Kitzbüheler Anzeiger
29.04.2018
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Kelchsauer suchen Nahversorger

Im Juni schließt das kleine Nah&Frisch-Geschäft in der Kelchsau seine Pforten. Jetzt wird intensiv an einem neuen Projekt gearbeitet.

Hopfgarten, Kelchsau | Von dieser Neuigkeit wurden die Kelchsauer quasi eiskalt erwischt – eine der wichtigen Institutionen im Ort, der kleine Nahversorger, schließt seine Pforten.

„Ja es stimmt, mit Ende Juni schließe ich mein Nah&Frisch-Geschäft“, bestätigt Besitzerin Marianne Erharter, die über 25 Jahre lang ihren Laden betrieben hat.

In dem kleinen Geschäft findet man alles für den täglichen Bedarf. Von der Milch über Nylonstrümpfe, heimische Bioeier bis hin zum Duschgel – was man zum Leben braucht, hat Erharter im Sortiment. Die „Mariann“, wie sie von den Kelchsauern genannt wird, zitiert dazu gerne den Spruch eines Kollegen: „Ich habe alles, was Sie brauchen, und was ich nicht habe, brauchen Sie auch nicht!“ In der kleinen Kaffeeecke treffen sich nicht nur die Einheimischen gerne auf einen kleinen „Ratscher“, und auch in der kleinen Poststelle an der Kassa geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. Eier oder auch Honig von den örtlichen Landwirten hat sie ebenfalls im Angebot und auch das Brot wird zum Teil selbst gebacken.

Mit zwei Teilzeitkräften schupft Erharter den Laden – sie selber steht dann auch einmal hinter der Wursttheke, meist aber sitzt sie an der Kassa und innerhalb von Minuten wird klar: Die „Mariann“ kennt nahezu alle ihre Kunden persönlich und hat für alle ein freundliches Wort. Dass mit dem Abschied der „Mariann“ eine Ära zu Ende geht, bedauern die Kelchsauer.

„Ich nehme mit einem weinenden Auge und dazu auch nicht gerne Abschied. Ich hatte mir eigentlich schon gedacht, dass ich das Geschäft bis zu meiner Pensionierung weiter betreibe“, erklärt Erharter. Allerdings sind es die äußeren Umstände, die die waschechte Kelchsauerin zu diesem Entschluss zwingen. „Das Gebäude, in dem das Geschäft ist, wurde verkauft“, schildert die Geschäftsfrau. Der neue Besitzer benötigt es selber und verlängert den Pachtvertrag nur mehr befristet. „Ich möchte aber deutlich betonen, dass alles im besten Einvernehmen abläuft“, betont Erharter. Von einem Streit, wie hier und da kolportiert wird, will Erharter nichts hören.

Zwei Geschäfte

Die gebürtige Kelchsauerin wagte bereits mit knapp 19 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit, vorerst noch an einem anderen Standort. „In der Kelchsau gab es damals ja sogar zwei Geschäfte“, erinnert sich Erharter zurück. Auch ein Textilgeschäft gab es damals noch. Am jetzigen Standort betreibt die Geschäftsfrau seit 2003 den Laden. Im Juni aber heißt es Abschied nehmen. „Ich möchte keinen Tag missen, den ich hier war. Ich habe viel Herzblut in das Geschäft gesteckt. Aber ich freue mich trotzdem auch auf eine neue Herausforderung“, betont sie. Es ist zwar schon bekannt, dass sie ihr Weg in die Gastronomie führt. „Noch möchte ich aber dazu nichts sagen“, hält sich die Kelchsauerin bedeckt.

Kelchsau wächst

Derzeit laufen die Vorbereitungen für eine Nachfolge Erharters auf Hochtouren. Am Freitag, 27. April, findet daher im Musik-Probelokal um 20 Uhr eine Informationsveranstaltung mit dem Titel „Nahversorgung in der Kelchsau für die Zukunft sichern“ statt. Initiator ist u.a. Ortsvorsteher Martin Hölzl. Der Gemeindevorstand ist sich der Wichtigkeit des Themas mehr als bewusst. Mit immerhin rund 800 Einwohnern ist die Kelchsau kein kleiner Weiler mehr. In den letzten Jahren ist der Hopfgarter Ortsteil massiv gewachsen, zahlreiche Jungfamilien haben Häuser gebaut. Ein weiteres Bauprojekt mit mehreren Einheiten steht vor der Realisierung. „Es geht einfach um die Grundversorgung“, betont Hölzl. Eine Nahversorgung gehöre zu einem Ort, wie die Kirche oder der Friedhof, weiß auch der Gemeindevorstand. Erste Überlegungen gibt es auch bereits, wie die Nahversorgung zukünftig ausschauen könnte.

„Wir haben bereits ein Projekt ausgearbeitet“, informiert Hölzl. Im Rahmen der Veranstaltung werden die Ideen vorgestellt. Unterstützung zum Start gibt es auch von Marianne Erharter sowie von der Gemeinde. Wichtig ist Hölzl auch, die Bevölkerung in diesen Prozess mit einzubinden, daher hat er die Informationsveranstaltung organisiert. „Gemeinsam sollte es uns gelingen, eine Fortführung und in weiterer Folge eine Neuaufstellung der Nahversorgung zu bewerkstelligen“, hofft der Ortsvorsteher auf eine rege Beteiligung.
Margret Klausner

Bild: Bereits seit 1985 steht Marianne Erharter fast täglich auch an der Wursttheke und sitzt an der Kasse– jetzt freut sich die Kelchsauerin auf eine neue  berufliche Herausforderung. Foto: Klausner

 
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