Kitzbüheler Anzeiger
26.04.2021
News  
 

Aufregung wegen neuer Deponie

Mehr als hundert Fahrten in zwei Tagen zählte ein Anrainer in Schwendt bei der neuen Bodenaushubdeponie, die seit einigen Monaten in Betrieb ist. Kein Einzelfall, denn immer wieder kommt es zu Einsprüchen bei den derzeit 18 bewilligten Deponien im Bezirk.

Schwendt, Kitzbühel | Der eine LKW kommt, der andere fährt weg. Wie in einer Endlosschleife kam sich vergangene Woche ein Schwendter Anrainer vor. Unzählige LKW lieferten Bodenaushub vor seiner Haustür zur neuen Deponie. Zum Leidwesen des Anrainers: Er spricht von einer zusätzlichen Belastung für Anrainer und auch für die Umwelt. „Wir wollen nicht, dass irgendjemand ein Geschäft auf dem Rücken anderer macht“, erklärt der Schwendter (Name der Redaktion bekannt).
Bürgermeister Richard Dagn  wurde ebenso bereits auf die Deponie angesprochen: „Der Gemeinde sind alle Hände gebunden. Wir können nur aufklären und beruhigen.“ Er verwies an die zuständige Behörde, die alles genehmigt und bewilligt hat.
Die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel, Abteilung Umwelt hat bereits eine Überprüfung eingeleitet, wie Judith Höfinger bestätigt. Genaue Zahlen zu dem konkreten Fall kann sie nicht mitteilen. Wenn eine Deponie ohne Bewilligung geführt wird, dann sind Strafen zwischen 4.200-41.200 Euro möglich.

Bezirksweit gibt es 18 Bodenaushubstellen
Der Höhepunkt der Bodenaushubdeponien reicht in die Jahre 2013/2014 zurück, derzeit hat sich die Zahl bei 18 Deponien eingependelt. Ein paar stehen kurz vor der Schließung, um neue wird ebenso angesucht. Im Durchschnitt haben die Deponien Platz für 50.000 bis 60.000 m3 Bodenaushub. Umgerechnet bedeutet dies auf einem 4-Achser LKW zwischen  4000 und 5000 Fahrten. Die Bewilligung gilt für eine bestimmte Zeit,wenn die Voraussetzungen passen dann kann auch verlängert werden.
Viel zu tun hat man im Referat mit Beschwerden von Anrainern. „Wir bewilligen nur Deponien, die keine Gesundheitsgefährdung und keine unzumutbare Belästigung durch den Lärmpegel hervorrufen“, sagt Höfinger und ergänzt, dass bei Unklarheiten noch ein medizinischer Sachverständiger sein Urteil abgibt. Durchaus kommt es dann vor, dass die Fahrten reglementiert und ein Lärmdamm gebaut werden müssen. Für viele Anrainer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, da die Anfahrt zur Bodenaushubdeponie zumeist über eine öffentliche Straße führt und es dort kein Mitspracherecht für Anrainer gibt. „Die öffentlichen Straßen werden laut Gesetz nicht dazugezählt“, sagt Höfinger und ergänzt, dass nur die Betriebsfläche zählt.  

Bodenaushub ist nicht gleich Abfallprodukt
Bodenaushub zählt, sobald dieser an Dritte weitergegeben wird, zu den Abfallprodukten. Eine Ausnahme gibt es für die Landwirtschaft: um Flächen besser bewirtschaften zu können dürfen 1.100 m3 auf einer Grundstücksfläche von max. 2.500 m2 ausgebracht werden. „Dies ist eine zulässige Verwertung und hier gibt es viele Anmeldungen“, informiert Höfinger.
Verena Mühlbacher

Bild: Der Bodenaushub für Hausbau, Terassenbau, Straßen muss entsorgt werden. Billiger wird es, je weniger Kilometer gefahren werden müssen. Foto: daibau.at

Außerdem - Bodenaushub im Fokus
Bezirk, Innsbruck | Die Bezirkshauptmannschaft hat 18 Deponien bewilligt ( bis max. 100.000m3), größere Deponien muss das Land bewilligen. In Tirol gibt es rund 300 Abladestellen. Kritik kommt vom Landesumweltanwalt, der das ständige Wachstum bei der Anzahl der Deponien anprangert. Klare Regeln werden gefordert: ein generelles Verbot in Schutzgebieten sowie ein Mindestabstand zu Siedlungsgebieten. Derzeit haben Gemeinden und Anrainer keine Parteistellung und wenden sich hilfesuchend an den Landesumweltanwalt. Beanstandet werden Zufahrten, die durch Wohngebiete führen: für Anrainer bedeutet dies eine Lärm- und Staubbelästigung. Der Landesumweltanwalt sieht die Notwendigkeit für ein landesweit koordiniertes Vorgehen und schlägt vor, analog zum „Rohstoffbeirat“ eine Art „Deponiebeirat“ einzurichten. KA, veh

 
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