Kitzbüheler Anzeiger
07.07.2018
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Die Staatsanwaltschaft ermittelt

Im Jahr 2015 verkaufte die Bergbahn St. Johann ein Grundstück an die Explorer Hotelgruppe. Ein Gutachten soll nun zeigen, dass die Fläche unter dem Verkehrswert veräußert wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Bürgermeister Stefan Seiwald nimmt dazu Stellung.

St. Johann | Die Hotelgruppe Explorer sorgt derzeit in Tirol für Schlagzeilen. Ein Hotel in Umhausen soll Förderzusagen von Seiten des Landes erhalten haben, zudem wird geprüft, ob das Grundstück unter seinem Wert an Explorer ging.

Ermittlungsverfahren: Verdacht der Untreue

Nun ist auch der Explorer-Standort in St. Johann im Visier der Justiz, wie die Staatsanwaltschaft gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger bestätigt. Auch hier soll das Grundstück unter dem Verkehrswert verkauft worden sein, wie ein Gutachten beweisen soll. „Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der Untreue eingeleitet“, informiert Pressesprecher Hansjörg Mayr. Die Ermittlungen richten sich gegen keine konkreten Person oder Personen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Keine Förderungen von Seiten der Gemeinde

2015 hat die Bergbahn St. Johann, die damals im Mehrheitseigentum der Gemeinden St. Johann und Oberndorf sowie des Tourismusverbandes stand, das Grundstück neben dem Rueppenhang an die Explorer Gruppe verkauft. Verkaufspreis: 110 Euro pro Quadratmeter. „Dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgrund der medialen Berichterstattung über Explorer eingebracht hat, finde ich absolut gerechtfertigt und positiv. Ich muss aber auch festhalten, dass das Explorer Hotel in St. Johann keine Förderungen oder Begünstigungen durch die Gemeinde erhalten hat. Andere Gemeinden stellen bei Betriebsansiedlungen manchmal so etwas in Aussicht“, veranschaulicht Bürgermeister Stefan Seiwald (VP).

Der Bürgermeister erinnert an die höchst prekäre finanzielle Lage der Bergbahn im Jahr 2011, wo es Stimmen gab, die Bergbahn einzustellen oder um einen Euro samt Liegenschaften zu verschleudern. „Im Rahmen der Sanierungsverhandlungen ist immer davon die Rede gewesen, dass wir das sogenannte ‚nicht produktive Vermögen‘ der Bergbahn so schnell wie möglich veräußern müssen, um die Schulden abzudecken“, blickt Seiwald zurück.

„Die Fläche war praktisch wertlos“

Besagtes Grundstück wurde im Jahr 2008 als Freiland um 70 Euro pro Quadratmeter von der Bergbahn gekauft (vor der Amtszeit von Seiwald). „Damals mit dem Gedanken, die Fläche eventuell als Ausweichparkplatz zu nutzen. Das war aber nicht möglich, so war es für die Berg-
bahn eigentlich wertlos“, sagt Seiwald. Ein Notverkauf des Grundstückes im Zuge des Sanierungsverfahrens konnte abgewendet werden.

Hotels nach St. Johann gebracht

St. Johann litt in dieser Zeit auch unter massivem Bettenverlust. Weniger Touristen bedeuten auch weniger Auslastung für die Bergbahn. „Wir haben es dann geschafft, dass sich Hotelbetreiber wieder für St. Johann interessieren“, erklärt der Bürgermeister. Zunächst wurde das Hotel Kaiserfels errichtet, dann folgte mit dem COOEE Alpin Hotel ein erstes preisgünstiges Hotel für Sportbegeisterte und Familien. Gleich im Anschluss wurde der Kaufvertrag mit Explorer besiegelt –  das ebenfalls auf sportbegeisterte Touristen ausgerichtet ist. „Beim Explorer Hotel ist uns etwas gelungen, was von allen Beteiligten als Glücksfall bezeichnet wurde. Die Bergbahn hat ein völlig unproduktives Grundstück, das im Rahmen eines Notverkaufes um max. 35 Euro verkauft werden hätte können, um 110 Euro verkauft. Zudem erhält die Bergbahn aufgrund der Ausrichtung als Sporthotel jährlich enorme Mehreinnahmen durch Ticketverkäufe. Als Faustregel für ein Sporthotel in Liftnähe gilt ein zu generierender Mehrumsatz von 2.500 Euro pro Jahr und Bett“, sagt Seiwald.

Noch kein Ergebnis

Ob sich für die Staatsanwaltschaft der Verdacht der Untreue erhärtet hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Wann erste Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens zu erwarten sind, dazu wollte man sich nicht äußern.
Johanna Monitzer

Bild: Verkaufte die Bergbahn St. Johann das Grundstück an die Exlporer Hotel Gruppe unter dem Verkehrswert? Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen Verdacht der Untreue eingeleitet. Foto: Monitzer

 
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