Kitzbüheler Anzeiger
15.10.2018
News  
 

Kann Attraktion die Zukunft retten?

Den Sessellift in Kirchdorf zu erhalten ist nach wie vor eine (finanzielle) Herausforderung. Nun wurde ein Investor ins Spiel gebracht, der eine „in Europa einzigartige Attraktion“ errichten will. Es gibt mehr Fragen als Antworten.

Kirchdorf | „Im Grunde wissen wir jetzt nichts“, brachte es GR Hannes Steger nach der knapp halbstündigen Präsentation von Florian Schluifer auf den Punkt. Der Gemeinderat berichtete in seiner Funktion als Geschäftsführer der Kirchdorfer Skilift GmbH & Co KG ausgesprochen vage über den Investor, den man sich in Kirchdorf an Land gezogen hat. „Bei diesem Projekt gibt es so viele Rahmenbedingungen zu beachten, deshalb wollen wir in dieser sensiblen Phase nichts unüberlegt überstürzen und den Prozess steuern, soweit es möglich ist“, sagt  Schluifer gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger.

„Eine in Europa einzigartige Attraktion“

Fakt ist derzeit, dass Ende September der mögliche Investor eine Absichtserklärung mit Geschäftsführer GR Florian Schluifer, Bürgermeister Gerhard Obermüller, TVB-GF Gernot Riedel und TVB-Vorstand Josef Lackner unterzeichnet hat. „Es ist geplant, eine europaweit einzigartige Ganzjahresattraktion am Berg in Kirchdorf zu errichten“, berichtet Schluifer. Um was es sich bei der Attraktion handelt, darüber hält er sich bedeckt. Nur soviel verrät er noch: „Der Skibetrieb wird durch die Attraktion in keinster Weise beeinträchtigt und die landwirtschaftlichen Flächen werden minimal beansprucht.“

„Für Kirchdorf eine Jahrhundertchance“

Auf die Gemeinde Kirchdorf aufmerksam geworden ist der Investor durch Tourismusverband Geschäftsführer Gernot Riedel, der sich auch weitgehend bedeckt hält: „Es handelt sich um ein international tätiges deutsches Unternehmen, das Attraktionen auf mehreren Kontinenten unterhält. Für Kirchdorf ist das eine Jahrhundertchance.“ Als eine „große Chance“ sehen es auch Bürgermeister Gerhard Obermüller sowie der restliche Gemeinderat – trotz der (offiziell) kargen Informationslage.

Unternehmensstruktur soll gleich bleiben

Die Skilift Kirchdorf GmbH & Co KG  hat seit Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie gehört zu 75 Prozent der Gemeinde Kirchdorf und zu 20 Prozent dem TVB. Im Jahr 2015 wurde der Lift entschuldet. 700.000 Euro an Gemeindegeld flossen damals in die Liftgesellschaft und auch jetzt schießt die Gemeinde noch jährlich Geld zu (siehe Daten und Fakten).

An der derzeitigen  Unternehmensstruktur soll sich in Zukunft aber nichts ändern, wie Schluifer erklärt: „Der Investor wird nicht den Skilift übernehmen. Er wird die Attraktion betreiben und unsere Infrastruktur nutzen. In einem Geschäftsmodell, das erst erarbeitet werden muss, werden alle Rechte und Pflichten definiert.“ Besagtes Geschäftsmodell soll langfristig auf mindestens 15 Jahre ausgelegt sein. Schluifer spricht von fünf bis sieben Millionen Euro, die das Unternehmen in Kirchdorf investieren möchte.

Ganzjährige Auslastung wird benötigt

Diese Investition würde einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen. „Wie uns eine Studie bestätigte, ist es zu kostspielig, den Lift für nur 60 Tage im Winter aufzusperren. Eine Erhöhung der Auslastung rein über den Wintersport schaffen wir niemals“, veranschaulicht Schluifer und verweist auf die Zahlen der letzten Saison, wo Kirchdorf zwar einen Nächtigungszuwachs von 4,5 Prozent, der Skilift aber nur 0,6 Prozent mehr Auslastung verzeichnete. „Und in diesen 0,6 Prozente stecken auch noch die Kinder, welche gratis fahren“, zeigt Schluifer auf.

Vertragsabschluss bis Ende des Jahres anvisiert

Bis Ende des Jahres sollen die Verträge mit dem Investor unterschrieben sein. „Wenn es spruchreif ist, werden wir umfassend informieren oder mögliche Konsequenzen ziehen“, so Schluifer. Und bis dahin brodelt nun wohl die Gerüchteküche in Kirchdorf.
Johanna Monitzer

Daten & Fakten
Skilift: Höherer Verlust 2017
Kirchdorf | Die Kirchdorfer Skilift GmbH & Co KG schloss das Jahr 2017 mit einem Nettoverlust von 177.500 Euro ab (Vergleich Vorjahr 48.000). Ein Grund für den massiven Verlust waren die Instandhaltungsmaßnahmen im abgelaufenen Jahr: „Wir mussten eine vorgeschriebene Revision machen,  Sanierungen bei der Tal- und Bergstation, Anpassungen bei Förderbändern sowie die Installation von Bergeinrichtungen vornehmen. Insgesamt hatten wir einen dringend notwendigen Mehrinvestitionsaufwand von über 100.000 Euro in der Instandhaltung“, veranschaulicht GF Florian Schluifer. Der Kirchdorfer Gemeinderat beschloss einstimmig einen Investitionszuschuss von 84.000 Euro. jomo

 
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