Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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März 2019 7 Thema Was ist am Flüchtling dis- kriminierend? Und was ist anders, wenn man ihn als „Refugee“ oder „Schutzsu- chenden“ bezeichnet? Unsere Sprache wird immer mehr zum Betätigungsfeld von Dogmatikern, die ver- suchen, diese ihren persön- lichen Moral- und Idealvor- stellungen zu unterwerfen, und dabei grammatikalische Fehler und den Verlust der sprachlichen Ästhetik be- wusst in Kauf nehmen. Irgendwann ist man bei der „Trottelsprache“. Dann ist der Behinderte eben nicht mehr behindert, sondern „anders befähigt“ bezie- hungsweise ein „Mensch mit besonderen Bedürfnis- sen“, aus Fußgängern wer- den „zu Fuß Gehende“, aus verhaltensgestörten Schü- lern „Kinder mit originellen Verhaltensweisen“. Immer wieder in der Diskus- sion sind auch Werke von Künstlern, die irgendwie in einem Nahbereich zum nationalsozialistischem Regime gestanden sind. Politisch Überkorrekte ge- hen manchmal so weit, das Singen oder Spielen von Musikwerken dieser Kom- ponisten gänzlich verbieten zu wollen. Besonders betraf diese Diskussion das um- fangreiche Werk des ehemaligen Landes- kapellmeisters Prof. Sepp Tanzer. Zuletzt geriet aber sogar eine Rotweinsorte in Verruf. Der Zwei- gelt hat seine Be- zeichnung näm- lich von einem gewissen Fried- rich Zweigelt, dem in der Wein- bauschule Kloster- neuburg die Kreu- zung der Sorten St. Laurent und Blaufränkisch gelang. Eine Initiative will die- sen (auch im Ausland sehr geschätzten) W ein nun in „Blauer Montag“ umtaufen, weil Herrn Zweigelt eine nationalsozialistische Ver- gangenheit nachgesagt wird. Eine besondere Spitze er- reichte der Kampf um poli- tische Korrektheit natürlich in der Gender-Problematik. Sogar Gesetzestexte brauch- te es, um aus dem Studenten und der Studentin die Stu- dierenden, aus Dozenten die „Dozent_innen“ und aus den Bauern und ihren Frauen die Ba(ä)uerInnen zu machen, Das „Fräulein“ wurde als diskrminierend „verboten“, alle Wörter, in denen das „Weib“ vorkommt, geächtet (bis hin zum „Altweiber- sommer“). Schließlich verging man sich sogar noch am Pronomen „man“. Plötzlich genügte es nicht mehr, dass man ge- winnen konnte, denn auch „frau“ sollte das können. Zu „jemand“ kam „jefraud“, und im Fußball traten „Frau- schaften“ gegeneinander an. Allerdings: Zu mehr Ge- rechtigkeit im Leben haben diese „Sprachkämpfe“ nicht geführt, und für die Kinder ist manches schwieriger geworden. Wenn früher die Schüler ihre Meis- ter auf Schiern er- mittelten, heißt das nun (nach dem Wunsch des Bil- dungsministe- riums) so: „Schüler und Schülerinnen er- mitteln ihre Meister und Meisterinnen auf Schiern.“ Oder: „Schü- De Målerei Wias a de Måler geht, sicha nid jeda vasteht. Zuichi za de Fårm und glei gehts u, geits a kloas Büdl oda is a Gruaß heit dru? De Zeit weascht ben Moin nid gmessn, wei då tuat ma a Bois auf går ois vagessn. Då sicht ma kåd ruat, blau und grea, söd i zan Moin heit huckn oder steah? Da Oa is mitn Bleistift zfrin, a Onara is be de Kohlestift bliem. Upåtzt weascht a diam oiahånd, boidst oafåch vagisst ulegn des schlechta Gwånd. Zlest weaschts no ois genau bedråcht, ob ma met dean zfrin is, wås ma håt gmåcht. Boid de Målerei is umma, weascht eichi gschlichn a de Kumma. Ǻwa krecht was woi, wenn i mein Månn dat no weckn, wei ea wuscht sicha gånz eppas Nois an Büdl inn entdeckn. Ma iwaleg und såg se: “Gib gscheida a Ruah, leg de nieda und måch a deine Augn zua!“ Aus dem Buch „Windhauch“ von Kathi Pöll, erhältlich bei Melanies Schatztruhe, in der Sennerei und in der Kunstschmiede Unterrainer lerInnen ermitteln ihre Meis- terInnen auf Schiern“. Jeder Fachmann - und natürlich auch jede Fachfrau - weiß, um wie viel schwieriger der- artige Texte zu lesen sind, aber die Kinder werden es schon lernen ... Nun wurde bekanntlich auch ein drittes Geschlecht im Gesetz verankert, näm- lich „divers“. Mit Schrecken kann man nun darauf warten, dass auch dieses „Geschlecht“ in der Sprache abgebildet wer- den muss. Versuche in diese Ríchtung laufen schon, ein Sternchen soll auch Perso- nen, die sich nicht männlich oder weiblich fühlen, in der Sprache einschließen (siehe Februarausgabe). Also wird alles noch unlesbarer. Vielleicht täte manchmal mehr Gelassenheit gut. Wenn jemand ein „Neger“ (Weißbier mit Cola) oder ein „Zigeunerschnitzel“ be - stellt, ist er noch lange kein Rassist, und nicht jeder, der die Bundeshymne im Origi- naltext singt, ist ein Frauen- feind - auch wenn es manche „Diskriminierungsspezialis- ten*Innen“ nicht wahrhaben wollen. Quellen: Die Presse, Der Spiegel, wikipedia, derstandard.at, profil Symbolfoto unten: pixabay
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