Kitzbüheler Anzeiger
12.05.2018
News  
 

Biber nagen sich durch Kirchdorf

Die Biberplage sorgt in Kirchdorf immer mehr für Unmut. Diese Woche beginnen die Arbeiten für die Absenkung eines Biberdammes hinter der Volksschule.

Kirchdorf |  Die Freude war groß, als sich vor rund 20 Jahren der erste Biber wieder an der Großache ansiedelte – war Europas größtes Nagetier doch nahezu ausgestorben. Inzwischen ist die anfängliche Freude u.a. bei den entlang der Ache beheimateten Landwirten in Frust umgeschlagen – die tierischen Baumeister haben sich massiv vermehrt und fällen nicht nur zahlreiche Bäume entlang der Großache sowie an den Seitenbächen, sondern graben Fluchtröhren bis in die Felder hinein, die dem einen oder anderen Landwirt auf dem Traktor schon zum Verhängnis wurden. Dass die Tiere mit ihren Dämmen so manchen Bach aufstauen und so Überschwemmungen auslösen, sorgt ebenfalls für Ärger bei den Anrainern.

Vor einigen Jahren war die Rede von bis zu 60 Bibern, die die Bäche in und um Kirchdorf bevölkern. Wie viele es heute sind, kann und will der Biberberauftragte des Landes, Philipp Larch, allerdings nicht sagen: „Das wäre unseriös.“

Fest steht aber, dass die Tiere die Nerven der Kirchdorfer massiv strapazieren. So ist ein Fußgänger in einen Tunnel eingebrochen. An einem Reitunfall, so wurde kolportiert, sei ebenfalls ein Biber schuld gewesen. „Das haben wir recherchiert, da war aber kein Biber beteiligt“, verteidigt Larch. Entlang des Brummabaches allerdings fiel so manche Thujenhecke dem Nager zum Opfer.

Täglich Beschwerden

„Es kann einfach nicht sein, dass wir viel Geld auch entlang der Ache investieren und dann alles hin ist“, ist Bürgermeister Gerhard Obermüller – auch bei ihm musste die Hecke dran glauben – auf den Barrikaden. Säuerlich reagiert auch Amtsleiter Christopher Innerkofler, der nahezu tagtäglich mit den Beschwerden der Bevölkerung konfrontiert ist. So haben die Biber mehrmals Straßen umgegraben, die dann weggebrochen sind – Schäden, die von der Gemeinde repariert und bezahlt werden müssen.

„Ich gebe mein Bestes und versuche natürlich Lösungen zu finden“, hat Philipp Larch Verständnis für die Probleme der Anrainer, unterstreicht aber auch die positiven Seiten der Biberpopulation. „Inzwischen haben sich in Kirchdorf auch wieder Berkassinen angesiedelt. Diese Schnepfenart ist sehr selten und ist gerne dort, wo es Biber gibt, weil sie genügend Nahrung findet“, erklärt Larch.

Ein Elektrozaun wird installiert

Diese Woche steht die Realisierung von weiteren Maßnahmen an, die den Nager hinten anhalten sollen. Hinter der Volksschule hat einer der pelzigen Tiere einen Staudamm angelegt, der dafür verantwortlich ist, dass im Bereich der Schule der Wasserspiegel zwischen 30 und 40 Zentimeter erhöht ist. „Das heißt, dass die Spielgeräte für Schüler teilweise unter Wasser stehen“, ist Amtsleiter Innerkofler sauer. Nachdem die Gemeinde um eine naturschutzrechtliche Genehmigung angesucht hat, wird der Staudamm jetzt abgesenkt. Außerdem kommt ein Elektrozaun, der den Nager abhalten soll. Dass die an der Schule gepflanzten Obstbäume trotz Schutzgitter innerhalb von einigen Tagen bereits gefällt waren, sorgt in der Gemeindestube ebenfalls für Ärger. Margret Klausner

Bild: Der Biber kann bis zu 130 Zentimeter lang und bis zu 30 Kilo schwer werden. Mit seinen scharfen Nagern kann er ganze Bäume fällen und staut Bäche und Flüsse auf.  Symbolfoto: Fotolia

 
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