Kitzbüheler Anzeiger
13.06.2017
News  
 

Die Kanalisation ist kein Mistkübel

Rein ins Klo, runterspülen und weg sind Speisereste und Co. Diese vermeintlich einfache Entsorgung kostet den Steuerzahler jedes Jahr Millionen.

Bezirk | Man sieht sie nicht und riecht sie im Normalfall auch nicht – die Kanalisation. Für unsere ausgezeichnete Wasserqualität sind nicht nur die hochwertigen Gebirgsquellen verantwortlich, sondern auch die Kläranlagen, die das Abwasser beseitigen und reinigen. Meist verrichten sie unbemerkt, im letzten Eck einer Gemeinde, wo eben das Wasser zusammenrinnt, ihre Arbeit.

Kampagne „Denk KLObal“ startet in Tirol

Die insgesamt sieben Kläranlagenbetreiber im Bezirk wollen zusammen mit ihren Tiroler Kollegen nun mehr Bewusstsein für ihre Arbeit und Probleme schaffen. „Aufgrund von falscher Entsorgung wird sprichwörtlich viel Steuergeld im Klo versenkt“, veranschaulicht Hans Seiwald, Geschäftsführer des Abwasserverbands Grossache-Nord, im Gespräch mit dem Kitzbüheler Anzeiger. Die Informationskampagne „Denk KLObal – schütz den Kanal“, die bereits in anderen österreichischen Bundesländern erfolgreich läuft, soll über die richtige Entsorgung aufklären. Die tirolweite Kampagne wird vom Abwasserverband Grossache-Nord koordiniert.

Feuchttücher verstopfen die Kanalisation

Besonders Hygieneartikel verstopfen zusehends die Kanäle und Pumpen. „Viele wissen nicht, dass sie z.B. Feuchttücher, Wattestäbchen oder Binden nicht in der Toilette entsorgen sollen. Diese Fremdkörper sorgen für enorme Kosten, die nicht sein müssten – was sich wiederum auf die Kanalgebühren niederschlägt“, zeigt Seiwald auf.

Keine Legende: Ratten kommen durch das Klo

Auch kippen viele Haushalte Öl und Speisereste in die Toilette, berichtet der Geschäftsführer.  Das Öl verklebt die Rohre zusehends und über Speisereste freuen sich besonders die Ratten. „Ja, das ist keine urbane Legende. Die Ratten in der Kanalisation ernähren sich von den Speiseresten, die im Klo landen. Es ist auch schon vorgekommen, dass eine Ratte durch die
Toilette kriecht“, informiert Seiwald. Je mehr ins Klo gekippt wird, umso besser ist naturgemäß auch der Lebensraum der Ratten. „Essensreste gehören ausschließlich in die Biotonne“, betont Seiwald.

Biomüll wird zu Strom

Die richtige Entsorgung von Speiseresten ist auch deshalb so wichtig, weil die Kläranlagenbetreiber aus Biomüll Strom erzeugen. In der Aufbereitungsanlage des Abfallwirtschaftsverbandes des Bezirkes in Erpfendorf wurden im letzten Jahr 2.198 Tonnen biologische Abfälle gesammelt und aufbereitet, bevor die örtlichen Kläranlagen daraus Strom machen. „Einige Kläranlagen im Bezirk sind bereits energieautonom oder auf dem besten Weg dorthin“, berichtet Seiwald.

Aus einem Kubikmeter aufbereiteten Biomüll kann man rund 200 kWh Strom gewinnen. „Es ist schade, um jedes Bisschen Biomüll, das ins Klo geschüttet wird, denn wir haben bei der Stromgewinnung noch Kapazitäten frei“, so der Geschäftsführer.

Tote Haustiere über den Kanal entsorgt

Was sonst noch alles ins Klo geschmissen wird, lässt einem die Haare zu Berge stehen: Gebisse, Gürtel, Handys, ja sogar Tiere werden einfach hinuntergespült. „Es kommt vor, dass der verstorbene Hamster oder Wellensittich bei uns in der Kanalisation landet“, erzählt Seiwald. Auch Medikamente oder Farbreste verschmutzen den Kanal und belasten die Kläranlagen.

Aufklärung auch an örtlichen Schulen

Neben Broschüren und Informationen in den Medien startet der Tiroler Auftritt im Rahmen der Kampagne „Denk KLObal – schütz den Kanal“ auf www.denkklobal.at mit Ende Juli.

Auch die örtlichen Schulen werden mit eingebunden. „Wir planen einige Projekte im kommenden Schuljahr, um bereits die Jüngsten zu sensibilisieren“, erklärt Seiwald, „denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans oft nicht mehr – damit in Zukunft nicht mehr so viele Euro sprichwörtlich im Klo versenkt werden.“
Johanna Monitzer

Bild: Hygieneartikel, Speisereste u.v.m. verstopfen die Kanalisation und verursachen unnötige Kosten für den Steuerzahler. Die Kläranlagenbetreiber starten nun die Aufklärungskampagne „Denk KLObal – schütz den Kanal“. Fotos: Denk KLObal

 
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