Kitzbüheler Anzeiger
19.07.2018
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Ein Auto fahren, aber nicht besitzen

Als Alternative zum Zweitauto oder einfach, weil man kein eigenes Auto braucht – St. Johann will ab September einen fahrbaren Untersatz auf Zeit für alle anbieten.

Carsharing (deutsch: Autoteilen) bedeutet, ein Auto benutzen zu können, ohne selbst eines zu besitzen. Was in Großstädten schon gang und gäbe ist, erobert nun nach und nach auch den ländlichen Raum. In der jüngsten Gemeinderatssitzung präsentierte die St. Johanner Ortsmarketingleiterin Marije Moors nun das Carsharing Modell „Jo-e“.

Gestartet werden soll schon am 15. September mit zwei Autos, die elektronisch betrieben werden. Der Gemeinderat gab dafür einstimmig die Mittel von 40.000 Euro frei. „Wir bekommen 60 Prozent gefördert, damit verbleiben für die Gemeinde Gesamtinvestitionskosten von 16.000 Euro“, rechnet Bürgermeister Stefan Seiwald vor. Diese Investitionskosten muss die Gemeinde von anderen Budgetposten abziehen, da diese Kosten im Haushaltsplan 2018 nicht geplant waren. „Wir müssen jetzt schnell handeln, denn die Förderzusage gilt nur in diesem Jahr“, betont der Bürgermeister.

Gedacht ist das E-Carsharing-Angebot vor allem als Alternative zum Zweitauto. „Für den wöchentlichen Großeinkauf könnte z.B. man in Zukunft auf das Carsharing-Angebot zurückgreifen“, veranschaulicht Moors. Durch die Elektroautos soll außerdem die umweltfreundliche Mobilität gefördert werden, was wiederum dem „E-5 Status“ dient, dem sich die Gemeinde verschrieben hat.

Die Autos sind online buchbar
Die beiden Elektroautos werden am Gemeindeparkplatz stationiert und sind online über die Plattform „IBIOLA“ stundenweise buchbar. „Zuvor muss man sich in der Gemeinde registrieren und bekommt eine Keycard, mit der man das Auto für den gebuchten Zeitraum dann aufsperren kann“, erklärt Moors. Die Kosten werden monatlich per Lastschrift abgebucht.

Tarife für Unternehmen, Familien, Einzelpersonen
Das Ortsmarketing erarbeitete in Zusammenarbeit mit der Gemeindeführung eine Tarifstruktur für Einzelpersonen, Familien und Unternehmen. Für die Nutzung eines Autos wird eine monatliche Grundgebühr (ab sechs Euro) sowie eine Gebühr pro Stunde (zwei Euro) und pro gefahrenem Kilometer (0,20 Cent) verrechnet. „Die monatliche Grundgebühr ist auch für den Verwaltungsaufwand gedacht, denn wir möchten nicht, dass sich vorwiegend Personen anmelden, die das Angebot dann nie nutzen. Die Stunden- und Kilometergebühr ist am fairsten, denn so kann niemand z.B. das Auto zuhause abstellen, weil er vielleicht vorhat zu fahren bzw. wer mehr Kilometer fährt, braucht auch mehr Strom“, veranschaulicht Moors.

Das finanzielle Risiko trägt die Gemeinde
Als Betreiber des E-Carsharings- Modells fungiert die Gemeinde selbst. Sie trägt auch einen möglichen Verlust oder eben den Gewinn – wenn das Carsharing gut angenommen wird. „Wir haben mal eine Überschlagsrechnung gemacht und wenn 20 Privatpersonen, 10 Familien und 10 Unternehmen das Carsharing nutzen, dann würde die Gemeinde einen jährlichen Verlust von 4.000 Euro zu tragen haben“, rechnet Moors vor.

Wobei man bei den Berechnungen sehr vorsichtig war, so Bürgermeister Seiwald. „Wir sind eher vom Schlimmsten ausgegangen und hoffen eigentlich, dass wir zumindest ohne Verluste aussteigen können. Geld müssen wir damit keines verdienen“, so Seiwald.
Einen ersten Firmenkunden hat das E-Carsharing-Modell übrigens bereits: das Ortsmarketing selbst. „Mich hat immer geärgert, dass unser Firmenauto so viel herumsteht“, erklärt Moors, „deshalb werden wir uns davon trennen.“ Johanna Monitzer

Foto: „Jo-e“ – so der Name des E-Carsharing Projektes, das Mitte September in St. Johann starten soll. Los geht es mit zwei  Autos, die so ausschauen könnten. Entwurf: Ortsmarketing St. Johann

 
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