Kitzbüheler Anzeiger
12.03.2019
News  
 

„Darüber gibt es nichts zu sagen“

„Wenn es wirklich Kunst ist, gibt es darüber nichts zu sagen!“ – Das Kunstverständnis des gebürtigen Kitzbüheler Künstlers Friedrich Plahl erscheint als Programm. Er selbst sieht seine Kunst als ein Wechselspiel zwischen erlebter Welt und innerlicher Sichtweise. Dem im letzten Jahr verstorbenen Künstler wird nun im Museums- und Kulturverein in St. Johann eine Ausstellung gewidmet.

Kitzbühel | Der Lebenslauf des Künstlers Friedrich Plahl (1926-2018) liest sich als interessante Suche nach einer individuellen Kunst. Dass er den Weg des Künstlers einschlagen wird, war von Anbeginn sein Ziel. Doch aus Angst vor der Zukunft in der sehr schwierigen Nachkriegszeit und die Unsicherheit von seinen Bildern auch leben zu können, begann Plahl zuerst ein Jus-Studium. Erst 1956 widmete er sich ganz der Kunst.

Plahl lehnte das akademische Studium ab

Plahl lehnte innerlich eigentlich das strenge akademische Studium der Meisterklassen ab, für ihn war der intellektuelle und künstlerische Austausch mit anderen Gleichgesinnten viel wichtiger als alles andere. Was er dennoch schätzte, war die notwendige Infrastruktur der Kunstuniversität, die geheizten Atelierräume und die inspirierenden Modelle, die den Studenten für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt wurden. Die Professoren der Meisterklasse für Malerei Albert Paris Gütersloh, Sergius Pauser und Herbert Boeckl waren für den angehenden Künstler dennoch sehr prägend.

1956/57 erhielt Friedrich Plahl ein Stipendium. Er ging nach Paris, um an der Ecole des Beaux Art zu studieren. Sein Aufenthalt war nur von kurzer Dauer, ganze drei Tage blieb er nur dort. Ihm widerstrebte diese enge Struktur des Lehrbetriebs. Die Schule vermittelte ihm nicht das Gefühl von Freiheit und unbeschwerter künstlerischer Inspiration. So wechselte er an die private Ecole de la Grande Chaumiere, eine private Kunstschule, die ein hohes Ausbildungsniveau bot und nur von einem erlesenen Studentenkreis besucht werden konnte. Dort arbeitete Plahl vorwiegend nach dem Modell. Auch wurde ihm der Blick auf die Gesamtheit des Bildes vermittelt, ohne sich in Details zu verlieren.

Inspirationen

Ein Studienaufenthalt in San Francisco inspirierte ihn zur Plein Air Malerei. Der Künstler entdeckte für sich die großflächige Malerei. Plahl malte in der freien Natur direkt am Meer, legte vor Ort Skizzen an, die er dann später im Atelier in Öl umsetzte. Plahl arbeitete bei seinen dargestellten Landschaften bewusst mit der Reduktion. Er konzentrierte sich auf prägnante Formen und Farben. In seinen Arbeiten wird der Moment der Abstraktion bis zu einem gewissen Grad vorangetrieben, das Motiv bleibt trotzdem erkennbar. Auch bei seinen Aktzeichnungen und Stillleben konzentriert sich der Künstler auf das Wesentliche. Er versuchte mit sparsamem Einsatz der Mittel und Formen nur das Notwendige zu formulieren. Seine abstrakten Arbeiten löste der Künstler gänzlich vom Natureindruck. Sie sind ein gestikulierter Ausdruck seiner Gefühlswelt gepaart mit seiner Erlebniswelt. Sie präsentieren sich ausschließlich als motorisches Beziehungsgeflecht an Formen und Farben. Auch wenn Friedrich Plahl in einer Schaffensperiode von fast zehn  Jahren zahlreiche abstrakte Werke schuf, so stand er der informellen Kunst sehr skeptisch gegenüber. Sein abstrakter Schaffenszyklus (1964-74) entsprang aus keiner erlebten Welt, sie entstand nicht aus dem Verstand, sondern ausschließlich aus seiner Gefühlswelt und aus seiner Sicht seines Umfeldes, wie er es damals empfand. Abstrakte Kunst bedeutete für ihn ein atheistischer Ausdruck der Welt. Sie war für Plahl eine Kunst, in der kein Gott mehr existiert.

Plahl selbst beabsichtigte in seinen Bildern keine verbindlichen Darstellungen – sie sollen keinerlei Idee hervorrufen, auch irgendetwas Gegenständliches verkörpern zu wollen. Für ihn bedeutete das, als ob man dem Bild das Fundament, auf dem es aufgebaut ist, wegnehmen würde. Abstrakte Kunst bezeichnete er selbst als anti-intelligente Malerei.

Auch wenn sich der Künstler von der abstrakten Malerei abwandte, so war diese Phase für ihn besonders wichtig. Sie öffnete ihm für seine spätere gegenständliche Malerei förmlich die Augen und den Zugang zur Freiheit der Kunst, denn wie der Künstler selbst einmal meinte: „Wenn jede Fläche, auf der sich Linien und Farben befinden, Kunst sein kann, dann ist alles möglich.“

Bild: Friedrich Plahl: Stillleben mit Messer. Bild/Bildrechte: Plahl

Angesagt
Plahl Stillleben: „Runde Ecken“
St. Johann | Die Ausstellung von Friedrich Plahl unter dem Motto „Runde Ecken“ ist in der Galerie im Museum St. Johann zu finden. Die Ausstellung zeigt Stillleben-Bilder des in Kitzbühel geborenen und letztes Jahr in hohem Alter gestorbenen Malers Friedrich Plahl aus Privatbesitz. In seinem Werk sind Stillleben ein Rückzug in die Nahwelt.  Die Ausstellung ist bis 30. März geöffnet.

KunstBlicke
Mag. Martina Dorner-Bauer ist Kunsthistorikerin, Ausstellungskuratorin, Autorin, Betreuerin
div. Kunstsammlungen und Gründerin der Agentur DieKunstagenten.

 
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