Kitzbüheler Anzeiger
02.03.2017
News  
 

Der Slalomkönig ist nun 85 Jahre alt

Am vergangenen Montag feierte Ernst Hinterseer seinen 85. Geburtstag. Gemeinsam mit seiner Familie ging es zuerst auf die Piste, ehe im Red Bull, neben dem Zielgelände der Streif, auf den runden Geburtstag angestoßen wurde.

Kitzbühel | Es hat in der Gamsstadt Tradition, dass erfolgreiche Sportler durch einen Spalier der Roten Teufel wandern um ihre Ehrung entgegenzunehmen. Der Spalier der Skilehrer stand am Montag auch auf der Rasmusleiten parat, um Ernst Hinterseer seine Ehre zu erweisen. Der Kitzbüheler Olympia­sieger von Squaw Valley 1960 feierte seine 85. Geburtstag. Aber nicht nur die Skilehrer fanden sich am Zielhang der Streif im Red Bull ein, sondern auch eine Vielzahl an Gratulanten und seine Weggefährten vom legendären Kitzbüheler Wunderteam.

Seinen Ehrentag verbrachte der Jubilar eher ruhig, nahm viele Glückwünsche entgegen und freute sich auch über die zahlreichen Anrufe. „Sogar aus Korea wurde ich angerufen, damit man mir zum Geburtstag gratulieren kann“, freute sich Ernst. Am Nachmittag schnallte er sich, gemeinsam mit seiner ganzen Familie, die Ski an und es ging rauf auf den Berg. Eine Einkehr auf der Seidlalm war angesagt. „Es waren alle meine Enkerl dabei, sogar der Lukas hatte Zeit. Nur darf er halt nicht Skifahren“, erzählte Ernst Hinterseer. Enkel Lukas ist als Profi-Fußballer beim deutschen Bundesligaclub Ingolstadt im Einsatz.

Vom Bauernbub zum Olympiasieger

Hinterseer wuchs als Sohn eines Bauern auf. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann er eine Lehre als Zimmerer, 1946 wurde er Mitglied im Kitzbüheler Ski Club. Nachdem sich bei nationalen Nachwuchsrennen erste Erfolge zeigten, beendete er seine Lehre, um sich ganz dem Skisport zu widmen.

1953 feierte er mit dem Abfahrtssieg am Wendelstein seinen ersten größeren Erfolg, ein Jahr später wurde er Österreichischer Meister im Riesensla­lom. Damit wurde er in das österreichische Nationalteam aufgenommen und qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft in Åre, wo er aber nur den 38. Platz im Slalom belegte.

Im Winter 1954/55 siegte Hinterseer bereits in zahlreichen Rennen. Auch die nächste Saison begann mit guten Leistungen und er qualifizierte sich für die Olympischen Winterspiele 1956 in Cortina d’Ampezzo, wo er den sechsten Platz im Riesenslalom erreichte. Nach den Spielen gewann er Slalom und Kombination in Zermatt sowie die beiden Riesenslaloms und die Kombination der 3-Tre-Rennen auf der Marmolata.

Im folgenden Winter holte er im Jänner bei den bedeutenden Slalomrennen in Kitzbühel und Wengen jeweils den zweiten Platz, im Laufe der Saison konnte er sich weiter steigern und gewann insgesamt zehn Bewerbe.

Die Saison 1957/58 begann nicht ganz so gut und Hinterseer qualifizierte sich nur im Slalom für die Weltmeisterschaft in Bad Gastein, wo er  im ersten Lauf ausfiel. Wenig später kam er im Training zur Arlberg-Kandahar-Abfahrt in St. Anton schwer zu Sturz, erlitt einen Beinbruch und war aufgrund einer Embolie sogar kurzzeitig in Lebensgefahr. Im nächsten Winter konnte er nur allmählich wieder an frühere Leistungen anschließen und spezialisiert sich zunehmend auf die technischen Disziplinen.

In der Saison 1959/60 fuhr Hinterseer in den ersten Wochen lediglich einmal auf das Podest, umso überraschender und unerwarteter gelangen ihm dann im Februar bei den Olympischen Winterspielen 1960 in Squaw Valley seine größten Erfolge. Im Riesenslalom kam er hinter dem Schweizer Roger Staub und dem Österreicher Josef Stiegler auf den dritten Platz und gewann damit seine erste Medaille bei Großereignissen. Drei Tage später krönte er seine Karriere mit dem Sieg im Slalom vor Hias Leitner. Dies war die einzige Goldmedaille von Österreichs Alpinen bei diesen Spielen. Hinterseer wurde zum großen Star und mit der Wahl zum Österreichischen Sportler des Jahres 1960 geehrt.

Unmittelbar nach den Olympischen Spielen beendete Hinterseer seine sportliche Karriere bei den Amateuren und wechselte zu den Profis, wo er 1963 den inoffiziellen Weltmeistertitel gewann. 1967 beendete er endgültig seine aktive Laufbahn und wurde Trainer. E. M. Pöll

Bild: Natürlich waren seine Kollegen vom berühmten Kitzbüheler Wunderteam Fritz Huber und Hias Leitner auch bei der Feier von Ernst Hinterseer. Foto: Pöll

 
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