Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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6 November 2017 Th ema In der Oktoberausgabe des Westendorfer Boten war vom Jubiläum „500 Jahre Reformation“ zu lesen. Die Geschichte von der Verbrei- tung von Luthers Thesen undenkbar, auf die wir in dieser Zeitung eingehen wollen. Können wir uns unsere W elt ohne Gedrucktes vorstellen: ohne Zeitungen, Bücher, Drucksachen, Kalender, Eintrittskarten, Plakate, Ti- ckets, Dokumente usw.? Wohl kaum. Das alles ver- danken wir Johannes Gu- Buchdrucks. Um 1400 wurde er als Jo- zu Gutenberg in Mainz ge- boren. Bis dahin musste man Bücher mit der Hand abschreiben. Das geschah meist von Mönchen in den Klöstern, war sehr mühsam und dauerte sehr lange. Des- halb waren Bücher sehr teu- er. Nur Fürsten und Reiche konnten sie sich leisten. Das 15. Jahrhundert kenn- zeichnet den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Es war eine Zeit mit großen Veränderungen in fast allen Bereichen des Lebens. In Europa gestaltete sich das politische Mächtegleichge- wicht völlig neu. Außerdem ist Gutenbergs Jahrhundert gekennzeichnet von neuen technischen Innovationen, von Reformbewegungen innerhalb der Kirche, aber auch von Inquisitionspro- zessen und Kriegen. Auch die Idee des Humanismus kam erstmals auf. Vor dieser Zeit wurden Wissen und Bildung in den Klöstern konserviert und waren kaum jemandem zu- gänglich. Doch im Spätmit- telalter wandelte sich die Situation. Städte errichteten eigene Schulen und Univer- sitäten. Bald gab es nicht mehr genug schreibende Mönche, um die Nachfra- ge nach Büchern zu stillen. Es entstanden immer mehr weltliche Schreibstuben, der Klerus hatte seine Bildungs- hoheit verloren. In der Lite- ratur breitete sich die Prosa aus und die Übersetzung von Texten in die Volksspra- chen setzte sich mehr und mehr durch. So verlor mit dem Klerus auch die lateini- sche Sprache ihre Monopol- stellung. Vor 1450 war die gängi- ge Drucktechnik in Euro- pa der Holztafeldruck. Bei dieser Technik musste man den Text oder das Bild, das man drucken wollte, müh- sam spiegelverkehrt in einen Holzblock schneiden. Dann wurde das Ganze mit Farbe bedeckt. Anschließend wur- de ein Blatt Papier auf den Holzstock gelegt und abge- rieben. Gutenbergs entscheidende len (Drucken) von Schriften mit beweglichen Metall- buchstaben. Selbst wenn man damals auch in anderen Ländern an dieser Metho- de arbeitete, gilt Gutenberg doch als der eigentliche Er- Obgleich Gutenberg ein sein Leben wenig bekannt. Seine Heimatstadt Mainz am Rhein war damals eine blühende Handelsstadt. Die Gutenbergs waren eine wohlhabende Patrizierfami- lie. Hier lernte Gutenberg wahrscheinlich die Gold- schmiedekunst und das Münzprägehandwerk. In beiden Berufen kommt es auf das sorgfältige Messen und Prüfen von Metallen an, auf die Kenntnis ihrer Ver- änderungen unter Wärme- mit anderen Metallen sowie auf das geschickte Verarbei- ten sehr kleiner Gegenstän- de. Diese Kenntnisse waren die Voraussetzung für Gu- tenbergs späteres Herstellen von metallenen Druckbuch- staben. 1428 ging Gutenberg für zwanzig Jahre nach Straß- burg. Hier entstanden wahrscheinlich seine ers- ten Druckerzeugnisse: ein Kalender, eine lateinische Grammatik. Nie hat er seine Drucke, wie fast alle Dru- cker später, mit seinem Na- men gekennzeichnet. Gutenberg brauchte stän- dig viel Geld: zum Bau der Druckpressen, für das Metall der vielen tausend Druckbuchstaben, für Pa- pier und Farbe, für große Räume zum Aufstellen der Pressen, zum Lagern der Papiervorräte und zum Auf- hängen und T rocknen der frisch gedruckten Papierbö- gen. Außerdem musste er etwa zwanzig für ihn arbei- tende Handwerker bezah- len. Immer wieder verklagten ihn Männer, denen er das Johannes Gutenberg von ihnen geliehene Geld nicht zurückzahlen konnte. Außerdem musste Guten- berg ständig auf Geheim- bedacht sein. 1448 kehrte Gutenberg nach Mainz zurück. Hier gelang ihm der Durchbruch mit dem Druck der sogenann- ten 42-zeiligen Bibel. Sie ist in ihrer Schönheit spä- ter niemals wieder erreicht worden. Von den etwa 300 Exemplaren sind heute noch 40 erhalten, in Museen über die ganze Welt verstreut. Zum Drucken einer Seite nahm der Setzer die einzel- nen Druckbuchstaben aus dem Setzkasten und reih- te sie zu Wörtern auf einer Schiene auf. So entstand Zeile um Zeile, bis die Sei- te voll war. Dann wurde die Seite (der „Druckkasten“) auf den Drucktisch gelegt, die Buchstaben wurden mit- hilfe eines Ballens mit Far- be geschwärzt und vorsich- tig ein Papierbogen darüber gelegt. Dann presste man den Pressbock der Pres- se auf das Papier, das da- durch mit den Buchstaben des Druckkastens bedruckt wurde. Vorsichtig wurde
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