Kitzbüheler Anzeiger
04.09.2020
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Dem Wolf soll es an den Pelz gehen

Vergangene Woche fielen dem Wolf in Kirchdorf wieder Ziegen zum Opfer. Für eine Entnahme des Problemwolfes im Kai­serwinkl sprechen sich die ÖVP, FPÖ und SPÖ aus. Bei der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel wurde ein Abschussantrag für den Problemwolf eingebracht.

Bezirk | Vergangene Woche wurde den Behörden aus dem Gemeindegebiet Kirchdorf der Fund von fünf toten und einer verletzten Ziege gemeldet. Im Zuge der amtstierärztlichen Begutachtung wurden Hinweise auf die Beteiligung eines Wolfs festgestellt. Damit war der Wolf zum zweiten Mal in Kirchdorf nach den Rissen im Juni aktiv. Dem gleichen Wolf werden auch die Schafrisse im Kaiserwinkl zugeordnet.

Abschussantrag für Problemwolf
Ein Herdenschutz auf den Almen ist unmöglich und zeitlich nicht so umsetzbar, dass er die Schafe vor weiteren Rissen schützen könnte. Um die Tiere zu schützen wurden sie von Bauern bereits ins Tal geholt. Vergangenen Freitag wurde der Abschussantrag für den Problemwolf bei der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel eingebracht. Der Wolf hat nachweislich mindestens 22 Schafe und 15 Ziegen getötet und weitere Tiere verletzt. „Auf meiner Alm gab es die meisten Risse, 19 insgesamt. Das ist mehr als ein Fünftel der Herde“, erklärt Leonhard Mühlberger, Bewirtschafter der Naringalm in Kössen.

Entnahme ermöglichen – Land in der Pflicht
„Wenn ein Wolf, zum Problem wird, muss er geschossen werden können. Einen solchen Handlungsspielraum räumt die EU-FFH-Richtlinie den Ländern auch ein. Die entsprechenden Rahmenbedingungen für einen geregelten Abschuss von Problemwölfen können und müssen dringend von der Landesregierung geschaffen werden“, fordert Vereinsobmann LK-Präsident Josef Hechenberger. Konkret bräuchte es dafür die Umsetzung einer Verordnung gem. §52a (2) TJA vom Tiroler Landtag. „Die Bauern sind dem Wolf derzeit hilflos ausgesetzt. Nur mit Umsetzung dieser Verordnung können die Abschussanträge von der Behörde überprüft und auch bewilligt werden. Gerade den Wolfsbefürwortern muss klar sein, dass ohne eine Möglichkeit zum geregelten Abschuss die Zukunft der kleinstrukturierten Landwirtschaft im Berggebiet, wo vor allem Schafe einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Siedlungsraums vor Naturgefahren leisten, auf dem Spiel steht. Auch alle erfahrenen Wolfsexperten aus Ländern wie der Schweiz bestätigen, dass ein geregeltes Wolfsmanagement nur mit dem Abschuss von Problemwölfen funktioniert.“ Dafür braucht es aber auch eine Senkung des Schutzstatus der EU. Hechenberger weiß, dass solche Anpassungen möglich sind und will sich mit Nachdruck und Durchhaltevermögen dafür einsetzen.

FPÖ: „Es braucht ein Wolfsmanagement“
Der Wolfsproblematik hat sich auch die FPÖ angenommen. „Wir haben im Juli einen Entschließungsantrag diesbezüglich in den Nationalrat eingebracht, der aber nicht die Zustimmung von ÖVP und SPÖ erhielt“, erzählt FPÖ-Agrarsprecher Peter Schmiedlechner und wundert sich, dass genau jener Inhalt sich in der Petition der ÖVP wiederfindet. Im Grunde verfolgt man aber das gleiche Ziel: Die Senkung des Schutzstatus sowie die Entnahme von Problemwölfen. „Ein wolffreies Tirol wird es künftig aber nicht geben, denn die Wölfe werden auch weiterhin durch unser Land ziehen“, sagt LAbg. Ale­xander Gamper. Der Wolf soll nicht per se aus dem Alpenraum verschwinden, sondern nur Problemwölfe sollten künftig entnommen werden können. Für Gamper ist die Schweiz ein Vorbild im Umgang mit dem Wolf. „Das Monitoring und Wolfmanagement ist vorbildlich. Dazu braucht es aber auch ein EU-weites Wolfmanagement sowie die Aufnahme in das Jagdprogramm“, so Gamper.

Ins gleiche Horn bläst der Tiroler SPÖ-Klubobmann Georg Dornauer, der sich von einem jagdlichen Druck ein Zurückdrängen des Wolfes in entlegenere Gebiete erhofft.

Gewessler fordert Herdenschutz-Offensive
Anders sieht es Umweltministerin Leonore Gwessler. Die Ministerin befürwortet die geltenden FFH-Richtlinie, lehnt wolfsfreie Zonen als EU-rechtlich unmöglich ab und bezeichnet die Durchführung von Herdenschutz-Maßnahmen als unumgänglich. „Das ist ein wichtiges politisches Signal. Wölfe sind zurecht geschützt und daher braucht es vernünftige Herdenschutz-Lösungen statt schießwütiger Parolen. Bund und Länder sollten dafür gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagt WWF-Wolfs­experte Christian Pichler.
Elisabeth M. Pöll

Bild: Mindestens 22 Schafe und 15 Ziegen hat der Problemwolf im Tiroler Unterland gerissen. Nun wurde bei der Bezirkshauptmannschaft ein Abschussantrag eingebracht. Foto: Kevin Carden

 
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