Kitzbüheler Anzeiger
18.08.2019
News  
 

Müll vermeiden, statt entsorgen

Jeder Tourist hinterlässt laut Statistik zwei Kilo Müll. Der Reither Hotelier Florian Pointner wurde als Europameister in der Müllvermeidung ausgezeichnet und versucht gegenzusteuern.

Reith | 64,19 Millionen Tonnen Abfall wurden in Österreich 2017 entsorgt, zeigt die Statistik des Umweltbundesamtes. Den meisten Abfall produziert das Bauwesen. 54,9 Prozent des Abfallaufkommens ist Aushubmaterial – Tendenz weiter stark steigend. Die Siedlungsabfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen (4,322 Mio. t) stiegen in den letzten zehn Jahren um rund elf Prozent. Bezogen auf die Durchschnittsbevölkerung entspricht dies einem Siedlungsabfallaufkommen von 491 kg pro Person im Jahr, wird in der Statistik resümiert. In den tourismusstarken Regionen lassen auch die Urlauber das Abfallaufkommen in die Höhe schnellen. Laut Statistik hinterlässt jeder Tourist rund zwei Kilo Müll.

52-Betten-Hotel mit 120 Liter Müll alle 14 Tage
Um Mülltrennung oder gar Vermeidung machen sich die wenigsten Gedanken, wie auch kürzlich eine Umfrage des ORF zeigte. Gegenzusteuern und mehr Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise zu schaffen, versucht seit Jahren Hotelier Florian Pointner aus Reith. Er wurde sogar als Europameister in der Müllvermeidung ausgezeichnet. „Wir kommen mit einer 120 lt. Restmülltonne, die alle 14 Tage abgeholt wird, aus“, veranschaulicht Pointner. Kaum zu glauben, bei einem 52-Betten-Betrieb, der 10 Monate im Jahr geöffnet ist.

In Österreich keinen Anbieter gefunden
Bei einem Hotelrundgang erklärt Pointner das System, welches er über Jahre mit Lieferanten und seinen Mitarbeitern entwickelt hat. Beliefert wird das Bio-Hotel, in dem ausschließlich vegetarische Kost angeboten wird, von einem Lieferantenring aus Bayern. „In Österreich haben wir keinen Anbieter gefunden, der uns Bio-Lebensmittel so schnell und mit so wenig Verpackung wie nötig liefert“, erklärt Pointner.

Mehrwegsystem für Obstkisten, Milch...
Das Obst und Gemüse wird in Kartons oder in Mehrweg-Plastik-Kisten geliefert. Auch Milch und Rahm gibt es im Bio-Hotel nur in Mehrwegflaschen. Der Reis, das Getreide für das Brot oder die Gewürze sind, anstelle von Plastik, in Papiersäcken abgepackt. „Wir schauen bei jedem Produkt auch darauf, wie es verpackt ist – auch wenn es vielleicht deshalb ein wenig mehr kostet“, betont Pointner.
Für die Registrierkasse greift man z.B. auch nicht zu herkömmlichen Thermopapier, welches nicht recycelt werden kann, sondern zu einem Spezialpapier. „Am Anfang wurde ich vielleicht belächelt, aber so langsam findet ein Umdenken statt und am Ende bleibt dem Hotelier auch mehr im Geldbörserl – das wollen nur viele nicht verstehen.“

Manche Gäste sind unbelehrbar
Aber auch Pointner stößt trotz aller Bemühungen bei so manchem Gast mit seiner Philosophie auf taube Ohren: „Einige Gäste hinterlassen viel Müll. Alles, was sie nicht mehr brauchen, lassen sie im Zimmer zurück. Kleidung, Schuhe – alles wird weggeschmissen.“
Zum Weiterlesen: Informationen und Statistiken zum Abfallaufkommen in Österreich finden Sie unter www.umweltbundesamt.at. Johanna Monitzer

Bio-Kartoffeln in der Mehrweg-Kiste, die wieder zurückgegeben wird. Der Reither Hotelier Florian Pointner versucht bewusst einzukaufen. Foto: Monitzer

 
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