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Kitzbüheler Anzeiger
29.11.2018
News  
 

Komm näher, lieber Konsument

Mit Fritz Gurgiser holte sich der Verein Kitzagrar einen starken Befürworter von regionalen Kreisläufen als Gastreferenten auf sein Podium. Im Zentrum der öffentlichen Diskussion stand das Thema „Konsument und Bauer – eine unverzichtbare Symbiose“. Es geriet zum „Polter-Abend“ im positivsten Sinne – eindeutige  Botschaft inklusive.

St. Johann  | „Ich bin heute da als Konsument“, schickte Gurgiser voraus. Der bekannte Transitgegner sieht eine funktionierende „Nah-Versorgung“ mit regionalen Lebensmitteln als wichtiges Mittel gegen „Kilometerfresser und Klimakiller“ auf der Straße. Große Lebensmittelanbieter hätten zehntausende Produkte in den Regalen liegen, so Gurgiser, aber: „Ich tue mich blutig hart damit, regionale Produkte zu finden.“ Eine klare Forderung an den Handel lautet daher auch, die heimischen Erzeugnisse besser und transparenter zu platzieren.

Konsument spielt Schlüsselrolle

Denn der Bauer als Produzent verschwindet derzeit hinter der Etikettenflut. Daher müsse man auch die örtliche Landwirtschaft näher zum Kunden rücken „und die Zwischenverdiener möglichst auslassen“, führte Gurgiser aus. Immerhin sieht der Aktivist den Handel nicht als Gegner schlechthin. Er sei eben auch Partner der Bauernschaft. Eine Schlüsselrolle in diesem Gefüge spielt der Konsument. Den Titel „Konsument und Bauer  – eine unverzichtbare Symbiose“ hat der Verein Kitzagrar schließlich nicht von ungefähr gewählt. Wer einkauft, hat nämlich mit seiner Kaufentscheidung das wesentliche Mittel in der Hand, die Produktauswahl im Handel zu beeinflussen. In einem recht drastischen Vergleich stellte Gurgiser den „mündigen“ Konsumenten dem „dressierten“ gegenüber. Seine Empfehlung lautet folgerichtig: „Sich nicht blenden lassen von Rabatten oder Verpackungen.“

Dass es nicht immer so leicht ist, auch tatsächlich ein regionales Produkt einzukaufen, räumte Gurgiser ein. „Also genau schauen und Hausverstand einschalten, im Notfall lästig sein und nachfragen.“ Daher sollte man sich auch unbedingt Zeit für seine Einkäufe nehmen. Und natürlich sollte man auch bereit sein, den Preis zu zahlen, den ein lokales Produkt eben kostet. Denn: „Will ich ein ‚Lebens‘-Mittel oder einen Magenfüller?“, formulierte es Gurgiser auf seine ureigene Art. Für Gebrauchsgüter wie Flat-Screens und Mode sei ja auch stets Budget da, argumentiert der Referent („Leisten können wir uns alles, wir kaufen nur das Falsche!“).  

Da gilt es auch als Landwirt, zu seinem Produkt zu stehen: „Wir müssen dem Handel sagen: Wir brauchen diesen Preis“, sagt Gurgiser. Es könne nicht sein, dass Lebensmittel zu Dumpingpreisen im Regal stehen, die dann tonnenweise in den Müll geschmissen werden müssen. Gleichzeitig vermisst er die ökologische Komponente. „Vielleicht sollte man neben den Preis auch die Kilometerbilanz eines Produktes schreiben“, so Gurgiser.

„Produkte leichter zugänglich machen“

Spannende Aspekte brachte auch die anschließende Publikumsdiskussion zutage. Aus Konsumentensicht sind nämlich beispielsweise gar nicht alle Produkte so einfach zugänglich – Beispiel Tirol Milch Kaffeesahne in Haushaltsmengen. Dieser Appell erreichte Tirol-Milch Obmann Stefan Lindner übrigens persönlich, denn auch er ließ sich die Einladung der Kitzagrar nicht entgehen.

Wie die lokalen Bauern einen besseren Preis erzielen könnten, zeigten einige Anwesende anhand ihrer persönlichen „Best-practise“-Modelle auf. „Wir sollten neue Verteilwege erschließen. Tourismus ist eine große Chance für Direktvermarkter“, so der Tenor.

Ein Schlaglicht wurde auch auf die Übergabe-Problematik von Bauernhöfen an die nächste Generation geworfen.  Die Zukunftsstrategie heißt hier Verständigung: „Wir Bauern sollten mehr mit dem Konsumenten kommunizieren“ – war die Erkenntnis des Abends. Die Kitzagrar ist eine landwirtschaftliche Einkaufsgemeinschaft mit rund 650 Mitgliedern.
Elisabeth Galehr

 
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