Kitzbüheler Anzeiger
10.11.2020
News  
 

Neuer Badesee steht vor dem Aus

Der Westendorfer Traum von einem eigenen Badesee ist in die Ferne gerückt. Die Gemeinde konnte sich nicht mit der Stadt Innsbruck über den Baurechtszins für das Areal am Forellenhof einigen.

Westendorf | Vor mehr als einem Jahr beschloss der Westendorfer Gemeinderat die weitere Vorgangsweise für das Projekt Schwimmbad. Damals wurden drei mögliche Standorte geprüft, das Areal der Stadt Innsbruck erhielt für die Schaffung eines Badesees den höchsten Zuspruch, eine Sanierung bzw. einen Umbau des bestehendes Schwimmbades zog man als Alternative in Betracht.
Ein Jahr lang wurde nun mit der Stadt Innsbruck verhandelt, bei der Gemeinderatssitzung am 27. Oktober erklärte Bürgermeisterin Annemarie Plieseis die Verhandlungen so gut wie gescheitert. Zu Beginn wurde über den Kauf der Liegenschaft verhandelt, doch davon war die Stadt Innsbruck wenig begeistert. Mit einem Baurechtsvertrag fanden die ersten Annäherungen statt – am Ende scheiterten die Gespräche aber am Baurechtszins. „Der Preis ging zu weit auseinander. Bis zu 40 Prozent machte die Differenz aus“, informierte Plieseis. Es werden noch Überlegungen geführt, ob man dies mit einem Ausgleich durch Ermäßigungen für Senioren, Familien und Jugendliche kompensieren kann. Dafür räumte man einen zeitlichen Rahmen von zwei Wochen ein.

Seitens der Stadt Innsbruck wurde die Angelegenheit noch nicht ad acta gelegt, wie Bürgermeister Georg Willi versicherte: „Wir sind bereit, zu verhandeln und hoffen, dass wir eine gute Lösung für beide Seiten erreichen können. Ja, bis jetzt ist es am Finanziellen gescheitert. Es ist unsere Pflicht, mit öffentlichem Gut verantwortungsvoll umzugehen – auch, weil wir vom Rechnungshof geprüft werden. Da die Gemeinde Westendorf unsere Untergrenze für den Bauzins nicht erfüllen kann, sind wir nun in Verhandlungen, dass diese Differenz seitens der Gemeinde Westendorf kompensiert werden kann – zum Beispiel im Rahmen einer vergünstigten Unterbringung von Innsbrucker SeniorInnen, die dort Sommerurlaub machen.

Schwimmbadausschuss nimmt Arbeit auf
Dem Westendorfer Gemeinderat schlug Bürgermeisterin Plieseis vor, nun den Schwimmbadausschuss einzuberufen, damit sich dieser um eine Projektentwicklung am bisherigen Areal kümmern kann. Zudem habe man, laut Plieseis, ja noch zwei Wochen Zeit, um vielleicht eine Annäherung mit der Stadt Innsbruck zu finden. Spätestens bei der nächsten Gemeinderatssitzung, die voraussichtlich am 10. November abgehalten wird, sollte die Entscheidung über die Zukunft des Schwimmbades fallen.
Während beim Projekt am Innsbrucker Areal auch der Tourismusverband sowie die Bergbahn mitfinanziert hätten, muss die Gemeinde die Kosten am bisherigen Standort alleine stemmen. Hier gab Andreas Kurz (Liste Wir) aber zu bedenken, dass auf die Gemeinde in nächster Zeit einiges zukommt – wie zum Beispiel der Neubau des Kindergartens – und man die finanzielle Lage nicht aus den Augen verlieren darf. Die Kostenschätzung für das Projekt am jetzigen Standort beläuft sich auf vier Millionen Euro.

Hoher Abgang beim Schwimmbad
Bei der Sitzung am 27. Oktober musste sich der Gemeinderat aber auch mit dem Abgang beim Schwimmbad beschäftigen, der seit 2017 deutlich anstieg. Bis zu diesem Jahr trug der Tourismusverband 40 Prozent des Abganges. Seit dem Jahr 2018 ist der Westendorfer TVB nur mehr bereit, einen Pauschalbetrag von 20.000 Euro zu bezahlen. „Als Begründung wurde mitgeteilt, dass der Vertrag für Abgangszahlungen in Höhe von 40 Prozent nur bis 31.12.2010 Gültigkeit hatte“, erklärt Plieseis. Von 2011 bis 2017 wurde der Anteil vom TVB auf freiwilliger Basis noch mit 40 Prozent getragen, danach aber auf 20.000 Euro reduziert. Dadurch kommen auf die Gemeinde zusätzliche Ausgaben von rund 25.700 Euro (Jahr 2018) und rund 30.300 Euro (Jahr 2019) zu. Für das Jahr 2020 wird der zusätzliche Abgang auf 30.000 Euro geschätzt.
„Wir haben uns den Vertrag noch einmal angeschaut, sicher könnte man diesen anfechten“, sagt Plieseis, die sich jedoch gegen gerichtliche Schritte ausspricht: „die Gemeinde und der TVB sollen zusammenarbeiten und nicht vor Gericht streiten.“ Ob sich die Gemeinde künftig Unterstützungen für den TVB leisten kann, ließ die Bürgermeisterin offen.

Ob sich Westendorf generell ein eigenes Schwimmbad leisten kann, soll geprüft werden. Die jährlichen Abgaben von ca. 124.000 Euro werden auch mit einer neuen Badeanstalt nicht wesentlich geringer. „Das Thema Schwimmbad hatte jeder am Wahlplakat. Ist es deshalb so ein wichtiges Thema? Man sollte auch hier ein unternehmerisches Denken an den Tag legen“, mahnte Andreas Kurz. Elisabeth M. Pöll

Bild: Sollten die Verhandlungen mit der Stadt Innsbruck endgültig scheitern, wird der bisherige Standort für das Schwimmbad favorisiert. Foto: TVB Westendorf

 
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