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Kitzbüheler Anzeiger
05.04.2020
News  
 

Baubranche hat ihren Leitfaden

Seit Inkrafttreten der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus herrschte in der Baubranche keine Klarheit darüber, was „geht“ und was nicht. Dieser Schwebezustand wurde vergangene Woche durch eine Einigung der Sozialpartner auf bestimmte Richtlinien zum Schutz aller Mitarbeiter beendet.

Bezirk  | Somit können Baustellen unter Einhaltung strenger Schutzmaßnahmen weitergeführt werden. Zu den Eckpfeilern der neuen Richtlinien gehören die regelmäßige Desinfektion von sanitären und sozialen Einrichtungen sowie von Fahrzeugen oder Werkzeugen vor Verwendung durch andere Mitarbeiter. Außerdem ist das Tragen von Schutzmasken oder Vollvisieren verpflichtend, falls die generelle 1-Meter-Abstandsregel nicht eingehalten werden kann.
Bauinnungsmeister Anton Rieder begrüßt die Entwicklung: „Die Möglichkeit zur Weiterarbeit auf Baustellen ist nun endlich durchgängig geregelt. Das Wohl der Mitarbeiter hat dabei nach wie vor oberste Priorität. Daher appelliere ich an alle Unternehmer, die erforderlichen Vorkehrungen in Bezug auf Gesundheit und Hygiene unverzüglich zu treffen sowie an die Arbeitnehmer, sich pflichtbewusst daran zu halten.“

„Keine Richtlinien im Vorfeld“
Nicht nur Rieder, auch sein Amtskollege vom Bauhilfsgewerbe, Hans-Peter Springinsfeld (St. Johann), zeigt sich gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger erleichtert, dass es nun einen offiziellen Handlungsrahmen gibt: „Ich bin sehr glücklich, weil ich mich seit zwei Wochen darum bemüht habe, eine einheitliche Vorgangsweise vermittelt zu bekommen. Man hat im Vorfeld keine Richtlinien gehabt, wie man den optimalen Arbeitnehmerschutz wirklich umsetzen kann.“ Als Arbeitgeber sei man „mit der Aufgabenstellung überfordert gewesen“, da man sich als Unternehmen ja nicht nur auf Hörensagen und Mutmaßungen verlassen kann, wenn es um effektiven Arbeitsschutz geht. Viele Betriebe hätten aufgrund dieser Unsicherheit zunächst zugesperrt. Die Maßnahmen, die die Branche nun tätigen muss, hält Spring-
insfeld „für realistisch umsetzbar“. Es gebe einige Varianten, wie so etwas abgewickelt werden könnte. „Ich habe für meinen Bereich entschieden, dass meine Mitarbeiter Maske, Kunststoffvisier und Schutzhandschuhe tragen.“ Denn im alltäglichen Betrieb auf der Baustelle sei es äußerst schwierig, den Mindestabstand von einem Meter zu wahren. So etwas sei für die Arbeitnehmer einfach nicht praktikabel.

Schutzmasken im großen Stil bereit halten
Die Maßgaben bedeuten natürlich auch eine gewisse Herausforderung: „Die einheitlichen Regelungen verbessern unsere Lage, aber trotzdem sind langfristig noch nicht alle Probleme gelöst“, gibt beispielsweise Anton Rieder zu bedenken. Denn Schutzmasken und Desinfektionsmittel im großen Stil bereit zu stellen, kann natürlich Betrieben Probleme bereiten. „Doch nicht nur die Bauunternehmer stehen in der Pflicht, das Personal entsprechend auszustatten und zu unterweisen, sondern auch Bauherren sind gefordert, die Sicherheits- und Gesundheitsschutzpläne zu adaptieren“, ergänzt Anton Rieder. Er rät daher zwar allen Unternehmern weiterzuarbeiten, dies jedoch nicht ohne Rücksicht auf Verluste zu tun, sondern den Ernst der aktuellen Lage stets im Auge zu behalten. Wie das in der Praxis geht, fragte der Anzeiger Anfang der Woche bei Müller Bau in St. Johann nach. Das Unternehmen ist bereits voll in der Umsetzung der Richtlinien. Die Auftragslage sei derzeit  grundsätzlich gut, die Maßnahmen bei einem Betrieb der mittleren Größe auch stemmbar. Herausfordernd sei vor allem die Transportlogistik. Mit Blick auf die Zukunft rechnet man bei Müller Bau naturgemäß mit einem Rückgang bei den Aufträgen aus der Gastronomie und Hotelleriebranche.

Branche steht vor Herausforderungen
Dass Herausforderungen auf den Bau zukommen werden, unterstreicht auch Anton Rieder: „Angesichts der Lage sind sowohl im privaten Sektor als auch im tourismusnahen Bereich die Auftraggeber stark verunsichert darüber, ob sie geplante Vorhaben umsetzen möchten.“ Zudem müssen voraussichtlich in einigen Wochen Arbeiten unterbrochen werden, „weil Vorleistungen fehlen, Lieferungen nicht rechtzeitig kommen, Verfahren stocken oder Bescheide ausständig sind.“ Um derartige Situationen zu überbrücken sei Kurzarbeit eine gute Lösung.Vom Gesetzgeber fordert Rieder allerdings eine Anpassung des Modells speziell für den Bau, um eine „Hyperflexibilität“ zu gewährleisten. Und abschließend richtet er noch einen Appell an das Land: „Um die Wirtschaft in Gang zu halten, ist es essenziell, dass Landesbaustellen weiterlaufen, geplante Projekte verstärkt vergeben sowie Behördenverfahren dringend abgehalten werden.“ Elisabeth Galehr

„Ärmel hochkrempeln“ heißt es für alle am Bau tätigen Gewerke. Die Sozialpartner einigten sich vor Kurzem auf Richtlinien, die für die gesamte Branche gelten und dem Schutz der Mitarbeiter dienen. Foto: AMS/DoRo

 
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