Kitzbüheler Anzeiger
04.07.2020
News  
 

„Bewusstseinsbildung ist wichtig“

Warum wird Müll einfach liegen gelassen? Obwohl Klima- und Umweltschutz in aller Munde sind, wird zuhause darauf „vergessen“, muss auch die Bergwacht immer wieder feststellen. Bezirksleiterin Simone Leitner berichtet über Problemfelder und oftmals fehlendes Bewusstsein.

Müll illegal entsorgen oder einfach liegen lassen - nehmen die Umweltsünder bei uns im Bezirk zu?
Die Tendenz ist grundsätzlich gleichbleibend. So gibt es  nach wie vor illegale Mülldeponien, über die man z.B. während eines Waldspaziergangs plötzlich stolpert.

Was wird  weggeschmissen bzw. liegengelassen?
Vielen Bürgern fehlt das Bewusstsein, dass Gartenabfälle entsorgt werden müssen. Die Neophyten konnten sich so bei uns ausbreiten. Gartenabfälle vermischt mit Erde, die Samen verschiedenster Länder enthält werden irgendwo angehäuft.  Durch die Gartenabfälle wird der Boden zudem überdüngt oder übersäuert.
Es gibt spezielle Plätze, wo Müll immer wieder abgelagert wird. Hier werden vor allem Dinge abgelegt, die in der Entsorgung etwas kosten wie z.B. Teppiche oder Baumaterialien.
Der Klassiker bei den kleinen Dingen sind Zigarettenstummel – vielen ist nicht klar, wie lange es dauert, bis so ein Stummel verrottet.
Ein Problem sind auch die Hundesackerl. Die Sackerl sind zwar aus verrottbarer Maisstärke, sie gehören aber richtig entsorgt und in der Deponie der Verrottung zugeführt.

Klima- und Umweltschutz sind heute in aller Munde. Warum glauben Sie, lassen Menschen dennoch ihren Müll einfach liegen?
Umweltschutz wird global als wichtig erachtet. Daheim hält man sich jedoch nicht daran. Ein Beispiel: Übers Wochenende kommen viele zu uns in den Bezirk, um die Natur zu genießen. Bevor sie wieder abreisen, wird dann alles in einen Müllsack gestopft – ohne Trennung. Der Müllsack wird dann oft noch irgendwo einfach abgestellt. Aus den Augen, aus dem Sinn.  

Was braucht es? Mehr Bewusstseinsbildung für den Umweltschutz vor der Haustüre?
Wir Bergwächter sind viel in den Schulen unterwegs. Bewusstseinsbildung ist sehr wichtig. Die Strafen für Umweltsünder sind schon recht hoch, aber das schreckt nicht ab. Und eigentlich ist ein weggeschmissener Zigarettenstummel auch eine Umweltsünde.
Den Menschen muss bewusst werden, dass die Natur auf ewig zerstört werden kann.

Die Bergwacht wurde von manchen Gemeinden im Bezirk mit Kontrollen beauftragt. Kann man dem Problem durch Kontrollen Herr werden?
Durch Kontrollen alleine sicher nicht. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist sehr gut. Wir treten in Zusammenarbeit mit den Gemeinden als eine Art Puffer auf und klären auf.

Wie wird den Mitgliedern der Bergwacht bei solchen Kontrollen von Seiten der Bevölkerung entgegengetreten?
Es herrscht schon oft ein gewisses Unverständnis, wenn wir die Umweltsünder darauf hinweisen. Es heißt dann: ‚aber es war ja nur...‘
Wo es nicht anders möglich ist, müssen wir gewisse Dinge zur Anzeige bringen – was gesetzlich auch vorgeschrieben ist. Wir sind in den Gemeinden bekannt und agieren mit sehr viel Fingerspitzengefühl.

Die Auswüchse von Wildcampern sorgten zuletzt im Außerfern für Aufsehen. Stellt verbotenes campen bei uns im Bezirk auch ein Problem dar?
Laut Tiroler Campinggesetz ist es grundsätzlich verboten,  außerhalb von genehmigten Campingplätzen zu campieren.
Wildes Campieren gab es bei uns vereinzelt schon immer. Wir merken, dass es nun stärker wird. Im Winter campieren oftmals Tourengeher. Im Moment scheint das im Trend zu sein. Die Leute müssen verstehen, dass man in der Natur nicht einfach ein Feuer machen kann und womöglich auch noch Müll zurücklässt. Johanna Monitzer

Foto: Sieben Jahre dauert es, bis ein Zigarettenstummel verrottet. Ein Papiertaschentuch braucht circa fünf Jahre. Grafik: Bergwacht

Daten & Fakten - Rund 60 Bergwächter
Bezirk | Der Bezirk Kitzbühel untergliedert sich in neun Einsatzstellen der Bergwacht. Dort versehen rund 60 Bergwächter ihren Dienst.
Die Bergwächter überwachen im übertragenen Wirkungsbereich folgende Landesgesetze:  Naturschutzgesetz, Abfallwirtschaftsgesetz, Lärmschutz, Schutz vor Gefährdung und Belästigung durch Tiere, Feldschutzgesetz sowie Campinggesetz.
Bergwächter dürfen bei der Überwachung der Landesgesetze u.a. Fahrzeuge und Personen anhalten und zum Nachweis der Identität auffordern, Abmahnungen aussprechen sowie Übertretungen bei der Verwaltungsbehörde anzeigen. Quelle: Bergwacht

 
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