Kitzbüheler Anzeiger
17.12.2020
News  
 

Das Ende einer bunten Galerie

Galeristin Sabina Überall blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf eine turbulente Zeit zurück. Der immer höher werdende Verwaltungsaufwand und nicht zuletzt die Corona-Pandemie haben sie zur Schließung ihrer Galerie „Chapter1 & Sue art gallery“ bewegt. Ein letzter Besuch.

Kitzbühel | Gewohnt fröhlich, mit einem Lächeln im Gesicht und mit ihrem Markenzeichen, den bunten Haaren, empfing Sabina Überall am Samstagvormittag den Kitzbüheler Anzeiger in ihrer Galerie – zum letzten Mal. Mit Ende des Monats werden alle Bilder aus der „Chapter1 & Sue art gallery“ verschwunden sein.

Ein wohlüberlegter Entschluss
Der Entschluss reifte seit einiger Zeit in der jungen Künstlerin und Galeristin. Aus mehreren Gründen war es für Überall an der Zeit, einen Schlussstrich unter die Galerie im Gries zu setzen, wie sie erklärt: „Einer der Hauptgründe ist die Corona-Pandemie. Ich darf keine Vernissagen machen und kann froh sein, wenn ich überhaupt aufsperren kann. Auch befürchte ich, dass sich die Situation nicht so schnell ändern wird.“

Für eine kleine  Galerie kaum machbar
Zudem sei der Verwaltungsaufwand in den letzten Jahren immer größer geworden. Für eine „1-Frau-Galerie“ kein leichtes Unterfangen: „Der Datenschutz hat mir das Verschicken von Einladungen beinahe unmöglich gemacht. Die Registrierkassenpflicht und diverse andere Auflagen sind für eine kleine Galerie schwer zu erfüllen - deshalb war es nun an der Zeit im Guten loszulassen.“

Nachlass von Ernst Insam
Loslassen will Überall aber nur die Galerie im Gries. Sie betreut weiterhin den Nachlass des Kitzbüheler Ausnahme-Künstlers Ernst Insam, der 2014 verstarb. In seiner Verlassenschaft finden sich hunderte Bilder. Der Großteil davon wird im Stadtarchiv gelagert. Sabina Überall möchte das Vermächtnis von Ernst Insam weiter in die Welt hinaustragen. „Ich bin  in Kontakt mit einigen Galerien“, erzählt sie. Auch in Kitzbüheler Galerien sollen Insam Werke in Zukunft zu sehen (und zu kaufen) sein. Ihren Fokus wird Überall somit in Zukunft  auf die Organisation von Ausstellungen legen. „Mir hat das immer schon sehr viel Spaß gemacht, deshalb werde ich es weiter machen“, lacht Überall.

Erinnerungen an tolle Ausstellungen
Gerne erinnert sie sich an die zahlreichen Ausstellungen in der „Chapter1 & Sue art gallery“ zurück. Drei bis vier Schauen organisierte sie seit 2011 pro Jahr – jede anders und einzigartig: „Die Ausstellung, die am meisten für Furore sorgte war „Bssst...“ von Werner Schön - die hat sehr polarisiert. Die Schau mit Frühwerken von Ernst Insam war für mich die Schönste.“ Zu dieser Insam-Ausstellung rückte sogar ein ORF-Fernsehteam an (auch der Kitzbüheler Anzeiger war natürlich dabei).

Kunst zum Miterleben
Für Aufsehen sorgten diverse Kunst-Aktionen in der Galerie. „Besonders spektakulär war die Live-Performance von Gig Haas.“ Auch die Art Cube Challenge, wo junge Künstler in den Fokus gerückt wurden, erhielt viel Aufmerksamkeit. Es gäbe viele Anekdoten über die turbulente Ausstellungszeit zu erzählen, an die Überall gerne zurückdenkt und für die sie dankbar ist: „Es haben mich so viele Menschen unterstützt. Vielen Dank dafür.“
Und wie geht es mit der persönlichen Kunst weiter? Sabina Überall ist Pop-Art Künstlerin. „Ich mache jetzt mal ein bisschen Pause. Wenn ich Lust und Zeit habe, werde ich etwas machen. Es waren schöne Galerie-Jahre, aber nun ist es Zeit, etwas Neues anzufangen.“ Und damit schließen sich die Türen der wohl buntesten Galerie in Kitzbühel. Johanna Monitzer

Bild: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge lud Sabina Überall zur Finissage in der „Chapter1& Sue art gallery“ im Gries in Kitzbühel. Nach neun Jahren schließt die Galerie. Foto: Monitzer

 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen