Kitzbüheler Anzeiger
18.08.2017
News  
 

Im Ernstfall am besten auf‘s Gas

Schrecksekunden für eine 50-jährige Einheimische vergangene Woche in St. Johann: Sie war mit ihrem Pkw auf den Geleisen zu stehen gekommen und konnte das Auto in letzter Sekunde verlassen. Unfälle wie diese, heißt es von Seiten der ÖBB, seien glücklicherweise sehr selten geworden.  

St. Johann | Diesen Augusttag wird eine 50-jährige Einheimische vermutlich nie mehr vergessen – die Frau wollte mit ihrem Kleinwagen den Bahnübergang in Höhe des Eggerwerks in St. Johann überqueren, als sie staubedingt auf den Gleisen zu stehen kam. Kurz darauf schlossen die Bahnschranken und die Frau konnte in letzter Sekunde ihr Fahrzeug verlassen und vom Bahnübergang flüchten. Der Lokführer des ankommenden Personenzuges konnte den Zug nicht mehr abbremsen und rammte den Wagen der Frau. Glück im Unglück: Auch wenn das Auto ziemlich demoliert ist, wurde niemand verletzt.

„Solche Einsätze sind auch für uns immer sehr heikel“, sagt St. Johanns Feuerwehrkommandant Ernst Stöckl, der mit seinen Kameraden sofort ausrückte.

Gefährliche Stromquellen

Vor allem aufgrund der zahlreichen Stromquellen auf und um die Geleise seien Bahnunfälle für alle Beteiligten nicht ungefährlich. „Da muss man genau aufpassen. Wichtig ist vor allem auch, dass die Passagiere im Zug sitzen bleiben und nicht auf den Gleisen herumstehen“, schildert der Kommandant. In diesem Fall habe das alles sehr gut funktioniert. „Unser Pro­blem war bei diesem Einsatz allerdings eher der dichte Verkehr auf der Bundesstraße, wir sind mit unserem Kommandofahrzeug kaum durchgekommen, weil es auf beiden Seiten so gestaut hat“, sagt Stöckl. Immer wieder hätten die Autofahrer versucht, im Stau umzudrehen, ärgert sich Stöckl. Dann habe sich alles immer mehr verkeilt.

Weniger beschrankte Übergänge

Unfälle wie jener in St. Johann werden aber immer seltener, weiß der Sprecher der ÖBB, Christoph Gasser-Mair:  „Die Tendenz ist eindeutig fallend. Zum einen ist es so, dass wir  natürlich schauen, dass wir diese beschrankten Bahnübergänge mit baulichen anderen Lösungen, zum Beispiel Unterführungen, wegbringen. Zum anderen investieren wir sehr viel in die Bewusstseinsbildung.“ Unter anderem gehen die ÖBB-Mitarbeiter in die Schulen, aber auch in den Fahrschulen werde großer Wert auf die richtige Schulung gelegt. Im Bezirk Kitzbühel gibt es nicht mehr sehr viele solcher beschrankter Übergänge, vor allem im Brixental wurde viel getan. Doch bei jenen wie in Kitzbühel bei der Hahnenkamm- sowie bei der Hornbahn, aber auch bei den Übergängen in St. Johann, u.a. im Dorfzentrum, ist Vorsicht geboten.

Schranken durchfahrbar

Die ÖBB hat für das richtige Verhalten auf und rund um solche Eisenbahnkreuzungen Verhaltensregeln aufgestellt, sogar ein Video gibt es dazu. „So weit wie vergangene Woche in St. Johann sollte es natürlich gar nicht erst kommen. Aber wenn es aus welchem Grund auch immer passiert, dass man auf den Gleisen zu stehen kommt, dann gibt es einen lebensrettenden Tipp – Vollgas geben! Die Schrankenanlagen sind so konstruiert, dass man auch mit einem Kleinwagen leicht durchfahren kann. Sie verfügen über Sollbruchstellen, von manchen Autos können die Schranken sogar ausgehebelt werden“, weiß Christoph Gasser-Mair.

Es sei in so einem Fall natürlich besser, ein paar Kratzer auf dem Auto zu riskieren, als einen Totalcrash mit dem Zug. „Man darf nicht vergessen, dass der Zug nicht wie ein Auto stehen bleiben kann. Ist er mit rund 100 Stundenkilometern unterwegs, beträgt der Bremsweg etwa einen Kilometer“, warnt der ÖBB-Sprecher. Ist es aufgrund einer Kolonne vor und hinter den Schienen nicht mehr möglich, Gas zu geben, sollte man das Auto sofort verlassen.

„Am allerwichtigsten ist es jedoch, dass man vorausschauend fährt und vor allem in der Kolonne konzentriert bleibt. Besonders bei jenen Eisenbahnkreuzungen, die man gut kennt, darf man sich nicht dazu verleiten lassen, hier leichtfertig zu werden. Gerade hier appellieren wir an die Autofahrer, höchste Vorsicht walten zu lassen und sämtliche Warneinrichtungen genau zu beachten“, rät Christoph Gasser-Mair.
Margret Klausner

Bild: Am Bahnübergang beim Eggerwerk in St. Johann kam es letzte Woche zu einem gefährlichen Zwischenfall - ein Zug rammte das Auto einer 50-Jährigen, die mit ihrem Fahrzeug auf den Schienen zu stehen kam. Foto: FF St. Johann

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen