Kitzbüheler Anzeiger
25.07.2018
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Die Erpfendorfer atmen wieder auf

Nach der Verhaftung des 17-jährigen mutmaßlichen Brandstifters ist in Erpfendorf wieder halbwegs Ruhe eingekehrt. Bürgermeister Gerhard Obermüller bittet um weitere Spenden für die betroffene Familie.

Erpfendorf | Rund eine Woche nach der Verhaftung des 17-jährigen Erpfendorfers, der in Verdacht steht, in den vergangenen Wochen mindestens fünf Brände in der Kaisergemeinde gelegt zu haben, ist zwar wieder etwas Ruhe eingekehrt, das Mitgefühl gehört aber vor allem jener Bauernfamilie, die bei einem Feuer nahezu ihr gesamtes Hab und Gut verloren hat, aber auch der Familie des mutmaßlichen Brandstifters, die alteingesessene Erpfendorfer sind.

Brandstifter war selber bei der Feuerwehr
Dass der Brandstifter geschnappt werden konnte, sorgt aber auch für Erleichterung. Vor allem in den letzten Wochen war die Anspannung in Erpfendorf enorm, da nahezu wöchentlich die Feuerwehr ausrücken musste. Dass es sich bei dem Verdächtigen ausgerechnet um einen jungen Feuerwehrmann handelt, ist ein großer Schock für die Florianijünger.

Am 1. Juni begann die Brandserie in Erpfendorf
Die Brandserie begann bereits Anfang Juni. Am Abend des 1. Juni schlug der Brandstifter das erste Mal zu – angezündet wurde damals Verpackungsmaterial am Gelände der Firma Steinbacher. Die Feuerwehr Erpfendorf hatte den Brand rasch unter Kontrolle. Dass sich dieser erste kleine Brand zu einer ganzen Serie entwickeln würde, war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen. Weitere zwei Mal musste die Feuerwehr zur Firma Steinbacher ausrücken. Auch zu einem gelegten Brand eines Reisighaufens mussten die Feuerwehrleute ausrücken.
In der Nacht zum 1. Juli stand der „Schwabhof“ in der Schleifergasse in Vollbrand. Die Bewohner des Hauses konnten sich in letzter Minute aus dem brennenden Haus retten. Der Schaden geht in die hunderttausende Euro.

Der 17-Jährige gestand die Brandstiftungen
Die Angst vor dem Feuerteufel wurde in Erpfendorf immer größer, bis die Polizei vor zwei Wochen den 17-jährigen Verdächtigen dingfest machen konnte. Vorerst leugnete der junge Mann die Brandstiftungen, musste trotz eines Zeugen wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Vergangene Woche klickten aber erneut die Handschellen. Die Beweislast war erdrückend. Zum einen wurde der 17-Jährige bei den Brandlegungen in der Firma Steinbacher gefilmt, zum anderen verriet sein Handy, dass er zur Tatzeit vor Ort war. Schluss-
endlich gestand der 17-Jährige dann die Brandstiftungen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Er habe mehr Einsätze haben wollen, so das Motiv des Erpfendorfers.

Die Feuerwehrkollegen sind geschockt
Der Bezirkskommandant der Feuerwehr, Karl Meusburger, selbst Kirchdorfer, ist geschockt, dass es einer der ihren war, der Erpfendorf in Angst und Schrecken versetzt hat. „Wir werden uns im Rahmen einer Kommandantendienstbesprechung diese Woche mit dem Fall auseinandersetzen und gemeinsam entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Wir wollen aber den Ball flach halten, da die Familie des Burschen ja schon gestraft genug ist.“ Klar sei, dass es statistisch gesehen sehr selten ist, dass ein Feuerwehrmann zum Brandstifter wird. Aber wenn es dann so ist, sei der Schock natürlich um vieles größer.

Appell von Bgm. Gerhard Obermüller
Auch Bürgermeister Gerhard Obermüller bittet um Verständnis für die Familie des Verdächtigen: „Sie braucht jetzt viel Kraft, um die Situation zu meistern.“ Er appelliert an die Dorfgemeinschaft, von einer Vorverurteilung abzusehen.
Die betroffenen Bewohner des „Schwabhofs“ bleiben noch bis 1. August in der Pension wohnen, in der sie nach dem Brand Obdach gefunden haben. „Sie können dann in eine Wohnung umziehen“, so der Dorfchef. Die Aufräumarbeiten am Bauernhof laufen auf Hochtouren. Das vordere Haus, weiß Obermüller, muss nur saniert, aber nicht abgerissen werden. Ein neues Dach allerdings braucht es schon und der Wirtschaftstrakt muss neu aufgebaut werden. Laut Obermüller läuft die Spendenaktion sehr gut, auch wenn er sich über Zahlen bedeckt hält. Er hofft aber auf weitere Spenden. Obermüller, der als Bausachverständiger die Familie unterstützt, ist auch froh, „dass wir mit den Versicherungen eine gute Gesprächsbasis haben.“ Margret Klausner

Der hintere Teil des „Schwabhofs“ in der Schleifergasse in Erpfendorf wurde Anfang Juli ein Raub der Flammen. Auch dieser Brand soll von dem 17-Jährigen gelegt worden sein.  Foto: Klausner

 
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