Kitzbüheler Anzeiger
27.07.2018
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Kabarettist in Going unerwünscht?

Die Wogen in der Kulturszene gehen hoch. Ist der Tiroler Kabarettist Markus Koschuh in Going unerwünscht? Zuerst wurde er vom Kulturausschuss engagiert, dann kurzerhand wieder ausgeladen.

Going | Am 5. Oktober hätte der Tiroler Kabarettist Markus Koschuh mit seinem Programm „Hochsaison – der Letzte macht das Licht aus“ im Rahmen der Kulturtage in Going auftreten sollen. Sollen – denn die Gemeindeführung engagierte Koschuh zunächst, entschloss sich dann aber dazu, ihn wieder auszuladen. „Wir haben uns im Gemeinderat Videos von Markus Koschuh angeschaut und sind zum Entschluss gekommen, dass so eine Art von Kabarett besser in die Hände von privaten Anbietern passt. Als Gemeinde finden wir es unpassend, ein politisches Kabarettprogramm zu bezahlen“, erklärt Bürgermeister Alexander Hochfilzer. Man habe das eigentlich emotionslos kommuniziert, mit der Kritik, mit der sich die Gemeindeführung jetzt konfrontiert sieht, habe man nicht gerechnet, so der Bürgermeister.

Interventionen von Land und Liftbetreibern?
Kabarettist Markus Koschuh publizierte seinen Ärger über  die Absage auf Facebook und stellt die Causa anders dar. „Es war alles schon fix vereinbart, die Technik und alles andere war auch schon abgeklärt. Da bekamen wir die Absage, weil der Bürgermeister einen Anruf von der Landesregierung bekommen habe. Von anderer Seite habe ich zugetragen bekommen, dass auch Liftbetreiber gegen den Kabarettabend interveniert hätten“, erzählt Koschuh.
Sein Programm „Hochsaison – der Letzte macht das Licht aus“ wirft durchaus einen kritischen, satirischen  Blick auf den Tourismus. „Man kann das Kabarettprogramm gut oder schlecht finden, aber man darf es von politischer Seite nicht verhindern – das hat mich so gestört. Man  hätte z.B. noch anschließend eine Diskussion machen können, wo darüber debattiert wird, ob die überspitzen Aussagen auch auf Going zutreffen“, so Koschuh.

Bürgermeister räumt Fehler ein
Hat da wirklich jemand interveniert? Bürgermeister Alexander Hochfilzer bestreitet jede Art von Einmischung  von Seiten der Landesregierung, von Touristikern oder von Liftbetreibern:  „Es hat weder einen Telefonanruf gegeben noch sonst irgendwas.“ Hatte man sich bei der Gemeinde denn nicht vorab über das Programm von Koschuh informiert?  „Der Kulturausschuss hatte hier freie Hand und die Buchung bereits vorgenommen – das ist der einzige Fehler den wir gemacht haben“, so der Bürgermeister. Kulturausschussobmann Manfred Mayr wollte dazu keine Stellung nehmen.

Markus Koschuh wird nach St. Johann geholt
Neben zahlreichen Solidaritätsbekunden aus der Kunst- und Kulturszene u.a. von Felix Mitterer, haben die Kulturtreibenden im Nachbarort St. Johann reagiert.
Die Musikkultur St. Johann (Muku) und der Mediathek-Betreiber, Verleger Hannes Hofinger holen Markus Koschuh am 5. Oktober in die Alte Gerberei. „Mir wäre es eigentlich lieber, wenn er in Going auftreten würde – denn, dass Politiker ein Kabarett verhindern, weil sie etwa Angst haben Subventionen zu verlieren, das darf nicht sein. Ich bin kein expliziter Koschuh-Fan, aber um das geht es auch gar nicht. Es geht darum, dass politisches Kabarett nicht unterdrückt werden darf“, betont Hannes Hofinger.

„Ein kulturpolitisches Statement“
In die selbe Kerbe schlägt Muku-Obmann Hans Oberlechner: „Wir sehen die Einladung von Markus Koschuh in die Alte Gerberei als kulturpolitisches Statement im Sinne der Meinungsfreiheit und der Wahrung unserer demokratischen Werte.“

Shuttlebus für alle Goinger nach St. Johann
Man überlegt auch einen Shuttlebus von Going nach St. Johann einzurichten, um den Goingern den Weg zu erleichtern – wenn sie nicht ohnehin in Scharen kommen, um zu sehen, was ihnen verwehrt wurde, denn so eine gute Werbung für sein Kabarettprogramm hätte sich Markus Koschuh wohl nicht träumen lassen. „Vielleicht spendiere ich Going als Dank ja eine Schneekanone“, schmunzelt Koschuh.
Nächstes Jahr im Juni kommt der Kabarettist Markus Koschuh übrigens im Rahmen des Ärztekongresses für einen Auftritt nach Kitzbühel – wenn er denn nicht wieder ausgeladen wird.
Johanna Monitzer

Den Kabarettabend mit Markus Koschuh „Hochsaison – der Letzte macht das Licht aus“ hat man in Going wieder abgesagt. Nun tritt Koschuh dafür in St. Johann auf. Foto: Steixner

 
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