicht hat sich „Free Music St. Johann“ vor einigen Monaten zusammen gefunden. Dank der neuen ARGE Wirkwerk und damit einer Förderung mit EU-Geldern  hat die Alte Gerberei quasi ihr hauseigenes Impro-Orchester geschaffen, das sich aus Musikern verschiedenster Genres speist. 

Als Impulsgeber konnte der geniale Gunter Schneider gewonnen werden „ein Doyen der zeitgenössischen Musik in Tirol“, wie Muku-GF Hans Oberlechner unterstreicht.

Schneider und seine Frau Barbara Romen verstehen sich ausdrücklich nicht als Dirigenten des Klangkörpers. Ein „freies“ Orchester dirigieren zu wollen ist auch quasi ein Widerspruch in sich. Vielmehr verlegen sie sich darauf, die einzelnen Elemente aufeinander zugehen zu lassen, sie einander vorzustellen, um ein Gefühl dafür zu schaffen, was der jeweils andere Spieler im nächsten Moment vorhat.

Keiner ist sich selbst der Nächste

„Es kommt auf die Bereitschaft an, zuzuhören. Dem anderen Platz zu lassen, ist die Grundvoraussetzung für so ein Ensemble“, erläutert Barbara Romen. Das gute Einvernehmen ist spürbar bei den bis zu 13 Musikern, die sich zu „Free Music St. Johann“ zusammengefunden haben. Seit November wird in regelmäßigen Abständen geprobt. Die Stile, die hierbei zusammenschmelzen, könnten unterschiedlicher nicht sein. „Es spannt sich der Bogen von Death Metal bis Klassik“, sagt Gunter Schneider. Selbst Elemente der kurdischen Musik finden sich wieder.

Schneider verweist auf die Idee von „Musik als sozialer Utopie“ – das friedliche Zusammenleben wird auf der Bühne von den einzelnen Spielern vorexerziert.

Doch der Mehrwert, der von so einem Ensemble ausgeht, liegt nicht nur in der sozialen Komponente. Dass man musikalisch einen gewissen Anspruch an „Free Music St. Johann“ anlegen darf, versteht sich natürlich auch von selbst. Generell verleiht das Projekt einem Festival wie artacts noch zusätzliche Substanz. Das sieht auch Gunter Schneider so: „Ich halte es für sehr wichtig, dass eine Veranstaltung nicht nur Konzerte bietet, sondern ein Projekt initiiert, das noch weiter ausstrahlt.“

Schlussmachen ist dabei das Schwierigste

Schneider zeigt sich begeistert davon, dass sich das Ensemble so rasch entwickelte. Zwar ist das, was schlussendlich auf der Bühne zu hören ist, rein das Produkt des Augenblicks, doch im Vorfeld wird viel Energie in das Zuhören, in das „Einstimmen“ auf die Mitstreiter gelegt. Und wenn man dann so mitten drin ist, im Improvisieren, da kann es leicht sein, dass das Herauskommen umso schwieriger wird. Einen gelungenen Schluss zu finden, das ist die Herausforderung. „Wenn das gut gelingt, läuft einem die Gänsehaut runter“, sagt Oberlechner. Nachzuhören heute Freitag, 11. März, als Auftakt zum artacts-Festival. Elisabeth Galehr

 
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