Kitzbüheler Anzeiger
08.04.2019
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Frauenberatung wird ausgebaut

Das Raumproblem und die Finanzierung wurden gelöst. Nun ist der Weg frei für die Klassifizierung als Frauenservicestelle – was auch die Grundvoraussetzung für mehr Förderung vom Bund ist.

St. Johann | Die Katze beißt sich in den Schwanz – so drückt es Renate Magerle, Obfrau des Mädchen- und Frauenberatungszentrums aus, denn ohne bestehende Strukturen gibt es kaum Förderung vom Bund für Frauenberatung. Zehn Jahre nachdem das Mädchen- und Frauenberatungszentrum seine Tätigkeit aufgenommen hat, kann nun endlich der Meilenstein, die Anerkennung als Frauenservicestelle gelingen – dank privater Unterstützer, allen voran dem Rotary Club Kitzbühel, und der Marktgemeinde St. Johann, welche größere Räumlichkeiten für die Frauenberatung zur Verfügung stellt. „Für die Klassifizierung als Frauenservicestelle müssen wir mindestens 20 Stunden Beratungen anbieten. Das war mit unserem bisherigen 22 m2 großen Raum beim Sozialsprengel nicht möglich“, veranschaulicht Magerle.

Gemeinderat stimmte Mietvertrag zu

Der Gemeinderat segnete in seiner letzten Sitzung den dreijährigen Mietvertrag für die Räume im Musikheim (4,49 Euro pro Quadratmeter ohne Betriebskosten), welche zuvor die Tiroler Sozialen Dienste angemietet hatten, einstimmig ab. Mit 206 Quadratmeter eröffnen sich nun ganz neue Möglichkeiten für die Frauenberatung: Zwei Beratungsräume samt Aufenthaltsraum sowie eine neue, dringend benötigte Übergangswohnung für zwei bis drei Frauen entstehen. „Unsere drei Notwohnungen sind praktisch immer belegt. In aller Regel sind diese Frauen von Gewalt betroffen“, berichtet Magerle.

„Es gibt zu wenig Übergangswohnungen“

Die Wichtigkeit des Mädchen- und Frauenberatungszentrums streicht auch GRin Melle Strele (Grüne), die in der BH Kitzbühel beschäftigt ist, hervor: „Es gibt viel zu wenige Frauen-Notwohnungen. Wir müssen die Frauen dann nach Kufstein, Saalfelden oder Innsbruck schicken.“

Was leistet das Beratungszentrum?

Der Soroptimist Club, ein Serviceclub berufstätiger Frauen, der es sich zum Ziel gemacht hat, mithilfe von Projekten das Leben von Mädchen und Frauen zu verbessern, gründete 2010 das Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel mit Sitz in St. Johann. Das kostenlose, anonyme und professionelle Angebot des Beratungszentrums ist auf drei Säulen aufgebaut: Prävention, Intervention und Begleitung.

Angebot auf drei Säulen aufgebaut

Schon Mädchen sollen mit Hilfe von Prävention auf Situationen aufmerksam gemacht werden, wo ihnen Gefahr droht. Die Öffentlichkeit soll für das Thema Gewalt sensibilisiert werden. „Die wichtigste Säule ist aber die Intervention, wo wir für Frauen psychosoziale, rechtliche und finanzielle Beratung anbieten. Wir begleiten Frauen indem wir ihnen Übergangswohnungen zur Verfügung stellen und entwickeln mit ihnen eine Strategie für ein selbstbestimmtes Leben“, veranschaulicht Magerle.

Kurios: Förderung erhöht sich mit Ausbau

Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum finanziert sich derzeit zu einem Drittel aus privaten Mitteln. Mit der angestrebten Anerkennung als Frauenservicestelle erhöht sich die Förderung des Frauenministeriums zumindest für die nächsten drei Jahre von derzeit 5.000 auf 50.000 Euro.

Die neuen Räumlichkeiten müssen nun saniert werden. Auch dafür werden Sponsoren benötigt. „Es kommt einiges auf uns zu, aber wir sind voller Tatendrang“, freut sich Obfrau Magerle. Johanna Monitzer

Daten & Fakten
908 Kontakte im Jahr 2018
St. Johann | Insgesamt 908 Kontakte verzeichnete das Mädchen- und Frauenberatungszentrum in St. Johann im Jahr 2018. Bei 70 Prozent der Hilfesuchenden, handelte es sich um österreichische Staatsbürgerinnen.
Der Großteil der Frauen war zwischen 40 bis 49 Jahre alt (44 Prozent), gefolgt von Frauen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren (20 Prozent).
Die Frauen wendeten sich am häufigsten wegen belastender Lebensumstände, psychischer Überlastung sowie finanzieller Probleme an die Beratungsstelle.
1.320 Übernachtungen verzeichneten die drei Übergangswohnungen für Frauen und Kinder. Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten unter www.frauenberatung-stjohann.at.
Quelle: Statistik Mädchen- und Frauenberatungszentrum 2018

 
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