Kitzbüheler Anzeiger
30.12.2018
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„Es geht keinesfalls um Rekordjagd“

Florian Phleps ist designierter Leiter der Tirol Werbung. Der Kitzbüheler Anzeiger bat ihn zum Interview.

Fieberbrunn , Innsbruck  | Tourismus ist der Veränderung unterworfen: Ist die Rekordjagd nach Nächtigungen überhaupt noch zeitgemäß?
Uns geht’s keinesfalls um eine Rekordjagd. Im Vordergrund steht eine qualitativ hochwertige Leistung. Der Tiroler Tourismus erfüllt in vielen Bereichen diesen hohen Anspruch an Qualitätsangeboten, woraus sich die große Nachfrage ableitet. Nächtigungs- und Ankunftszahlen sind als touristische Erfolgsparameter ohnehin nur bedingt aussagekräftig. Wesentlich ist die Wertschöpfung. Darüber hinaus ist mir wichtig zu betonen, dass das Wachstum im Tiroler Tourismus eine Steigerung der Auslastung bedeutet. Die Anzahl der Betten ist seit vielen Jahren rückläufig.

Wie sollte sich die Marke Tirol im Zwiespalt touristische Nutzung und nachhaltige Natur- und Ressourcenschonung positionieren?
Ich sehe hier keinen Widerspruch für die Marke Tirol. Tirol ist Lebensraum und Erholungsraum. Das ist auch im Kernleistungsversprechen der Marke Tirol verankert: „Tirol ist Kraft mit alpiner Lebensqualität voll Beständigkeit und Erneuerung, geprägt von machtvoller Bergwelt und kulturellen Schätzen.“ Außerdem bilden Tirols Landschaft und Natur eines der wichtigsten Urlaubsmotive unserer Gäste. Daher liegt es in unserem ureigensten Interesse, sorgfältig mit diesen Ressourcen umzugehen. Gleichzeitig müssen sinnvolle Weiterentwicklungen weiterhin möglich sein.

Stichwort Vermarktung: Welches Potenzial bieten digitale Kanäle?
Das Informations- und Konsumentenverhalten hat sich entscheidend verändert. Klassische touristische Marketingmuster sind durch den Medienumbruch vielfach überholt. Aufmerksamkeit ist unsere knappste Ressource. Der kluge Einsatz von digitalen Kanälen bildet eine wichtige Grundlage, um mit relevanten Inhalten zum richtigen Zeitpunkt eine möglichst hohe Aufmerksamkeit für unsere Themen zu erzeugen. In unserem Fokus stehen dabei Geschichten mit hoher Qualität und Resonanz.

Macht es eigentlich Sinn, dass jeder Tourismusverband im Marketing sein eigenes Süppchen kocht oder sollte man Tirol als Gesamtbotschaft stärker in den internationalen Fokus rücken?
Das Marketing ist im Tiroler Tourismus viel stärker abgestimmt, als oft wahrgenommen wird. Dafür wurde auch 2012 mit dem Tirol Tourism Board ein eigenes Gremium eingerichtet. Wir haben hervorragend organisierte Verbände, die mit viel Engagement ihre regionalen Produkte in ein internationales Schaufenster stellen und ihre Botschaften mit dem Absender Tirol verstärken. Auf der anderen Seite beziehen auch wir die Verbände in die Marketingstrategie der Tirol Werbung und die touristische Kommunikation ein. Um diese Stärke werden wir im Alpenraum beneidet.

Wo liegt die Kernkompetenz der Tirol Werbung?
Es gibt schon seit 1889 eine landesweite Tourismusorganisation für Tirol. Mit dem Bewusstsein für diese lange Tradition hat die Tirol Werbung immer mit viel Leidenschaft und Kreativität der Mitarbeitenden eine Vorreiterrolle in der alpinen Standortvermarktung eingenommen. Mit der Entwicklung unseres Unternehmens in Richtung eines Mediahauses setzen wir den nächsten Schritt in Richtung unserer Vision, das führende Kommunikationsunternehmen im Wettbewerb alpiner Standorte zu sein. Unsere Kernkompetenzen liegen dabei unter anderem in den regionsübergreifenden Aufgaben, um den Tourismus auf Landesebene voranzubringen. Dazu zählt die Zusammenarbeit im heimischen Tourismussystem ebenso wie die touristische Grundlagenarbeit, zu der beispielsweise die Marktforschung gehört. Außerdem leisten wir Impulse, um neue Themen und Produkte zu entwickeln, und bieten ein touristisches Informations- und Servicecenter für Gäste und Marktpartner. Bisher hat auch die Führung und Entwicklung der Standortmarke Tirol zu diesen Kernkompetenzen gezählt. Diese Aufgabe übernimmt mit Jänner 2019 die neue Tirol Holding.

Welche Produkte für den Gast sollte man stärker herausarbeiten bzw. gibt es aus Ihrer Sicht Angebote, die noch fehlen?
Das touristische Angebot Tirols ist sehr gut aufgestellt, trotzdem gibt es immer Raum für Verbesserungen. Im Winter werden wir unter dem Stichwort Skifahren plus ergänzende Angebote zu unserem hochwertigen Ski-alpin-Produkt stärker herausarbeiten. Die Palette reicht dabei vom Winterwandern bis zur Kulinarik. Im Sommer wird die weitere Verbesserung des Radangebotes einer unserer Schwerpunkte sein.
Das Interview führte Elisabeth Galehr, Foto: Niederwieser

 
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