Betroffenheit genügt nicht
36 Frauen wurden 2018 in Österreich ermordet. 908 Kontakte verzeichnete das Mädchen- und Frauenberatungszentrum in St. Johann im letzten Jahr. Seitdem die Kapazitäten ausgebaut wurden, hat sich das Beratungsvolumen um 80 Prozent erhöht, berichtet Obfrau Renate Magerle.
Die Frauen-Notwohnungen sind (über-)ausgelastet. Diese Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Gewalt gegen Frauen ist keine Privatangelegenheit. Und doch behandelt die Gesellschaft Gewalt gegen Frauen noch immer so, als wäre sie etwas, was hinter verschlossene Türen gehört, nur weil sie meist hinter verschlossenen Türen stattfindet.
Die Täter sind keine Monster, die aus dunklen Kellern kriechen, sondern den Opfern meist wohlbekannt. Psychische und physische Gewalt zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Generationen von Frauen wurden nach der Maxime erzogen, dass man darüber aber nicht redet.
Sich Hilfe zu suchen, wird den Frauen noch immer nicht leicht gemacht. Siehe St. Johann. Der Bund will für die einzige Frauenberatungsstelle im Bezirk keine 50.000 Euro aufwenden. Gemeinden machen für einen kleinen Sportverein mehr Geld locker als für die Frauenberatung. Und um die Gewalt dort zu stoppen, wo sie ihren Ursprung hat, nämlich bei den Tätern, ist erst recht kein Geld da.
Anfang der Woche wurde in Niederösterreich eine 48-jährige Frau von ihrem Lebensgefährten erstochen. Die Betroffenheit bei solchen „Familiendramen“ oder „Eifersuchtsmorden“ – wie die Delikte verharmlost werden, ist erneut groß. Nützen tut sie niemandem etwas, Taten sind gefragt. Ein kleiner Schritt wären 50.000 Euro für St. Johann – eigentlich Kleingeld für den Bund, möchte man meinen.
Johanna Monitzer
monitzer@kitzanzeiger.at
Den Bericht "Kein Geld für Frauenberatung" lesen Sie hier!