Kitzbüheler Anzeiger
26.11.2018
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Nach Schulschluss geht‘s erst los ...

Dieses Jahr hat die Wirtschaft die weiterführenden Schulen überholt: Insgesamt 13 Unternehmen präsentierten ihre Lehrberufe auf der jüngsten Berufsinfomesse in St. Johann, zwölf Ausbildungsstätten waren mit ihren Ständen vertreten.

St. Johann  | Ein Marktplatz der Möglichkeiten tut sich seit mittlerweile sieben Jahren bei der NMS St. Johann 1 und 2 für die Jugendlichen auf: Welche Lehrberufe gibt es in der Region? Welche Schule könnte möglicherweise passend sein? Denn die Frage nach der eigenen beruflichen Zukunft will schließlich wohl überlegt sein.

Lehre ist wieder im Aufwind

Ein Trend ist bereits erkennbar, wie Wirtschaftskammer-Obmann Klaus Lackner und Peter Seiwald (WK-Bildungsausschuss) unterstreichen: Die Lehre gewinnt wieder an Stellenwert. „Die Zahlen der Lehrlinge steigen wieder. Wir haben den Turnaround geschafft“, freut sich Seiwald. Dennoch ist das Thema Facharbeitermangel ein Dauerbrenner, wie auch der Vertreter der Gemeindeseite, St. Johanns Vizebürgermeister Hubert Almberger einmal mehr festhält: „Es brennt überall der Hut.“ Insgesamt fehlen im Bezirk Kitzbühel aktuell 1.500 Fachkräfte. Bis der Umschwung, der sich aktuell in den Lehrlingszahlen niederschlägt, auch auf dem Arbeitsmarkt spürbar wird, heiße es eben „durchbeißen“.

Daher nützen auch die Firmen gerne die Chance, ihren künftigen Lehrling auf der Messe kennen zu lernen. Peter Seiwald merkt an, dass gerade das persönliche Gespräch, beim Kontakt vor Ort dabei unerlässlich ist, um sich als künftiger Arbeitgeber zu präsentieren. Oft ist zwar ein gewisses Bild eines Lehrberufes in den Köpfen, aber „es kommen viele Basisfragen zu den Lehrinhalten“, weiß Seiwald, der mit seinem Unternehmen selbst auf der Messe in St. Johann vertreten ist und auf diesem Weg bereits zwei Lehrlinge in die Firma holen konnte. Wichtig ist auch, dass Lehrlinge selbst zu Wort kommen und den Schülern auf Augenhöhe von ihrer Tätigkeit berichten können.

„Die Jugendlichen sehen sich einer Fülle an Angeboten gegenüber. Sie haben viele Fragen und nutzen Initiativen, wie diese, gerne“, berichten auch die beiden Schülerberaterinnen, die die Messe heuer organisiert haben.  

„Bild zurecht rücken“

Die Plattform „berufsreise.at“ spielt eine wichtige Rolle in der Informationsvermittlung. So manches Bild vom vermeintlichen Traumjob muss vorab noch etwas zurecht gerückt werden – dabei geht es nicht darum, „Illusionen zu zerstören, sondern die jungen Menschen sanft landen zu lassen“, formuliert es NMS-Direktorin Hildburg Eberle.

Berufsorientierung als Schwerpunkt

Berufsorientierung ist heuer Schwerpunktthema an den Neuen Mittelschulen. Nicht nur Schüler, auch deren Eltern sind ein wichtiges Glied in dieser Kette, wie die neue Pflichtschulinspektorin Bettina Ellinger erläutert: „Das Bewusstsein für die Lehre muss vor allem bei den Eltern geschaffen werden. Schulen sind heute kein Selbstläufer mehr.“ Die Konkurrenz um die junge Generation ist dabei nach wie vor sehr groß: „Auch weiterführende Schulen ringen um jeden Schüler.“  Insgesamt geht es Ellinger jedoch um ein breites Angebot. In diesem Zusammenhang stellt sie die Arbeit der Polytechnischen Schulen in den Vordergrund, auf die sonst – zu unrecht – oft vergessen wird. Viele Wege führen also zum Traumberuf.

Aufwertung der Lehre und ihres Images

Das sieht auch Klaus Lackner so, der einen anderen Aspekt der Lehrausbildungschancen herausstreicht: „Ich möchte eine Lanze für Lehre mit Matura brechen.“ Rund 60 junge Menschen pro Jahr entscheiden sich für dieses Programm.  „Die hätten wir sonst für eine Lehre verloren.“

Aber in der Wirtschaft denkt man noch weiter: Lehre auf dem zweiten Bildungsweg ist, so Lackner, in Österreich noch stark ausbaufähig. Während es bei den Nachbarn in Deutschland mit rund 26 Prozent schon „im Trend“ liegt, entscheiden sich hierzulande nur zwei Prozent dafür.

Generell rät auch Klaus Lackner den Eltern dazu, die Talente und Passionen ihrer Kinder im Blick zu behalten: „Viele werden in höhere Schulen drastisch gesagt ‚hineingezwungen‘ – die Schulabbrecherzahlen zeigen das.“ Daher spricht der Wirtschaftskammerobmann ein großes Lob für die NMS und ihre Berufsinfomesse aus, die jedes Jahr einen Fixpunkt darstellt. Nicht nur für Schüler und Eltern, auch für die regionalen Unternehmer. Außerdem standen noch AMS, Arbeitsassistenz (ARBAS) und WIFI für Fragen und Information bereit.

Die Berufsinformationsmesse findet bereits seit sieben Jahren in den NMS 1 und 2 in St. Johann statt. Sie entwickelt sich immer stärker zur Talentebörse und steht den 3. und 4. Klassen der mittleren Schulstufe offen.  Elisabeth Galehr

Bild: Direktor Klaus Wechselberger, Peter Seiwald, Direktorin Hildburg Eberle, Schulinsp. Bettina Ellinger, Klaus Lackner und Vizebürgermeister Hubert Almberger (v.l.) strichen den Wert der Berufsorientierung heraus. Foto: Galehr

 
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