Kitzbüheler Anzeiger
22.07.2019
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Diskussion um Chaletdorf entfacht

Ein seit Jahren geplantes Chaletdorf sorgt erneut für Diskussionen im St. Johanner Gemeinderat, denn mit den Jahren wuchs auch die Dimension. Statt 130 will die Kitz Alpen Resort GmbH & Co KG nun 264 Betten errichten.

St. Johann |  Letzte Woche stand die Kitz Alpen Resort GmbH & Co KG erneut auf der Tagesordnung des St. Johanner Gemeinderates. Die Firma, mit Hermann Oberreiter und Fritz Unterberger als Haupteigentümer, wälzt seit mittlerweile fast zehn Jahren Pläne, ein Chaletdorf im Skigebiet von St. Johann (Berglehen) zu errichten. Das neueste Konzept sieht nun ein Chaletdorf mit 264 Betten vor, für das es auch eine neue Widmung als „Großbeherbergungsbetrieb“ benötigt. „Als ersten Schritt, um das umfangreiche Widmungsverfahren einzuleiten, muss mit der Kitz Alpen Resort GmbH & CO KG ein Raumordnungsvertrag abgeschlossen werden“, erklärte Amtsleiter Ernst Hofer den Gemeinderäten. Diesen ersten Schritt zu einer neuen Widmung wollten die Mandatare aber nicht so leichtfertig gehen.  

Die Dimensionen der Anlage wuchsen stetig
Rückblick: Im Jahr 2011 berichtete der Kitzbüheler Anzeiger erstmals darüber, dass die Kitz Alpen Resort GmbH & Co KG am ehemaligen Gelände des Almhofes ein Chaletdorf mit 85 Gästebetten errichten möchte. Zwei Jahre später wurde die Bettenanzahl auf 130 erhöht – für dieses Projekt sprach sich der Gemeinderat 2013 dann auch aus und das Grundstück wurde entsprechend gewidmet. „Scheinbar, und das wurde mir auch von mehreren Seiten bestätigt, ist es schwer, einen Betreiber für die Größenordnung von 130 Betten zu finden“, begründet Bürgermeister Hubert Almberger (VP) nun die neuerlichen Änderungswünsche des Bauträgers.

Zuviel Verkehr für schmale Bergstraße?
Die Verkehrsbelastung für die schmale Bergstraße hatte bereits beim weitaus kleineren Projekt im Jahr 2013 für rege Diskussionen und Bedenken gesorgt – so auch heute:  Das auf die neuen Dimensionen mit doppelt so hoher Bettenanzahl angepasste Verkehrsgutachten ist für GR Robert Wurzenrainer (FPÖ) und GR Johann Mayr (ÖVP) nicht nachvollziehbar bzw. orten sie darin Fehleinschätzungen. GV Heribert Mariacher (parteifrei) sprach sich bereits im Vorfeld, im Bauausschuss gegen das Projekt aus: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Straße und die Brücken dort oben soviel Verkehr aushalten.“
Strele: „Die Bevölkerung will das nicht“
Generell herrscht Skepsis unter den Oppositionsparteien. „Abgesehen vom Verkehrsproblem, glaube ich, die Bevölkerung will dort oben nicht 13 Gebäude, ein Haupthaus und zwei große Appartementhäuser. Das ist ein abgeschottetes kleines Dorf, welches nicht mit dem Ort in einen Dialog treten wird. Es erinnert mich ein wenig an die Piefke Saga“, plädiert Melle Strele (Grüne) für eine andere Art des Tourismus. Petra Sojer (SOLI/SPÖ) fürchtet, dass mit so einem Projekt die Büchse der Pandora geöffnet werde: „Es ist schade um den schönen Flecken dort oben.“

Vier Freizeitwohnsitze als „Zuckerl“
Der Kitz Alpen Resort GmbH & Co KG wurden bereits 2013 vier Freizeitwohnsitz-Widmungen im Chaletdorf zugesichert. Die Gemeinde St. Johann, der es aufgrund der Nichterreichung der Grenzwerte noch möglich ist, Freizeitwohnsitze zu widmen, vergibt diese immer wieder als „Zuckerl“ für Investoren.
Als Bedingung wurde mit der Kitz Alpen Resort ausverhandelt, dass diese Objekte drei Jahre lang in Form eines Vier-Sterne-Hotelbetriebes geführt werden müssen, bevor sie in einen Freizeitwohnsitz umgewandelt werden. Auch dieses Vorgehen  wird von den Oppositionsparteien nun skeptisch gesehen, obwohl sich der Gemeinderat 2013 dafür aussprach.

Entscheidung im Gemeinderat vertagt
Bürgermeister Almberger nahm die Vorbehalte gegen das Projekt zur Kenntnis. Er hat selber etwas Bauchweh, wie er eingesteht: „Ich verstehe alle Bedenken, möchte aber auch darauf hinweisen, dass wir uns in der Vergangenheit darauf verständigt haben, den Tourismus zu fördern. So ist z.b. auch SkiStar nach St. Johann gekommen, weil der Wille da ist, neue Betten entstehen zu lassen. Eure Argumente möchte ich aber nicht so einfach vom Tisch wischen, deshalb brauchen wir mehr Informationen, um eine Entscheidung treffen zu können“, erklärte Almberger. Der Bürgermeister vertagte den Tagesordnungspunkt.
Ein Vertreter der Kitz Alpen Resort GmbH & Co KG soll nun das neue Chaletdorf-Projekt den Gemeinderäten vorstellen. Fortsetzung folgt. Johanna Monitzer

Als Vorbild für das geplante Projekt im Bereich Berglehen, direkt neben der Skipiste, wurde im St. Johanner Gemeinderat das Chaletdorf „Priesteregg“ in Leogang genannt.  Symbolfoto: Priesteregg

 
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