Kitzbüheler Anzeiger
04.02.2017
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Eine Weichenstellung mit Weitblick

Zwanzig Schutzzonen in Tirol bewahren ihr bauliches Erbe. Die Wanderausstellung unter dem Titel „Kontinuität und Wandel“ gewährt Einblicke in die Entwicklungen einer Weichenstellung mit Weitblick.

Hopfgarten | Einen Balanceakt zwischen Bewahren und notwendiger Veränderung müssen die Gremien des Stadt- und Ortsbildschutzgesetzes (SOG) bewältigen. Auf Drängen der Bevölkerung hin verabschiedete die Tiroler Landesregierung 1976 das Gesetz, mit dem historisch gewachsenen Städten und Dörfern die Möglichkeit gegeben wurde, ihre Identität zu bewahren. Nun, vierzig Jahre später, existieren tirolweit zwanzig Schutzzonen, in denen Altstädte, gründerzeitliche Viertel und dörflich geprägte Ortskerne erhalten bleiben. So werden auch in Kitzbühel, St. Johann und Hopfgarten Schutzzonen ausgewiesen.

Hopfgarten war Vorreiter im Bezirk

Eine Vorreiterrolle im Bezirk nahm dabei Hopfgarten ein, denn als erste Gemeinde, knapp zehn Jahre nach der Einführung des SOG, entschied die Gemeindeführung ihr historisches Ortszentrum zu schützen. „Am Anfang herrschte ein wenig Skepsis, aber heute sind wir stolz darauf, das die historischen Gebäude erhalten geblieben sind“, schildert Bürgermeister Paul Sieberer.

In Hopfgarten war es oft ein steiniger Weg, bis sich der SOG-Gremium mit den Hauseigentümern in der Schutzzone einig wurde. Familie Buchmayr war eine der ersten, die sich der Herausforderung stellte, alten Bausubstanzen zu bewahren. Sie baute 1989 das ehemalige „Stiegenschusterhaus“ zu einem Wohn- und Geschäftshaus um. „Es bedurfte schon mehrerer Anläufe, bis wir zum perfekten Ergebnis kamen“, erinnert sich Anton Buchmayr. Der Umbau war eine Herausforderung. „Wir haben dann aber auch eine unglaubliche Euphorie gespürt und die Mühe hat sich gelohnt“, so Buchmayr.

Das ehemalige „Stiegenschusterhaus“ ist genauso Teil der Ausstellung, wie der ehemalige Gasthof Krone, der 1999 von der Marktgemeinde erworben wurde und seit 2001 als Gemeindeamt genutzt wird. „Wir als Gemeinde sehen uns auch verpflichtet, wertvolle Objekte zu erhalten, so stammt das Deckengebälk des Gemeindeamtes aus dem Jahr 1511“, veranschaulicht Bgm. Sieberer.

Schutzzonen bewahren historisches Gut

Möglich wäre somit mit gutem Willen vieles. Den Wert, historische Gebäude in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten, erkennt man aber nicht allerorts, wie Landeskonservator Walter Hauser aufzeigt: „Es gab Schutzzonen, die in kurzer Zeit wieder aufgelöst wurden oder Ortschaften, wie z.B. St. Johann, wo man sich vielleicht zu wenig mit dem Wert der Schutzzonen auseinandersetzt. Auch in Hopfgarten gibt es noch so manche Baustelle.“

Für Buchherausgeber Christoph Hölzl von der Universität Innsbruck stellen 40 Jahre SOG ebenfalls nicht nur Grund zum Jubeln dar. „Wir müssen einen kritischen Blick in die Zukunft werfen. Problem ist nach wie vor das fehlende Bewusstsein. Man braucht nur durch die Städte spazieren, dann sieht man etliche Bausünden“, so Hölzl.

Ausstellung ist noch bis 7. Februar geöffnet

Eigene Eindrücke über den Ortsbildschutz kann man sich in der Wanderausstellung  „Kontinuität und Wandel“ noch bis 7. Februar in der Salvena in Hopfgarten machen. Öffnungszeiten täglich von 10 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Im April übersiedelt die Ausstellung nach Kitzbühel.
Johanna Monitzer

Bild: Pfarrer Sebastian Kitzbichler, Landeskonservator Walter Hauser, Bauamtsleiter Alois Laiminger, Christoph Hölzl (Uni Innsbruck), Anton Buchmayr und Bgm. Paul Sieberer  (v. li.) gaben Einblicke in die Entwicklung des Ortsbildschutzes. Foto: Monitzer

 
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