Kitzbüheler Anzeiger
12.10.2020
News  
 

Handwerk gibt der Lehre die Ehre

Beim jüngsten Forum des Netzwerks Handwerk stand die duale Ausbildung im Mittelpunkt. Die Lehre bildet das Fundament des Handwerks und sie sichert in weiterer Folge die Basis der KMUs ab. Die versammelten Referenten forderten konsequenterweise ein Umdenken im etablierten Ausbildungssystem und eine Emanzipation der soliden Handwerksausbildung.

Bezirk, Rattenberg  | Der Obmann des Netzwerks Handwerk, Rainer Höck, eröffnete das Treffen in Rattenberg mit folgenden Worten: „Der 21. August 2020 geht in die Geschichtsbücher ein. Seit diesem Tag ist der Titel ‚Meister‘ eintragbar.“ Dieses schon im Namen sichtbare Zeichen zeigt im Kleinen auf, wohin das Handwerk gehen will. Denn Begriffe wie „Höhere Bildung“ sollen künftig anders gedacht werden: das heißt, dass junge Menschen eine breitere Auswahl an Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten erhalten sollen. Somit soll dem soliden Handwerk der Stellenwert eingeräumt werden, der ihm gebührt. Zu den Referenten des Nachmittags zählte unter anderem Josef Ganner, Autor des Buches „Mehr Ehre der Lehre“. „Was man tut, das bleibt“, argumentiert Ganner. Selbstbestimmtes Arbeiten und persönliche Anleitung können durchaus Anreize für junge Menschen sein, einen Lehrberuf zu wählen. Diese Vorteile sollte man daher stärker in die Auslage stellen, wenn es darum geht, Jugendliche für die duale Ausbildung zu gewinnen.

Mehr Selbstbewusstsein entwickeln
In dieselbe Kerbe schlug auch Bildungsexperte Andreas Schnider. Die Befähigungen, die eine Person durch langjährige Praxis im Betrieb erlangt, sind essentiell für den Wirtschaftsstandort. „Qualifizierte Betriebe sind Anker und Segel für die Volkswirtschaft – sie bedeuten regionale Wertschöpfung statt globalisierter Industrie“, gibt Schnider zu bedenken. Daher plädiert er vehement für eine Gleichwertigkeit der handwerklichen Ausbildung gegenüber der rein akademischen. Das heißt aber nicht, dass jeder „Meister“ gleich ein „Master“ sein muss, im Gegenteil. Er setzt sich vielmehr für einen für jeden maßgeschneiderten Bildungsweg ein. „Kompetenz macht einen Beruf in seiner Qualität sichtbar“ fasst Schnider zusammen. Die Wertekultur, die modernes Handwerk von der traditionellen Vergangenheit in die Zukunft trägt, stand im Mittelpunkt des Vortrags von Heidrun Bichler-Ripfel: „Handwerk ist mehr als Produkt und Dienstleistung“, hält sie fest. Die formelle Einordnung des „Meisters“ im Nationalen Qualifikationsrahmen nahm Viktoria Greiner vom Institut für Angewandte Gewerbeforschung für das Publikum vor. Paul Vyskovsky (WIFI Tirol) stellte zudem die „neue duale Berufsbildung“ vor.

Im Anschluss an den hochkarätigen Theorieteil kam – natürlich, denn darum geht es ja – auch die Erfahrung aus der Praxis nicht zu kurz. Auf dem Diskussionspodium zum Abschluss nahmen unter anderem der Spartenobmann Gewerbe und Handwerk in Tirol, Franz Jirka, sowie AMS-Landes-GF Anton Kern und WK-Lehrlingskoordinator David Narr Platz. Dieses bot reichlich Gelegenheit zum Austausch. Elisabeth Galehr

Bild: Die Referenten Heidrun Bichler-Ripfel, Viktoria Greiner, Andreas Schnider, Paul Vyskovsky sowie Josef Ganner (v.r.) umrissen die verschiedenen Aspekte von Ausbildung im Handwerk. Foto: Galehr

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen