Kitzbüheler Anzeiger
31.10.2019
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Kitzbühel trauert um Karl Koller

Karl Koller war eine prägende Persönlichkeit, ein enthusiastischer Botschafter des Skisports und ein Tourismusvisionär in seiner Heimatstadt. Kitzbühel erweist dem Verstorbenen am Donnerstag, 31. Oktober, die letzte Ehre.

Kitzbühel | Karl Koller war ein Multitalent und ein echtes Kitzbüheler Original. Als Skischulpionier, Marketing-Genie, findiger Unternehmer, Visionär und Buchautor hat der ehemalige Rennläufer im Skischulwesen, aber auch im Kitzbüheler Tourismus einen Meilenstein nach dem anderen gesetzt. Alles, was der rührige Kitzbüheler jemals in Angriff genommen hat, war mit dem Skisport verbunden, dem er sich mit Leib und Seele verschrieben hatte.
Karl Koller, am 16. April 1919 als letztes von zehn Kindern in Kitzbühel geboren, war schon als kleiner Bub vom Skisport fasziniert, der seinen Werdegang maßgeblich bestimmen sollte. Seine aufstrebende Rennläuferkarriere wurde vom Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen. 1946 feierte er seinen größten sportlichen Erfolg und trug sich als Hahnenkammsieger in die Annalen des Kitzbüheler Ski Clubs ein.  

Legendärer Skischulchef und Marketingstratege
Mit der Übernahme der Skischule Kitzbühel 1950 schlug Karl Koller ein neues Kapitel in der Kitzbüheler Ski- und Skischulgeschichte auf. Gegen breiten Widerstand verpasste er seinen Skilehrern mit roten  Pullovern und roten Zipfelmützen erstmals eine einheitliche Dienstkleidung: Die Roten Teufel waren geboren und avancierten unter Kollers 25-jähriger Leitung zu einer der größten und renommiertesten Skischulen der Welt, in der auf Qualität hoher Wert gelegt wurde. Der rote Dress der Skilehrer, die modernen Werbeplakate von Alfons Walde, der legendäre Jan-Boon-Streifen „Melodie auf Ski“ und Sepp Möllingers Lied über die Roten Teufel verschmolzen zu einer genialen Marketingstrategie, die am Aufstieg Kitzbühels zur internationalen Wintersportmetropole maßgeblichen Anteil hatte. Auch das Neujahrsfeuerwerk, das heute alljährlich bis zu 30.000 Zuschauer anlockt, geht auf eine Initiative Karl Kollers zurück. Seine Ideen fanden anfänglich nicht immer Zuspruch, doch Koller setzte sich immer wieder durch.

Der Ski-Visionär war seiner Zeit stets voraus
Mit zahlreichen richtungsweisenden Innovationen revolutionierte der gelernte Textil-Verkäufer (Originalzitat „Budlhupfer“) die Skipädagogik. Den Kurzski für Anfänger – damals belächelt, heute eine Selbstverständlichkeit – präsentierte er bereits 1953 beim Interski-Kongress in Davos. Mit dem Koller-Backen erfand er eine Sicherheitsbindung und mit seiner Teufelspiste, die er am Interski-Kongress in Garmisch 1971 vorstellte, wurde er zum Wegbereiter von Boardercross und Skier-Cross.

Vorreiter der Kinderskischule
Der Unterricht für Kinder lag ihm besonders am Herzen.  „Kinder sollen das Skifahren spielerisch erlernen, ohne Stemmschule“ war Kollers Grundsatz, den er mit der Gründung des „Kollerland“ ab 1976 umsetzte.  Er veröffentliche außerdem zahlreiche Lehrbücher und Skivideos, verfasste Gedichte und veröffentlichte die autobiografischen Bücher „Kitzbühel zu meiner Zeit“ sowie „Freud und Leid zu meiner Zeit“. Für die Medien blieb er bis ins hohe Alter ein gefragter Interviewpartner. Lebhaft und mit blitzenden Augen sprach er gerne über die alten Zeiten, ohne sie zu verherrlichen. „Es war nicht besser damals, nur anders“, pflegte er dann gerne zu sagen.

Der Skisport war sein Lebenselexier
Als Dreijähriger stand Karl Koller zum ersten Mal auf Skiern und im Alter von 92 wedelte er zum letzten Mal über die Pisten. Erst vor drei Jahren hörte er mit dem Langlaufen auf.
Mit Karl Koller verliert Kitzbühel ein Original, einen verdienten Mitbürger und Botschafter der Stadt und Pionier des Skisports. Wer ihn kannte, wird die Erinnerung an einen außergewöhnlichen und liebenswerten Menschen wahren, der markante Spuren hinterlassen hat. Die Anteilnahme aller gilt allen voran Lebenspartnerin Ida, Sohn Karl Koller mit Gattin Heidi sowie den Enkelsöhnen Alexander und Matthi­as samt Familien. Alexandra Fusser

Persönliches
1938: österr. Jugendmeister Abfahrt & Tiroler Jugend-Vize-Meister Kombination
1946: Hahnenkammsieger (2. Platz Abfahrt, 2. Platz Slalom)
1950 – 1975: Leiter Skischule Rote Teufel
1976 – 1984: Leiter Kollerland
1953 – 1955: Präsident des KSC
1968 – 1972: Obmann des Fremdenverkehrsverbandes; Präsident des österreichischen Berufsskilehrerverbandes; Vize-Präsident des Welt-Skilehrerverbands
Ausgezeichnet mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol, dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Kitzbühel, dem Goldenen Ehrenzeichen von Kitzbühel Tourismus; dem Goldenen Ehrenzeichen des KSC und dem Hahnenkamm-Ehrenzeichen in Gold.
Er war 54 Jahre mit Ehefrau Hilde verheiratet, die 1997 starb und lebte mit Partnerin Ida Hechenberger in Kitzbühel.

Karl Koller (16. April 1919 – 26. Oktober 2019) war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Er prägte den Skisport nachhaltig. Foto: KSC

 
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