Kitzbüheler Anzeiger
19.09.2020
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„Bürgerbeteiligung ist erwünscht“

Die Bürgerbewegung „Engagierte Kitzbüheler“ macht gegen das geplante Gewerbegebiet in Gundhabing mobil. Bürgerbeteiligung sei durchaus erwünscht, sagt die Stadtführung.

Kitzbühel | Bürgermeister Klaus Winkler (VP) sprach in der Gemeinderatssitzung am Montagabend auch die Petition der Bürgerbewegung „Engagierte Kitzbüheler“ an. Wie berichtet, spricht sich die Bürgerbewegung gegen eine gewerbliche Verbauung auf dem von der Stadt Kitzbühel angekauften Grundstück in Gundhabing aus. Der Bürgermeister traf sich mit den Sprechern der Bewegung, der Familie Salinger: „Entscheidend in dieser Diskussion ist die Projektierung. Wir sind hier erst ganz am Anfang. Zusammen mit Experten werden wir uns Gedanken machen – hier werden wir alle Bürger, die möchten, gerne einbinden.“

„Kein großer Handel“
Den Bedenken, dass ein großflächiger Handelsbetrieb angesiedelt wird, entgegnet Bürgermeister Winkler: „Nein,das ist nicht in unserem Sinn, dafür ist diese Fläche zu sensibel und wertvoll.“
Viele Gemeinderäte begrüßten das Engagement der Bürgerbewegung. „Das ist ein Auftrag an uns, dass wir hier besonders aufpassen“, meint etwa Stadträtin Ellen Sieberer (VP).

Liste UK ist dagegen
Nachdem die Liste „Unabhängige Kitzbüheler“ (UK) im Juni beim Kaufvertrag für das besagte Grundstück schon nicht mitstimmte, sprechen sie sich nun als einzige Fraktion gegen das Gewerbegebiet aus. „Das ist die x-te Gewerbefläche die ausgewiesen wird, gleich daneben wiederum Wohnbau. Wir sind nicht gegen Gewerbeflächen, aber absolut dagegen, dass an diesem Ort Gewerbe angesiedelt wird – das ist die falsche Strategie“, sagt UK-GR Manfred Filzer.
Eine Meinung, welche die anderen Parteien nicht teilen. Ludwig Schlechter (VP) möchte in Erinnerung bringen, dass in den letzten Jahren vieles für Soziales, Wohnen, Schule, Straßen und Sport gemacht wurde: „Für die Wirtschaft jedoch eher nicht. Kitzbühel besteht aus drei Säulen: Handel, Tourismus und Gewerbe. Es gibt viele Klein- und Mittelbetriebe, die eine Möglichkeit suchen, sich zu entwickeln.  Wir müssen die Kaufkraft in Kitzbühel halten.“
Margit Luxner (SP) regte auch eine gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit an: „Andere Ortschaften haben oft den Grund, wir haben die Betriebe – hier könnten wir zusammen arbeiten“. Unterstützung erhält sie von FPÖ-GR Alexander Gamper, der von anderen Gemeinden erzählt, wo dies schon so gehandhabt wird.

Tenor: Sensible Bebauung
Vize-Bgm.Walter Zimmermann (SP) steht hinter dem Projekt: „Das ist eine einmalige Chance für Kitzbühel. Es kommt nur auf das Wie an. Es braucht ein Konzept, wer hier angesiedelt wird.“ Der Tenor im Gemeinderat war: In dieser sensiblen Zonen muss behutsam vorgegangen werden.

270 Unterschriften
Bei der Petition „Kitzbüheler Ortseinfahrt schützen“ haben bislang 270 Bürger unterschrieben. Den „Engagierten Kitzbühelern“ geht es um einen sensiblen Umgang mit Grund und Boden sowie den Erhalt des bäuerlichen Weilers in Gundhabing. Wohnbau wäre für die Bürgerbewegung vertretbar. 2005 wurde eine Ansiedelung des Lagerhauses an diesem Standort von Bürgern verhindert. Johanna Monitzer

Bild: Wohin gehen die Pläne für das Gewerbegebiete Gundhabing? Montage: Anzeiger

Außerdem - Gewerbe nun in Weilern möglich
Der Kitzbüheler Gemeinderat änderte die „Weiler-Regelung“ im Raumordnungskonzept grundsätzlich dahingehend, dass nun auch eine sehr eingeschränkte gewerbliche Entwicklung möglich ist.
Anlassfall war das Ansuchen eines Handwerkers am Fichterfeld, der gerne erweitern möchte. Das dafür benötigte Grundstück wird im Raumordnungskonzept als „periphere Streulage“ gehandelt  und fällt neben den „klassischen Weilern“ (Schnitzernweg, Achrain, Barmleiten, Malern und Kirchberger Straße) unter die Weiler-Regelung.
„Auf Vorschlag des Landes müssen wir alle gleich behandeln und den Passus in der Weiler-Regelung dementsprechend abändern, damit gewerbliche Entwicklung für den Handwerksbetrieb möglich ist“, veranschaulicht der zuständige GR Georg Wurzenrainer (VP).

FPÖ übt Kritik
FPÖ-GR Alexander Gamper plädierte dafür, lediglich das benötigte Grundstück aus der Weiler-Verordnung auszunehmen. „Um die Weiler-Regelung beneiden uns viele, sie wurde damals geschaffen, um sensible Bereiche zu schützen - wenn wir diese nun pauschal abändern, dann öffnen wir Tür und Tor.“  
Dem widerspricht Bürgermeister Klaus Winkler (VP): „Wir müssen hier eine Ungleichbehandlung verhindern. Das heißt aber nicht, dass jedem alles gewidmet wird. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Widmung.“
GR Wurzenrainer erklärt, dass andernfalls eine Erweiterung für den Handwerksbetrieb rechtlich schwer möglich wäre: „Nehmen wir nur besagtes Grundstück heraus, haben wir ihm die rechtliche Planungsgrundlage entzogen.“
GR Manfred Filzer (UK) ist der Meinung, dass die pauschale Abänderung nur aufgrund des geplantes Gewerbegebietes in Gundhabing passiere. Im öffentlich einsehbaren Raumordnungsplan von Tiris ist die Fläche in Gundhabing aber nicht als Weiler gekennzeichnet, wie Recherchen des Anzeigers ergaben.
Die Liste UK und die FPÖ stimmten gegen die pauschale Änderung im Raumordnungskonzept. Die FPÖ kündigte an, wegen der Causa auch beim zuständigen LR Johannes Tratter vorzusprechen. jomo

 
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