Kitzbüheler Anzeiger
13.12.2017
News  
 

Der König der Nacht zu Besuch

Auffällige Federohren und leuchtend orangegelbe Augen, rostbraunes Gefieder  mit dunkler Längs- und Querstreifung. Das Brustgefieder ist heller als der Rücken. Bei der größten europäischen Eulenart sind Männchen und  Weibchen  vom Gefieder her nicht zu unterscheiden, aber die Weibchen sind deutlich größer und erreichen ein Durchschnittsgewicht von 2.600 g, die Männchen nur von 1.900 g.

So kennt man den Uhu (Bubo) aus der Ordnung der Eulen (Strigiformes) aus Tierbüchern. Selten sieht oder hört man das dämmerungs- und nachtaktive Tier in der Natur.

Mehrere Personen  in Kitzbühel erlebten heuer den „König der Nacht“, der fast so groß (Spannweite 160 – 170 cm) wie ein Steinadler wird.

Mehrere Beobachtungen

Die deutsche Bezeichnung Uhu ist vom Balzruf des Vogels abgeleitet. Auch der Gattungsname Bubo ist auf diesen charakteristischen Ruf zurückzuführen. Das Männchen lässt in der Balzzeit ein dumpfes „Buho“ erklingen, das bis zu einem Kilometer weit zu hören ist. Das Weibchen antwortet auf diesen Ruf mit einem helleren „U-hu“. Häufig rufen beide Geschlechter im Duett. Während der Paarung ist vom Männchen außerdem ein erregtes „Hohohoho“ und vom Weibchen ein schrilles „Wiwiwiwi“ zu hören.

Von Jänner bis März 2017 gingen  Meldungen über einen Uhu im Stadtgebiet ein. Am 29. Jänner saß er am späten Nachmittag auf einer Balkonbrüstung in der Ehrenbachgasse und flog in Richtung Stadt davon, am 31. Jänner wurde ein Uhu, der auf der Fahnenhalterung beim Hotel Tiefenbrunner saß, von Raben gejagt. Am 2. Februar wurde er  auf einer Balkonbrüstung in der Hammerschmiedstraße beobachtet. Auch dort verfolgten ihn Raben.

Am 4. Februar hörte ich beim Hotel Tyrol um Mitternacht Balzrufe des Uhus. Am 5. Februar saß der Uhu auf einem Kirschbaum im Garten hinter dem Mesnerhaus, er wurde von Raben gejagt.

Im Tiefflug unterwegs

Noch durch Wochen konnte der Uhu beobachtet und gehört werden. So manchen Nachtschwärmer lehrte der Uhu das Fürchten, wenn er im Tiefflug unterwegs war. Die Frage bleibt ungelöst, ob der Uhu irgendwo entflohen war oder ob ihn das Nahrungsangebot in der Innenstadt zu einem längeren Aufenthalt verlockte.

Die Beobachtungen in Kitzbühel fielen in die Zeit der Balz und der Eiablage. Auffallend ist, dass nur ein Tier unterwegs war, leben doch die Uhus in monogamer Dauerehe.

Standvogel von den Alpen bis ins Flachland

Der Uhu ist ein sehr selten gewordener Standvogel, der sehr versteckt lebt und in felsigem Gelände brütet.  Dafür sucht er Felswände und Steilhänge oder verlassene Greifvogelhorste, seltener Gebäude. Die Nahrung – kleine Säugetiere bis zur Größe von Igeln, Hasen und Rehkitzen, mittelgroße Vögel wie Krähen, Habicht, Graureiher und alle kleineren Eulen – sucht er nachtaktiv und in der Dämmerung. Zur Zeit der Aufzucht der Jungen jagt er auch am Tage. Nach einer Brutdauer von 32 bis 36 Tagen bleiben die Nestlinge noch bis zu eineinhalb Monate im Horst.

Beim Ornithologischen Stammtisch war der Uhu ein Thema. Ein Vogelkundler äußerte die Vermutung,  dass der Uhu beringt sein könnte. Uhus seien gar nicht so selten, aber sie leben sehr versteckt. Seit März 2017 konnte keine Beobachtung mehr gemacht werden.

Gertraud Ritter ist seit 1995 Vogelbeobachterin, betreut seit 1998 mehrere Kartierungsstrecken für Bird Life und arbeitet mit den Naturwissenschaftlichen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck zusammen. Seit 2006 leitet sie den Ornithologischen Stammtisch Kitzbühel. Ihre Beobachtungen über Vögel im engeren Stadtgebiet sind im Buch „Die Vogelarten in Kitzbühel Stadt“ (2013) zusammengefasst.

Bild: Der Uhu auf dem Kirchendach (2017) Foto: Jens von Kleist/Pfarrblatt

 
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