Kitzbüheler Anzeiger
03.07.2018
News  
 

Der Wirtschaftsmotor läuft rund

Starke Wirtschaftsdaten sowie die Pläne zur Arbeitszeitflexibilisierung machten den Wirtschaftsbund-Funktionären des Bezirks bei ihrer aktuellen Sommertour Dampf.

Itter  | Der offizielle Auftakt in Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Kufstein erfolgte in Itter.  
„Die Stimmung ist ausgezeichnet“, fasste der Wirtschaftsbundobmann des Bezirks, Peter Seiwald, die Lage zusammen.  Besonders erfreulich sind die starken Daten vom Arbeitsmarkt, so war der Bezirk Kitzbühel mit einem Rückgang von minus 23,7 Prozent bei der Arbeitslosigkeit im Mai Spitzenreiter. Aktuell gibt es 24.289 Beschäftigte im Bezirk und über 5.000 Unternehmer. Ein großes Thema ist nach wie vor der Fachkräftemangel. Maßnahmen zur Lehrlingsakquise und zur Mobilisierung der Facharbeiter vor Ort sieht Seiwald „langsam ausgereizt“. Daher müsse zusätzliches Personal von auswärts angeworben werden.

Wohnen, Mobilität und Kinderbetreuung

„Wohnen ist dabei ein Thema“, ergänzt Seiwald. Der Wirtschaftsbundobmann kann sich überbetriebliche Personalhäuser dafür vorstellen. Geplant ist kein Bau auf der grünen Wiese, wie Peter Seiwald gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger unterstreicht, sondern z.B. die Übernahme von Hotels ohne Nachfolger etc.

Auch das Thema Kinderbetreuung rückt für die Unternehmer in den Fokus. Um Beschäftigten das Miteinander von Beruf und Familie zu erleichtern, sollen Betriebskindergärten forciert werden. „Vorbild im Bezirk ist die Pletzergruppe“, wie Peter Seiwald ausführt.

Attraktiv sind aber auch jene Arbeitsplätze, die gut erreichbar sind – Stichwort Mobilität. „Wir kämpfen für eine Busverbindung für Lehrlinge von Kössen nach St. Johann und für den Abendzug“, so die Agenda des Wirtschaftsbundes. Um den Ist-Stand zu erfassen, soll eine Verkehrsstromanalyse durchgeführt werden, die auch Systeme außerhalb des VVT-Netzes berücksichtigt.

Eine weitere große Aufgabe für die Zukunft haben die Unternehmer ausgemacht: In den nächsten Jahren stehen „bei 11.500 Unternehmen Betriebsübergaben an“.

„Kein Wunschkonzert“ der Wirtschaft

Über die Entwicklungen in Land und Bund gaben WB-Landesobmann Franz Hörl und NR Josef Lettenbichler Auskunft. Klar, dass der 12-Stundentag dabei ein großes Thema ist. Die Unternehmervertreter freuten sich über den jüngsten Vorstoß der Regierung zur von ihnen schon lange geforderten Arbeitszeitflexibilisierung. Hörl stellte jedoch fest: „Das war kein Wunschkonzert des Wirtschaftsbundes oder der Industriellenvereinigung.“ Genausowenig sei das Gesetz von Wahlkampfunterstützern bestellt worden. „Wir machen das, was in Wahrheit auch die reale Arbeitswelt abbildet.“

Als Frauensprecherin ergänzte LA Barbara Schwaighofer (WB Kufstein) noch, dass gerade das Flexible arbeitenden Müttern entgegenkomme.  Schwaighofer mahnte bei der teils sehr emotional geführten Debatte allseits „eine Achtsamkeit der Worte“ ein. Schließlich stehe die Sozialpartnerschaft auf dem Spiel. „Auf einmal sind Unternehmer wieder die Bösen“, so Schwaighofer, dabei hoffe sie auf gegenseitiges Vertrauen. „12-Stundentag bedeutet nicht mehr arbeiten, sondern flexibler.“ Das Thema mit der Freiwilligkeit wird „im Gesetz noch repariert“, wie Hörl ergänzte.

Das Tempo, das derzeit vorherrscht, ist genau nach dem Geschmack des obersten Wirtschaftsbündlers Tirols. „Speed kills ... eben nicht“, wie er launig formulierte. Dass die Gewerbeordnung novelliert wird und einige Hürden für kleinere Unternehmen abgebaut werden sollen, passt in dieses Schema, genauso wie Verbesserungen in der Mindestpension, die derzeit in Ausarbeitung sind.

Josef Lettenbichler, bekanntlich Hörls Nationalratskollege, berichtete von den geplanten Reformen in Sachen Energie und Deregulierung.  Die Klima- und Energiestrategie bis 2030 sieht eine Reform bei den Förderungen vor. Bis 2030 soll der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen, wie Lettenbichler ausführte. Um den Umstieg auch für die Bevölkerung attraktiver zu machen, werden beispielsweise die Rahmenbedingungen für private Photovoltaik-Anlagen verbessert.  So soll künftig z.B. die Eigenstromsteuer fallen. Die E-Mobilität ist wie bereits berichtet im Bezirk schon längst angekommen. Aktuell gibt es in Kitzbühel 29 E-Ladestellen und zwei Gastankstellen. „Da ist viel Potenzial da. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten zwölf Jahren bei der Anzahl eine Null hinten dazukommt“, präzisierte Lettenbichler. Auch die Deregulierung wird aktuell forciert, die Rumpelkammer der 5.000 Verordnungen und Gesetze soll gehörig ausgemistet werden.

Bei der Wirtschaftsbund-Sommertour steht Vernetzung im Fokus. Der Wirtschaftsbund hat im Bezirk Kitzbühel 1.000 Mitglieder. Elisabeth Galehr

Bild: WB-Landesobmann Franz Hörl, LA Barbara Schwaighofer, WB-Landesgeschäftsführerin Daniela Kampfl, NR Josef Lettenbichler und Wirtschaftsbund-Bezirksobmann Peter Seiwald  (v.l.) informierten im Rahmen der aktuellen Sommertour des Wirtschaftsbundes über die Agenden der Unternehmer. Foto: Galehr

 
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