Kitzbüheler Anzeiger
29.06.2020
News  
 

„Kein nachhaltiger Imageschaden“

Mit dem Shutdown aufgrund von Covid-19 erfolgte eine prägende Zäsur für die Wirtschaft. Zu den besonders betroffenen Branchen zählt der Tourismus. Welche Perspektiven sich nach der langsamen Öffnung bieten und ob der Tourismus in Tirol ganz neu gedacht werden muss, fragte der Kitzbüheler Anzeiger den Geschäftsführer der Tirol Werbung, Florian Phleps.

Bezirk  | Der Unsicherheitsfaktor Corona besteht weiterhin: Wie kann es gelingen, dem Gast ein Sicherheitsgefühl zu geben?
Es gilt klar zu kommunizieren, dass wir alles dafür tun, um die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter bestmöglich zu gewährleisten. Dazu gehören die Einhaltung der Leitlinien, die das Gesundheitsministerium ausgearbeitet hat, oder die flächendeckenden Covid-19-Tests von Tourismusmitarbeitern. Ein weiterer Faktor, um Sicherheit zu vermitteln, sind flexible Stornoregeln.

Gibt es einen anhaltenden Imageschaden durch die Causa Ischgl?
Es gibt einen Schaden für das Image Tirols, der wird aber nicht nachhaltig sein. Wir haben vor wenigen Tagen auf unserem wichtigsten Markt Deutschland die Besuchswahrscheinlichkeit – also die Wahrscheinlichkeit für einen Urlaub – untersuchen lassen. Und dort liegen wir im Vergleich mit unseren alpinen Mitbewerbern hinter Bayern auf Rang zwei. Die Menschen wollen also weiterhin zu uns auf Urlaub kommen und liefern uns auch via Social Media und Co diese positive Resonanz. Hier kommt uns auch der überdurchschnittlich hohe Anteil an Stammgästen in Tirol zugute. Der liegt im Winter bei 74 Prozent und im Sommer bei 61 Prozent.

Muss sich der Tourismus in Tirol nachhaltig umstellen?
Der Tiroler Tourismus hat in seiner mehr als hundertjährigen Geschichte immer wieder bewiesen, dass er erfolgreich mit Veränderungen umgehen kann. Diese Innovationsfähigkeit hat unser Land zu einer führenden Urlaubsregion in den Alpen gemacht. Die Corona-Pandemie bedeutet eine weltweite Zäsur. Für uns bietet sie gleichzeitig die Gelegenheit für eine Standortbestimmung, um Tirols Tourismusstrategie zukunftsfit zu machen. Es geht allerdings nicht darum, Tirols Tourismus als Ganzes zu hinterfragen. Erfolgsgrundlagen wie die familiengeführten Unternehmen oder die Wintersportkompetenz sind auch weiterhin wichtig.

Welche Chancen liegen im Gesundheitstourismus?
Ich denke, hier gilt es zu unterscheiden. Zwei Prozent unserer Sommergäste bezeichnen ihren Tirol-Aufenthalt als reinen Gesundheitsurlaub. Deutlich wichtiger ist der Wert Gesundheit als solcher, der für unsere Gäste im Sinne von Wohlfühlen durch aktive Erholung und Bewegung schon bisher maßgeblich war und auf vielerlei Art mitschwingt – vom Wandern bis zu Wellness. Die aktuelle Situation hat diese Bedeutung der Gesundheit noch einmal verstärkt. Tirol bietet mit seiner Natur und dem umfassenden Angebot für aktive Erholung den idealen Resonanzboden dafür.

Wie ist die Aussicht auf die Sommer- bzw- die Wintersaison?
Unter Berücksichtigung der derzeit schwierigen Umstände zeichnet sich nach einem verhaltenen Juni in den Monaten Juli und August ein durchaus positives Bild ab. In dieser Hauptferienzeit haben wir in der Ferienhotellerie eine gute Nachfrage nach Urlaub in Tirol. Für eine seriöse Prognose zum Winter ist es allerdings noch zu früh.

Wie sind die Erwartungen für den Städtetourismus bzw. den Kongresstourismus?
Die Betriebe in der Stadt haben aktuell eine deutlich schwierigere Nachfragesituation als die Ferienhotellerie. Viele wichtige Bereiche wie Geschäftsreisen oder der Kongresstourismus sind zum Teil komplett weggebrochen. Eine Verbesserung ist aber noch möglich. Viele Gäste warten derzeit noch ab, um dann kurzfristig zu buchen. Hier sollten die Grenzöffnungen ebenso wie die Erlaubnis, Kongresse und Messen wieder durchzuführen, als Motivation wirken.

Welchen Tipp gibt die Tirol Werbung allen heimischen Touristikern mit auf den Weg?
Für uns alle gilt, dem Thema Sicherheit besondere Beachtung zu schenken. Das sehe ich als wesentliche Basis in der aktuellen Zeit. Unsere Gäste sollen sich im Urlaub sicher fühlen. Daher müssen wir alles dafür tun, um diese Sicherheit und Gesundheit der Menschen bestmöglich zu gewährleisten.

Das Interview führte Elisabeth Galehr, Foto: Tirol Werbung/Soulas

 
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