Kitzbüheler Anzeiger
22.06.2019
News  
 

Interview mit dem Fieberbrunner Bürgermeister Walter Astner

Herr Bürgermeister, SPÖ und Grüne wollen die Schließung vom Bürglkopf. Was ist dazu die Meinung der Gemeindeführung?
Seit 1. November 2017 wird der Bürglkopf als Rückkehreinrichtung des BMI geführt. In einer Rückkehreinrichtung sollen die Menschen von ihrer freiwilligen Ausreise überzeugt werden, es ist jedoch auch eine zwangsweise Abschiebung möglich. Seit Montag letzter Woche sind Personen mit negativem Asylbescheid in den Hungerstreik getreten und wollen dadurch eine Wiederaufnahme des Verfahrens erwirken bzw. deren Abschiebung verhindern.
Wenn man den Bürglkopf schließt – und ich werde mich sicher nicht vehement für einen Verbleib einsetzen – dann muss man sich ehrlicherweise aber fragen, wohin diese Menschen dann kommen sollen. Dass die Abgelegenheit de Einrichtung als unzumutbar bezeichnet wird, ist für mich ein Affront gegen jeden entlegenen (Berg-)Bauern.
Mein Eindruck ist, dass diese Aktion eine konzertierte Vorgangsweise politischer Parteienvertreter war. Dafür spricht auch, dass ein Besuch von Landes- bzw. Bezirkspolitikern am Bürglkopf vor einigen Wochen wohl einigen Bewohnern, nicht aber der Einrichtungsführung bekannt war – ich verwehre mich dagegen, dass der Bürglkopf und damit der Name Fieberbrunn in das derzeitige parteipolitische Hickhack hineingezogen wird.
Das Heim ist Bundessache und soll auch Bundessache bleiben, eine objektive Beurteilung von Seiten der Gemeindepolitik ist wichtig. Wir haben einen Rechtsstaat und dieser darf sich meiner Meinung nach auch nicht erpressen lassen.

Bemüht sich die Gemeinde, die Menschen vom Bürglkopf im gesetzlich erlaubten Ausmaß gemeinnützig zu beschäftigen?
Ja, wir bzw. die Nachbargemeinden haben unter Aufsicht Personen in der Grünraumpflege beschäftigt, welche sich dazu gemeldet haben. Dies hat sehr gut funktioniert und hat auch eine Abwechslung im Alltag für diese Personen gebracht. Wir haben im Gemeinderat beschlossen, dass wir die vier Euro pro Stunde auszahlen, wenn dies gesetzlich möglich ist.  Dies ist nach dem Rückzug der Verordnung durch den neuen Innenminister unserer Ansicht nach wieder möglich. Man muss aber schon betonen, dass dies eine Entschädigung für geleistete Hilfstätigkeiten ist und die Personen ja neben Kost und Logis auch ein Taschengeld des Bundes bekommen.

Besuchen die Kinder vom Bürglkopf die Schule bzw. den Kindergarten im Ort?
Ob Familien die geeignete Zielgruppe für den Bürglkopf sind, kann und darf man hinterfragen. Kinder im schulpflichtigen Alter werden in der Schule aufgenommen, auf Anfrage und bei Platz auch im Kindergarten.

Gab/gibt es Probleme im Ort mit den Bewohnern vom Bürglkopf?
Als während der Hochphase der Flüchtlingsbewegung 2015 auch die Anzahl der Personen am Bürglkopf stark anstieg, wurde auch reagiert und „Unruhestifter“ wurden verlegt. Somit waren Probleme dann beigelegt; dzt. sind ca. 40 Personen am Bürglkopf und meiner Ansicht nach sind es wieder einige wenige, welche nun ihre Situation verändern wollen, indem sie in den Hungerstreik treten.

Wie schätzen Sie als Bürgermeister die Stimmung im Ort gegenüber dem Rückkehrerzentrum am Bürglkopf ein? Wären die Fieberbrunner froh, wenn es geschlossen wird?
Bis dato war der Bürglkopf sicher kein tägliches Gesprächsthema für die Fieberbrunner. Wie gesagt bin ich sicher kein vehementer Verfechter, dass die Einrichtung am Bürglkopf bleiben soll, dies wird auch der Großteil im Ort so sehen.
Die Entscheidung liegt aber bei der „hohen Politik“. Dass der Name Fieberbrunn jetzt in den Medien in ein Licht gerückt wird, wo er nichts zu suchen hat, ist traurig. Johanna Monitzer

 
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