Kitzbüheler Anzeiger
25.03.2017
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Besser als ihr Ruf

Den 50-jährigen Bestand feierte die Polytechnische Schule in Brixen. Die berufsbildende Schule kämpft immer noch mit ihrem schlechten Image, wobei die Vermittlungsquote bei Lehrstellen bei 99 Prozent liegt. Am Podium wurde über die Zukunft der Lehre diskutiert.

Brixen | Mit der Schulnovelle im Jahr 1962 wurde die Pflichtschulzeit von acht auf neun Jahre erhöht, und anstelle die Pflichtjahre in der Volksschule oder Hauptschule auf fünf Jahre zu erhöhen, wurde der Polytechnische Lehrgang ins Leben gerufen. Der Start für diesen Schultyp erfolgte 1966. Auch im Brixental wurde mit dem Schuljahr 1966/67 mit dem Polytechnischen Lehrgang gestartet. Improvisation war angesagt, denn es fehlte nicht nur an Unterrichtsräumlichkeiten, sondern auch an Büchern, Lehrmitteln und ausgebildeten Lehrkräften. Direktor Herbert Sojer machte das Beste aus der Situation und schaffte es bereits mit dem ersten Jahrgang, zwölf Betriebe zu besichtigen.

Mit dem Neubau der Schule in Brixen im Jahr 1982 übersiedelte auch der PL in die Nachbargemeinde und die Westendorfer Klasse wurde eingebunden. Ein weiterer Meilenstein für die Schule war die Reform. Aus dem Polytechnischen Lehrgang wurde die Polytechnische Schule. Vier Fachbereiche sind nun das Herzstück der Schule. Neben Holz und Bau werden auch Metall und Elektro, Dienstleistung und Tourismus sowie Büro und Handel angeboten. Zudem werden die Schüler auf ihre Lehre vorbereitet und können in Schnupperwochen die Arbeitswelt erleben. „99 Prozent der Absolventen unserer Schule haben eine Lehrstelle“, erzählt Direktor Walter Leitner-Hölzl stolz.

Diskussion über die Zukunft der Lehre

Über den Stellenwert und die Zukunft der Lehre wurde im Anschluss diskutiert. Neben den beiden Schulinspektoren Roland Teissl (LSI) und Georg Scharnagl (BSI) nahmen auch die Vertreter der Wirtschaft, Peter Seiwald (WB-Obmann) und Helmut Hehenberger sowie der Dornbirner PTS-Direktor Elmar Rümmele am Podium Platz. Dabei unterstrich Peter Seiwald zu Beginn der Gesprächsrunde, welche wichtige Rolle die Polytechnische Schule für die Wirtschaft hat. Relativiert wurde von Seiwald der Eindruck des Lehrlingsmangels, denn schließlich kamen in den vergangenen Jahren die geburtenschwachen Jahrgänge zur Ausbildung.

Dem fügte Teissl hinzu, dass vor allem der Trend zu den höheren Schulen, der von den Eltern ausgeht, die Zahl der Lehrlinge sinken lässt. Dem Fehl­glauben, dass ein Handwerker weniger als ein Akademiker verdient, will Teissl mit Zahlen entgegenwirken. „18 Monate nach Abschluss verdient ein HTL-Abgänger 2.100 Euro brutto, ein Lehrling 2.000 Euro brutto und ein AHS-Maturant zwischen 1.500 und 1.600 Euro“, erzählt Schulinspektor Teissl. „Die Matura ist kein Garant mehr für einen sicheren Arbeitsplatz und einen guten Verdienst“, fügte er hinzu.

Am Podium war man sich auch einig, dass die Wertigkeit der Meisterprüfung gestärkt werden muss. Für Helmut Hehenberger ist der Meisterbrief der Abschluss der Ausbildung: „Erst mit dem Meisterbrief ist man mit der Ausbildung fertig, man hört ja auch nicht mit der Matura auf, sondern erst mit dem Studium“, erklärt der Unternehmer.
Elisabeth M. Pöll

Bild: BSI Georg Scharnagl, LSI Roland Teissl, WB-Obmann Peter Seiwald, Unternehmer Helmut Hehenberger und PTS-Direktor Elmar Rümmele bei der Podiumsdiskussion zum Thema Lehre. Foto: Pöll

 
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