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Kitzbüheler Anzeiger
12.03.2019
News  
 

Der Kitzbüheler, der Tibet prägte

Während Heinrich Harrer weltberühmt wurde, blieb Peter Aufschnaiter eher unbekannt. Die Biographie „Er ging voraus nach Lhasa“ von Nicholas Mailänder unter der Mitarbeit von Otto Kompatscher zeichnet nun den Lebensweg des gebürtigen Kitzbühelers detailreich nach.

Kitzbühel | Viele kennen den Hollywood-Streifen „Sieben Jahre in Tibet“ aus dem Jahr 1997. Unvergessen, Brad Pitt als blonder Schönling Heinrich Harrer. Mindestens ebenso interessant, wie die Erlebnisse von Harrer, ist jedoch die Geschichte seines Bergkameraden Peter Aufschnaiter.

Buchtipp

Am 2. November 1899 erblickte Peter Aufschnaiter als Sohn von Katharina und Peter Aufschnaiter in Kitzbühel das Licht der Welt. Skipionier Franz Reisch wurde ihm zum väterlichen Freund, von dem er auch das Skifahren erlernte. Von Jugend an war der Bergfex fasziniert von fremden Ländern und Kulturen. Nach seinem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg nahm er das Studium der Landwirtschaft an der Technischen Hochschule in München auf. In dieser Zeit trat er auch dem Akademischen Alpenverein München bei – welcher ihm Expeditionen ermöglichte. Nachdem Hitler an die Macht kam, war es das erklärte Ziel, die Berge der Welt für das Deutsche Reich zu „erobern“.

So gelangte Aufschnaiter nach Tibet

Bei einer Expedition zum Nanga Parbat 1939 wurden er und seine Kameraden (darunter auch Heinrich Harrer) von den Briten inhaftiert. Nach zahlreichen Ausbruchsversuchen gelang die Flucht nach Tibet. Aufschnaiter betrieb dort Entwicklungshilfe und baute die Infrastruktur mit auf, bis es auch in Tibet zu politischen Unruhen kam. Er führte dort auch als erster archäologische Grabungen durch.

Nazi-Ideologie und Entwicklungshelfer

Was das Buch nicht beschönigt: Aufschnaiter war ein Nazi-Anhänger. Er trat am 22. April 1933 der NSDAP bei. Das Kriegsende stimmte ihn depressiv. „Sein Tagebucheintrag verdeutlicht, wie weitgehend er die völkische Ideologie der Nationalsozialisten verinnerlicht hatte“, schreibt Autor Nicholas Mailänder. Im krassen Gegensatz zu dieser vermeintlichen ideologischen Einstellung engagiert er sich aber nach Kriegsende für die Menschen in Indien und Nepal. War fasziniert von deren Kultur und legte sogar die österreichische Staatsbürgerschaft ab. Erst kurz vor seinem Tod kehrte er nach Österreich zurück und wurde wieder eingebürgert.

Original-Dokumente

Auch die Spannungen zwischen Harrer und Aufschnaiter – zwei grundverschiedene Charaktere – verdeutlicht das Buch. Was die Biographie so realistisch macht ist, dass der Autor Nicholas Mailänder Peter Aufschnaiter an vielen Stellen selbst zu Wort kommen lässt. Für den Leser leicht in einer anderen Schriftfarbe publiziert, greift er auf Briefe und Tagebucheinträge von Aufschnaiter zurück.

Sehr detailreiche Biographie

Fazit: Peter Aufschnaiter führte ein beeindruckendes Leben mit zahlreichen Brüchen und Wendungen. Die Biographie zeichnet den Lebensweg des bergbegeisterten Einsiedlers unter Einbezug von zahlreichen Quellenangaben äußerst detailreich nach. Eine Zeittafel am Ende des Buches sowie eine Landkarte im Buchumschlag erleichtern den Überblick.  „Er ging voraus nach Lhasa“ – die Biographie von Nicholas Mailänder ist im Tyrolia Verlag erschienen (ISBN- 978-3-7022-3693-9).

Am 13. März wird die Biographie über Peter Aufschnaiter offiziell in Kitzbühel, im Rasmushof, präsentiert. Johanna Monitzer

 
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