Kitzbüheler Anzeiger
18.07.2020
News  
 

Ein „Super-Gau“ für den Wirt

Dem positiven Testergebnis einer Servicemitarbeiterin im Gasthof Bräuwirt in Kirchberg folgte ein öffentlicher Aufruf der Behörde an die Gäste. Für Hotelbetreiber Gidi Koidl ist die ganze Situation ein „Super-Gau“. Er ärgert sich über die unterschiedliche Vorgehensweise der Behörden.

Kirchberg | Die betroffene Mitarbeiterin des Bräuwirts begab sich am Sonntagabend, den 5. Juli, mit grippeähnlichen Symptomen in das Krankenhaus St. Johann und wurde dort auf eine Coronavirus-Erkrankung getestet und stationär aufgenommen. Das positive Testergebnis lag am Dienstag vor. Hotelier Gidi Koidl hat die Nachricht um 14 Uhr erhalten, zwei Stunden später wurde mit den Tests bei Mitarbeitern und Familienangehörigen begonnen. Am nächsten Tag blieb sein Hotel geschlossen: „Das war für mich klar“. Viele Gedanken schossen dem Wirt am ersten Tag durch den Kopf: „Für mich war klar, gibt es einen zweiten positiven Fall in meinem Betrieb dann sperr ich den ganzen Sommer zu.“

Vermutlich Ansteckung im Familienkreis
Die erlösende Nachricht kam am nächsten Tag: alle Testergebnisse der Mitarbeiter und Familienangehörigen waren negativ, eine weitere Testung am Wochenende brachte das gleiche Ergebnis: Negativ. Die betroffene Hotelangestellte ist auf dem Weg der Besserung, eine Ansteckung wird im Familienkreis vermutet, da es dort ebenso einen positiven Test gegeben hat.

Hotelier Gidi Koidl: „Wie stigmatisiert“
Und damit alles wieder abgehakt? Nein, das Ergebnis wirkt nach. Mitsamt seinen Gästen fühlt Koidl sich stigmatisiert und dass, nachdem zweimal schon negative Tests abgegeben wurden. „Die Bescheide werden einfach nicht aufgehoben“, erzählt der Wirt mit Unverständnis. Seine Angestellten und Gäste müssen insgesamt 14 Tage in Quarantäne bleiben.
Als „brutal“ beschreibt Koidl die Kreise, die der Corona-Fall in seinem Haus nach sich zieht: „Eine Familie, die bei mir gegessen hat, darf aufgrund der Quarantäne nicht in den Urlaub fahren. Die Bauersfamilien im Bezirk Kitzbühel brauchten eine Ausnahmeregelung, um überhaupt noch ihre Felder bestellen zu können und zu den Tieren auf die Alm zu fahren.“

Verwirrung um Vorschriften
Außerdem prangert Koidl die verschiedenen Maßstäbe der Behörden an: So durfte eine Bauersfamilie, die ebenso am Tisch gesessen hat, jedoch aus dem Bezirk Kufstein kommt, von Anfang an auf ihrem Feld arbeiten. In Kitzbühel gab es den Tipp, doch jemanden für die Arbeit anzustellen. Nach Einspruch bei der Behörde gab es dann ein Einlenken und es gelten die gleichen Vorschriften für alle. Auf Nachfrage beim Land Tirol, ob hier mit zweierlei Maß gemessen wird, teilt die Pressestelle mit: „Auch im Bezirk Kitzbühel dürfen abgesonderte Landwirte bei unbedingter Notwendigkeit, ihre Tiere versorgen und Felder bestellen. Dies wird durch jeweilige Ausnahmegenehmigungen seitens der Behörde erteilt.“

Keine Gäste betroffen, 31 Menschen in Quarantäne
Insgesamt befinden sich derzeit 31 Menschen aufgrund der Infektion der Mitarbeiterin in Quarantäne. Eine Gastfamilie hat die Rückreise nach einem negativen Coronatest angetreten und sich zu Hause in Selbstisolation begeben.
Bereits vor der Sommersaison hatte sich Gidi Koidl überlegt, ob er das Hotel und Gasthaus überhaupt aufsperren soll, jetzt sagt er: „Kommt eine zweite Welle, dann lass ich zu.“
Der Bräuwirt hat seit Donnerstag, 9. Juli, wieder geöffnet. Der Zuspruch der Gäste in den sozialen Medien ist groß. Verena Mühlbacher

Foto: Das Personal in Quarantäne, leere Tische im Gasthof – die Folgen eines positiven Corona-Tests im Betrieb sind enorm. Symbolfoto: pixabay

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen