Kitzbüheler Anzeiger
28.09.2018
News  
 

Die Zukunft liegt in unseren Händen

Die Initiative Netzwerk Handwerk lud vergangene Woche zum zweiten Branchenforum unter dem Motto: „Aufbruch im Handwerk“.

Kramsach, Bezirk  | Das zweitägige Symposium konnte sich wahrlich nicht über mangelndes Interesse beklagen. Zahlreiche Vertreter des Handwerks, aber auch sonstige interessierte Zuhörer ließen sich die hochkarätigen Fachvorträge am Freitag in der HTL Kramsach nicht entgehen.

Digitalisierung ist Werkzeug, kein Feind

Die Herausforderung für die Zukunft ist schnell ausgemacht: Digitalisierung bzw. Handwerk 4.0 – Hans Stefan Moritsch von der New Design University in St. Pölten postulierte sogar das Handwerk 5.0. Gerade die neuen Möglichkeiten bieten neue Perspektiven für die Verbindung von Gestaltung und Produktion, sagt Moritsch gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger. „Wir beschäftigen uns damit, was produzierende Gestalter künftig machen können“, präzisiert der Dozent. Moritsch unterstreicht, dass die Debatte rund um die digitale Zukunft wertfrei ablaufen sollte, denn: „Handwerk wird sich zwar massiv verändern. Aber die Technologie ist nicht Feind des Handwerks, sondern sein Werkzeug.“ Überspitzt formuliert sitzt heute ein Tischler ohnehin schon „beinahe länger am Computer als an der Werkbank“. Es lässt sich bereits abschätzen, dass z.B. Neuentwicklungen im Bereich Virtual Reality den Handwerkern noch viel breitere Möglichkeiten in der Gestaltung bieten werden.

„Keine Freiluftmuseumsromantik“

Hans Stefan Moritsch will aber eines klar unterstreichen: Alle diese Maßnahmen machen für den einzelnen Betrieb nur Sinn, „wenn es auch ökonomisch ist. Es geht letztlich um die Frage: Kann man mit dem, was man tut überleben, denn Handwerk ist keine Liebhaberei.“ Moritsch möchte auch das romantisierte Bild vom Handwerk abschaffen: Oft sehen Laien die Branche noch in Stereotypen: „Das Handwerk soll aber keine Freiluftmuseumsromantik sein.“ Je mehr sich die Gesellschaft aktuell von der Lebenswelt des Handwerks entfernt, desto mehr wird dieses verklärt. Aber: „Der Hype geht wieder vorbei.“ Dann, sagt der Universitätsdozent, ist der Handwerker wohlberaten, eine Zukunftsstrategie zu haben, die sich auf seine geschäftlichen Stärken besinnt.

„Das Handwerk hat Qualitäten wie Customization und Maßarbeit.“ Diese Qualitäten haben naturgemäß ihren Preis. Ein Preis, den so mancher Konsument gerne zahlen kann und will, andere jedoch wieder nicht. „Nur zu betrauern, dass die Kunden in der Masse keine Handarbeit zahlen, ist zuwenig.“ Auch hier ist das Handwerk gefordert, mithilfe der neuen technischen Möglichkeiten Konzepte zu entwickeln, die entsprechendes Angebot in jeder Preisnische schaffen.  

„Rein in die Offensive“

Heidrun Bichler-Ripfel, die bereits beim ersten Forum eine aktuelle UNESCO-Studie über das Handwerk in Österreich präsentiert hat, stellte konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang von Handwerkern mit den Möglichkeiten der Digitalisierungen ins Zentrum ihrer Überlegungen. „Raus aus der Defensive – rein in die Offensive“, betitelte sie ihr Plädoyer an die Handwerker, die Chancen der neuen Technologien bewusst zu nützen und nicht die Entwicklung zu verschlafen. Vor allem aber richtete sie auch einen engagierten Appell an die Konsumenten, das Handwerk zu nützen.

Ganz konkrete Unterstützung können sich Betriebe aus der Region bei der Innovationsplattform „i.ku“ holen. Referentin Karin Steiner setzt sich für die Vernetzung heimischer Firmen mit Bildungseinrichtungen ein.  Ein Projekt, das daraus entstanden ist, wurde gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Kitzbühel umgesetzt. Im Rahmen von „Digitalisierung für KMU – mit einem Expertenprogramm an der FH zum Erfolg“ können sich wie bereits berichtet Betriebe aus dem Bezirk wertvolle Hilfestellungen holen, die sich ganz praktisch im eigenen Unternehmen umsetzen lassen. Der Erarbeitungsprozess läuft in vier Phasen ab: Die Ausgangslage beurteilen, die Veränderung erkennen; das Zukunftsprogramm entwickeln und schließlich die Strategie umsetzen.

Am ersten Forumstag kamen die Experten zu Wort, am Samstag fanden schließlich noch interne Workshops und Seminare für die Mitglieder des Netzwerkes Handwerk statt. Dabei wurden neue Ideen für das Handwerk erarbeitet, gemeinsam Modelle für die Entwicklung und Umsetzung von Ideen und Projekten entwickelt. Und, keine Sorge: Das Heil des Handwerks liegt nicht in der Digitalisierung allein, so manches wird noch „analog“ ablaufen ... Elisabeth Galehr

Bild: Ein Talon hochrangiger Experten informierte die Anwesenden über die Zukunftsperspektiven. Foto: Galehr

 
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