Kitzbüheler Anzeiger
30.07.2018
News  
 

Geht es auch ohne Glyphosat?

„Nein“ sagt man etwa im Kitzbüheler Gemeinderat, denn gewisses Unkraut ließe sich nur so bekämpfen. „Ja“ sagt man in St. Johann und in Fieberbrunn – sie sind glyphosatfrei.

Bezirk | Die FPÖ brachte den Stein im Kitzbüheler Gemeinderat erneut ins Rollen. Sie stellte in der jüngsten Sitzung einen Antrag auf Verbot von Glyphosat im öffentlichen Bereich. Das Pflanzengift, das zur Unkrautvernichtung eingesetzt wird, steht schon seit Längerem unter Verdacht, u.a. stark krebserregend zu sein. Die Politik ist sich auf allen Ebenen uneinig, was den  Gebrauch von Glyphosat  angeht. So gibt es auch im Bezirk Befürworter und Gegner.  
In Kitzbühel beschäftigt sich erneut der Umweltausschuss mit dem Thema: „Wir haben im Ausschuss schon darüber gesprochen. Alle Für und Wider wurden abgewogen. Laut Informationen von der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel gibt es derzeit aber bei der Bekämpfung des Knöterichers, der bis drei Meter tiefe Wurzeln schlägt, nichts Effektiveres als die Anwendung von Glyphosat“, sagt Umweltausschussobmann GR Georg Hechl (Grüne).
„Bedenklich ist eher die private Verwendung“
In die gleiche Kerbe schlägt GR Hermann Huber (VP): „Ich denke, dass die Facharbeiter von der Gemeinde Glyphosat sehr behutsam einsetzen. Im Gegensatz zu den Privatgärtner.Das ist schon bedenklich, wenn die das Glyphosat literweise aus den Geschäften schleppen und ohne Fachkenntnis anwenden.“

Es gelten Vorgaben bei der Verwendung
Ob und wie notwendig der Einsatz von Glyphosat im Kampf gegen den Staudenknöterich ist, dazu gibt es von Seiten der Bezirkshauptmannschaft keine Auskunft. BH Michael Berger verweist an das Land Tirol. Der zuständige Beamte, Andreas Tschöll, erklärt, das glyphosathaltige Mittel grundsätzlich nicht verboten sind, es müssen aber die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. So darf Glyphosat auf keinen versiegelten Flächen (Beton, Kopfsteinpflaster etc.) angewendet werden. Er verweist jedoch auch auf ein Mail von LH-Stv. Josef Geisler und LR Johannes Tratter vom Jänner dieses Jahres, in dem alle Gemeinden ersucht werden, in Hinblick auf die Gesundheit der Bevölkerung auf glyhposathaltige Mittel zu verzichten. Zudem beschloss der Tiroler Landtag im Dezember einstimmig den Verzicht von Glyphosat auf Flächen in ihrem Wirkungsbereich.

Geprüft glyphosatfrei: St. Johann und Fieberbrunn
Auch einige Gemeinden im Bezirk pflegen ihre Flächen ohne Glyphosat. St. Johann und Fieberbrunn lassen sich zudem von Greenpeace freiwillig überprüfen und sind als glyphosatfrei zertifiziert. 598 der 2.100 österreichischen Gemeinden setzen, laut Greenpeace, kein Glyphosat mehr für Gemeindearbeiten ein. Auch große Gemeinden, wie Kufstein oder Wörgl, werden von Greenpeace als glyphosatfrei ausgewiesen.

Diskussion geht weiter
Fakt ist: Die  EU-Kommission hat im Dezember die Zulassung für Glyphosat für weitere fünf Jahre beschlossen. Die Debatte und Verunsicherungen in den Kommunen bezüglich des Gebrauchs von  Glyphosat im öffentlichen Raum wird wohl andauern – so auch in Kitzbühel:  „Ich finde schon, dass wir das Ziel haben sollten auf Glyphosat zu verzichten – auch wenn dadurch Mehrkosten entstehen“, regt etwa GRin Marielle Haidacher (Liste UK) an. Johanna Monitzer

Aus meiner Sicht: Eiertanz auf unsere Kosten
Wie die Internetptlattform oegfe.at (wo alle EU-Abstimmungen öffentlich einsehbar sind) zeigt, sprach sich im Herbst in einer nicht bindenden Resulation die Mehrheit der EU-Abgeordneten für die schrittweise Abschaffung von Glyphosat aus. Die ÖVP enthielt sich ihrer Stimme. Die FPÖ stimmte gegen das schrittweise Verbot. Bei der bindenden Abstimmung im EU-Parlament wiederum sprach sich Österreich gegen eine Verlängerung der Zulassung für Glyphosat aus.
Auf Bundesebene hadert man jedoch mit einem Glyphosat-Verbot. Noch diffuser wird es auf Landesebene. Tirol verbietet den Einsatz des Pflanzengifts auf seinen Flächen und spielt den Ball den Gemeinden zu. In einem Mail wird „empfohlen“, darauf zu verzichten. Ist man nun für oder gegen den Gebrauch von Glyphosat? Was zurück bleibt, ist Verunsicherung.
Es stellt sich auch die Frage, welchen Nutzen es hat, wenn der Grünabschnitt neben der Straße nicht mehr mit Glyphosat behandelt wird, während die Landwirtschaft und Private das Pflanzengift weiterhin froh und munter verspritzen?
Ein Eiertanz der Politik, der gehörig auf Kosten unserer Gesundheit gehen könnte. Sofern das nicht schon längst der Fall ist. Johanna Monitzer, monitzer@kitzanzeiter.at

Foto: Ist es notwendig, dass Gemeinden Mittel (wie z.B. in „Roundup“), wo Glyphosat  enthalten ist ,einsetzen?  „Ich denke, dass die Facharbeiter von der Gemeinde Glyphosat sehr behutsam einsetzen. Im Gegensatz zu den Privatgärtnern, die das Glyphosat literweise aus den Geschäften schleppen“, sagt dazu etwa GR Hermann Huber (VP). Foto: Monitzer

 
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